Was Sie erwarten können
© Luca Sola
Mit ihrem medizinischen, paramedizinischen und nichtmedizinischen Personal stellt Ärzte ohne Grenzen in vielen Ländern der Welt die Gesundheitsversorgung sicher und bietet eine sowohl auf beruflich wie auch privater Ebene bereichernde Arbeit. Unsere Mitarbeitenden leben und arbeiten häufig in einer kulturell ungewohnten Umgebung. Bisweilen sind sie auch mit extremen und belastenden Bedingungen konfrontiert. Wenn Sie sich für einen Einsatz mit uns entscheiden, empfehlen wir Ihnen, die folgenden Abschnitte zu lesen und sich die Videos anzusehen. Dies hilft Ihnen, die Konsequenzen eines solchen Schritts besser zu verstehen und sich auf den Rekrutierungsprozess vorzubereiten.
Nehmen Sie sich die Zeit, um sich zu informieren, und prüfen Sie die Beweggründe für Ihre Entscheidung.
Lebensbedingungen
Bei Ihren Einsätzen in den Projekten vor Ort ist Anpassungsfähigkeit gefragt, insbesondere in den Bereichen Essen, Unterkunft, Tagesablauf, Erholung und Sprache. Ihre Lebensweise wird sich verändern, und Freizeit sowie Privatsphäre sind manchmal nur knapp bemessen. Sie müssen Wohnzimmer, Küche und oft auch Bad mit anderen teilen. Grundsätzlich steht Ihnen ein eigenes Zimmer in einem Haus oder ein Schlafplatz in einem Zelt zur Verfügung. In Notfallsituationen werden Sie möglicherweise gebeten, ein Zimmer mit Ihren Kolleg:innen zu teilen. Bevor Sie sich bei Ärzte ohne Grenzen bewerben, müssen Sie sicher sein, dass Sie auf bestimmte Annehmlichkeiten verzichten können. Um Unterkunftsreinigung und Kochen müssen Sie sich jedoch meist nicht selbst kümmern.
An den Standorten unserer Projekte herrschen häufig unwirtliche Wetterbedingungen (extreme Hitze oder Kälte, hohe Luftfeuchtigkeit, starke Regenfälle oder Wüstenklima). Dies gilt es beim Zusammenstellen Ihres Gepäcks zu berücksichtigen. Nicht zu vergessen sind aber auch die Kleidungsgewohnheiten der Menschen in Ihrem Einsatzland. Dies ist ein sehr wichtiger Aspekt, denn wir wollen den Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, den nötigen Respekt entgegenbringen und als Organisation vor Ort akzeptiert werden.
Gesundheit
Für einen Einsatz vor Ort sind eine gute Gesundheit und eine gesunde Lebensweise unerlässlich. Vor Ihrer Abreise wird überprüft, ob Sie alle notwendigen Impfungen gemacht haben. Zudem müssen bestimmte vorbeugende Massnahmen (zum Beispiel Malariaprophylaxe) entsprechend den regionalen Gegebenheiten ergriffen werden.
Wenn Sie sich für uns entschieden haben und man Ihnen einen Einsatz vorgeschlagen hat, müssen Sie sich vor Abreise einer medizinischen Untersuchung unterziehen, die ein Jahr lang gültig ist. Ihre Eignung für solche Einsätze wird im Rahmen dieser Untersuchung beurteilt. Auch Personen mit bestehenden chronischen Vorerkrankungen durchlaufen eine solche Untersuchung. Damit sollen der physische und psychische Gesundheitszustand der künftigen Mitarbeitenden sowie ihr individueller Unterstützungsbedarf während des Einsatzes eruiert werden.
Mehr Informationen in unsere Broschüre.
Dauer des Einsatzes
Der erste Einsatz dauert in der Regel sechs Monate (für gewisse medizinische Fachkräfte manchmal auch kürzer). Je nach Bedarf im Einsatzland kann die Dauer bei Notfällen kürzer oder aber bei bestimmten Projekten länger (zum Beispiel neun bis zwölf Monate) sein.
