Der Blog von Evelyne: jung und gesund, aber mit Testament (1/4)

Le blog d'Evelyne / portrait

Ich bin 25 Jahre alt, weiblich, gesund und habe ein Testament. Warum? Ich möchte jederzeit selbstbestimmt über meinen Besitz entscheiden, auch nach meinem Tod.

Ich rechne nicht damit, bald zu sterben. Ich bin jung und gesund und stehe voll im Leben. Aber der Tod ist ein Thema, das mich jeden Tag bei meiner Arbeit beschäftigt. Jedes Mal, wenn ich einen Brief mit einem Testament oder einem Vermächtnis für Ärzte ohne Grenzen Schweiz öffne, weiss ich, dass eine Person verstorben ist. Eine Person mit Familie, Freunden und Bekannten, die um sie trauern und sie vermissen werden. Ich sah mich in den letzten Monaten auch privat mit der Unvorhersehbarkeit des Lebens und auch des Todes konfrontiert. Ein Bekannter überlebte einen Sturz aus zwei Meter Höhe, wegen eines Brandes alarmierte ich zum ersten Mal in meinem Leben die Feuerwehr und ein naher Familienangehöriger erhielt die Diagnose Krebs. Diese extrem emotionalen Ereignisse, ich fühlte Schock, Trauer, Sorge und Ängste, mit denen ich mich noch nie so in meinem Leben beschäftigt habe, führten nicht dazu, dass ich die Lust am Leben verlor. Doch sie machten mir klar, dass ich gerne vorbereitet sein möchte. Vorbereitet auf den Tod, um im Leben aus dem Vollen zu schöpfen.

Unvorhergesehenem unerschrocken entgegenblicken

Für mich gehört zu dieser Vorbereitung auch das Schreiben meines Testaments. So kann ich selbst bestimmen, was nach meinem Tod mit meinem Besitz geschieht. Dabei geht es nicht nur um Geld, denn mein Vermögen ist nicht besonders gross. Viel wichtiger für mich ist, persönlich wertvolle Gegenstände wie Schmuck, Bilder oder Bücher an jene Personen zu vermachen, denen ich mich verbunden fühle und von denen ich weiss, dass sie diese Stücke weiter wertschätzen werden. Dazu kommt, dass ich das Gefühl habe, so auch Trost spenden zu können, wenn ich nicht mehr da bin.

Trost spenden sich die Hinterbliebenen auch an der Beerdigung und für mich ist sie die letzte Möglichkeit, meinen Liebsten etwas mitzugeben. So möchte ich teilweise mitbestimmen, wie meine Beerdigung gestaltet werden soll. Dies kann ich auch in meinem Testament festhalten. Weiter kann ich so auch sicherstellen, dass nichts gegen meinen Willen mit meinem Körper geschieht, zum Beispiel bezüglich Kremierung oder der Art des Grabes.

Mit meinem Testament kann ich meinen Liebsten ein letztes Mal etwas von mir mitgeben.

Evelyne

Mein letzter Wille, mein letztes Wort

Ein Testament erfüllt für mich verschiedene Zwecke, es gibt mir Selbstbestimmung über meinen Besitz und über meinen Körper auch nach dem Tod. Aus meinem Job weiss ich, dass der Tod einen grossen administrativen Aufwand mit sich bringt. Mit einem klaren Testament kann ich diesen für meine Hinterbliebenen vereinfachen. Und ich kann meinen Liebsten ein letztes Mal etwas von mir mitgeben, versuchen, die Trauer zu lindern und mich verabschieden.

All dies ist nur möglich, wenn ich mein Testament selbst schreibe.

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Über die Autorin: Evelyne Kappeler hat bei Ärzte ohne Grenzen Schweiz für die Abteilung Erbschaften und Legate gearbeitet. In ihrem Alltag hat sie sich um die administrativen Prozesse der Nachlassverwaltung all jener grosszügigen Spender*innen gekümmert , die Ärzte ohne Grenzen Schweiz in ihrem Testament bedacht haben.