Wir bitten Sie, sich bei Ärzte ohne Grenzen für mehr als einen Einsatz zu verpflichten, nämlich für ein Minimum von zwölf Monaten. Dabei ist es wichtig, zwischen den verschiedenen Einsätzen Pausen einzulegen, deren Dauer Sie nach der Rückkehr vom ersten Einsatz mit Ihrem Career Manager besprechen.
Wir sind uns bewusst, dass unser Poolsystem Ihnen hohe Flexibilität abverlangt. Damit Sie sich entsprechend organisieren können, berücksichtigen Sie bitte auch die nötige Vorankündigungsfrist (ab dem Moment, an dem wir Sie für einen Einsatz kontaktieren, bis zum frühestmöglichen Abreisetermin). Selbst wenn wir sofort verfügbare Bewerber:innen zu schätzen wissen, empfehlen wir Ihnen, Ihre derzeitige Stelle nicht zu kündigen, solange wir Ihnen keinen Einsatz vorgeschlagen haben. Bitte geben Sie in den Angaben zur Verfügbarkeit, die Sie uns im Rekrutierungsverfahren mitteilen, auch Ihre Kündigungsfrist an. Wir werden uns bemühen, diese zu berücksichtigen.
Umgang mit Stress
Einsätze für Ärzte ohne Grenzen können belastend sein. Viele Faktoren tragen dazu bei: die akute Not der von uns unterstützten Personen, ein völlig anderes Umfeld, einfache Lebensbedingungen, lokales Essen, die räumliche Distanz zu Freunden und Angehörigen, mögliche Gesundheitsprobleme, angespannte Beziehungen zwischen Teammitgliedern, Gefühl der Unsicherheit, häufige Änderungen im Projekt, schwierige Beziehungen zu den lokalen Behörden usw.
Bitte bedenken Sie, dass Sie während Ihres Aufenthaltes mit einer hohen Arbeitsbelastung, eingeschränkten Erholungsmöglichkeiten und einer fliessenden Grenze zwischen Berufs- und Privatleben konfrontiert sein werden. Es ist wichtig, dass Sie auf sich achten, Ihre körperlichen und psychischen Grenzen kennen und sich bei Bedarf Hilfe holen.
Privatleben
Im Ausland arbeiten bedeutet, dass Sie mehrere Monate lang von Ihren Angehörigen getrennt sind. Die Kommunikation kann schwierig sein, und Internetzugang ist nicht garantiert. Wenn jemand bereits einige Zeit für Ärzte ohne Grenzen tätig war, ist unter bestimmten Umständen auch ein Einsatz gemeinsam mit der Familie möglich. Dies hängt jedoch immer von den Möglichkeiten vor Ort ab. Wenn Ihre Familie Sie in ein Projekt begleitet, erhalten Sie von unserer Seite eine gewisse administrative und finanzielle Unterstützung.
Welche Auswirkungen hat eine Abwesenheit von sechs oder mehr Monaten auf Ihr Privatleben?
Jeder Mensch reagiert anders. Bedenken Sie jedoch, dass ein Einsatz unweigerlich zu einer mehrmonatigen Trennung von Ihren Angehörigen führen wird. Diese Zeit kann sowohl für Sie als auch für Ihre Angehörigen schwierig sein. Bitte seien Sie sich dessen bewusst, bevor Sie Ihre Entscheidung treffen. Darüber hinaus ist auch die Rückkehr nach Hause nicht immer einfach.
Während Sie den Kulturschock bei der Reise in ein fremdes Land wohl bereits erwartet haben, sind Sie vielleicht überrascht, auch in Ihrem eigenen Team mit kulturellen Unterschieden konfrontiert zu sein. Diese Unterschiede sind zwar oft bereichernd, können aber auch zu Missverständnissen führen.
Es ist wichtig, dass Sie Menschen mit anderen Überzeugungen und Kulturen unvoreingenommen begegnen.
Ihre Priorität sollte immer darin bestehen, Ihre Arbeit wirksam und effizient zu erledigen.
Toleranz und gegenseitiger Respekt sind Kernwerte von Ärzte ohne Grenzen. Daher setzen wir voraus, dass Sie Menschen, die anders denken und handeln, tolerant begegnen.
Sie werden auch mit neuen Realitäten konfrontiert. Wenn Sie sich bei uns bewerben, sollten Sie sich bewusst sein, dass wir daran arbeiten, den Zugang zur Gesundheitsversorgung für gefährdete Bevölkerungsgruppen in Ländern zu verbessern, in denen Folgendes auftreten kann:
- Es kommt zu eklatanten Verstössen gegen Menschenrechte.
- Frauen, Männer und Kinder kommen wegen ihrer ethnischen, sozialen oder Stammeszugehörigkeit möglicherweise nicht in den Genuss von Rechten, die in anderen Gesellschaften allgemein anerkannt sind, oder sie werden zweitrangig behandelt, wenn nicht sogar aktiv verfolgt.
- Homosexualität steht gesetzlich unter Strafe.
- Vergewaltigung wird als Waffe im Krieg eingesetzt.
- Infektionskrankheiten und Epidemien sind weit verbreitet.
Sicherheit
Wenn Sie sich für Ärzte ohne Grenzen engagieren, müssen Sie bereit sein, auch in ein instabiles Land zu reisen.
Die Sicherheit der Mitarbeitenden gehört zwar zu unseren obersten Prioritäten, und wir setzen alles daran, die Risiken weitmöglichst zu minimieren. Doch ein gewisses Restrisiko bleibt immer bestehen. Selbst wenn Sie in ein stabiles Land reisen, kann sich das Umfeld verschlechtern und zu Unsicherheit führen.
Für alle unsere Projekte führen wir Risikoanalysen durch. Zudem werden die erstellten Handbücher regelmässig aktualisiert, um Risiken so weit wie möglich zu begrenzen. Die Gewährleistung Ihrer Sicherheit liegt sowohl in der institutionellen Zuständigkeit von Ärzte ohne Grenzen als auch in Ihrer eigenen Verantwortung.
Wichtig ist auch noch Folgendes: Wenn Sie in einem unserer Projekte arbeiten, repräsentieren Sie Ärzte ohne Grenzen Tag und Nacht, selbst in Ihrer Freizeit und im Urlaub. Alle Mitarbeitenden sind für ihre eigene Sicherheit und die Sicherheit ihres Teams verantwortlich. In einem fremden Umfeld können sich zwischenmenschliche Konflikte, das Verhalten oder auch der Personaleinsatz auf die Sicherheit auswirken.
Die Sicherheitsvorschriften von Ärzte ohne Grenzen können Ihre Bewegungsfreiheit und Ihre Interaktion mit der lokalen Bevölkerung ausserhalb der Arbeitszeiten einschränken. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass Ihre Handlungen als Mitarbeiter:in nicht nur Auswirkungen auf die Menschen haben können, mit denen Sie unmittelbar in Kontakt stehen, sondern auch auf unser Projekt und damit direkt auf die Menschen, denen wir helfen. Daher wird vorausgesetzt, dass Sie sich an unsere Regeln halten. Nach Ihrem Arbeitstag müssen Sie eventuell eine Ausgangssperre einhalten und dürfen den Standort von Ärzte ohne Grenzen nicht verlassen.
Ihre Tätigkeit für Ärzte ohne Grenzen ist zwar freiwillig, doch die Aufnahme einer solche Tätigkeit sollte stets auf einer fundierten und gut durchdachten Entscheidung basieren. Dieser Aspekt wird auch bei der Rekrutierung und Zuteilung zukünftiger Einsätze nochmals besprochen.
Die oben genannten Themen sollen Ihnen einen Eindruck davon vermitteln, was die Mitarbeit in unseren Projekten mit sich bringt. Tausende von Menschen, die im Laufe der Jahre für Ärzte ohne Grenzen gearbeitet haben, fanden ihre Einsatzerfahrung ebenso anspruchsvoll wie bereichernd. Für viele war der Einsatz ein Wendepunkt in ihrem Leben.
Die Arbeit bei Ärzte ohne Grenzen ist nicht nur ein Abenteuer oder eine berufliche Chance, sondern ein umfassendes Engagement.
Was MSF bietet
Vergütung, Sozial und Nebenleistungen, Entwicklungsmöglichkeiten, Fürsorgepflicht, usw.
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© Luca Sola