Das Jahr 2022 in Bildern
© Mohamad Cheblak/MSF
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Ein weiteres Jahr neigt sich dem Ende zu. Es war ein intensives Jahr, in dem wir auf Notfälle und unerwartete Ereignisse reagierten und auch die regelmässigen Aktivitäten in unseren bestehenden Projekten weitergingen. Ob in der Ukraine, Pakistan oder im Südsudan – die Menschen in unseren Einsatzländern waren besonders stark von Konflikten, Epidemien und Naturkatastrophen betroffen. Dies erschwerte ihren Alltag weiter. 2023 werden zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen sein, insbesondere im Hinblick auf die planetare Gesundheit. Denn der Klimanotstand wird zu einem erhöhten Bedarf an Gesundheitsleistungen führen. Ein Rückblick auf das Jahr 2022 der weltweiten Teams von Ärzte ohne Grenzen in Bildern:
Januar
Die eskalierende Gewalt in Djugu in der Provinz Ituri, in der Demokratischen Republik Kongo, hat Ende 2021 die humanitäre und die Sicherheitslage verschärft. Vielerorts waren die Menschen von der Aussenwelt abgeschnitten. Mittlerweile leben mehr als 65 000 Personen im Vertriebenencamp von Rho. Aus dem lokalen Gesundheitsposten ist ein kleines Spital geworden. Dort betreuen unsere Teams Notfälle und Geburten und halten Sprechstunden und psychologische Konsultationen ab. Mehr erfahren
Februar
Am 24. Februar fallen die ersten Bomben auf die ukrainischen Städte. Mehr als 6,6 Millionen Menschen werden innerhalb des Landes vertrieben, während 6,2 Millionen in die umliegenden Länder fliehen. Unsere Teams, die schon seit acht Jahren im Osten des Landes tätig sind, passen ihre Tätigkeiten an die neue Situation an. Sie versorgen medizinische Einrichtungen mit Material, damit den freiwillig oder unfreiwillig im Land verbliebenen Menschen weiter eine Gesundheitsversorgung zur Verfügung steht. In der Nähe der Front setzen wir mobile Kliniken ein. Mehr erfahren
März :
Nach gewaltsamen Zusammenstössen zwischen verfeindeten Bevölkerungsgruppen in Agok, das im umkämpften Abyei-Gebiet liegt, flüchten die Einwohner:innen Anfang Februar nördlich in Richtung der Stadt Abyei und südlich in Richtung des Distrikts Twic. Neben medizinischer Hilfe stellt Ärzte ohne Grenzen an verschiedenen Standorten auch Nahrung und Trinkwasser bereit. Die Teams errichten über hundert Latrinen und verteilen Hilfsgüter wie Decken, Moskitonetze, Kanister und Seife. Doch das reicht nicht aus: Ärzte ohne Grenzen appelliert an andere Akteure, ebenfalls Hilfe zu leisten. Mehr erfahren
April :
Der Krieg in der Ukraine tobt weiter, insbesondere im Osten und Süden des Landes, wo am heftigsten gekämpft wird. Zum ersten Mal kommt ein für medizinische Zwecke ausgerüsteter Zug zum Einsatz. Dieser transportiert Patient:innen aus dem Osten in Städte, wo die benötigten Behandlungen möglich sind. Bis November 2022 können mehr als 2000 Personen in Sicherheit gebracht werden. In Städten, in denen viele Vertriebene Zuflucht gefunden haben, arbeiten wir daran, den Zugang zu medizinischer Versorgung zu sichern. Ein Schwerpunkt liegt auf der psychologischen Hilfe. Mehr erfahren
Mai :
Seit Anfang des Jahres haben fünf Tropenstürme in Madagaskar grossen Schaden angerichtet und Hunderte von Menschen sterben. In der abgelegenen Region Nosy Varika werden das Spital und die Gesundheitszentren beschädigt. Unsere Teams sind tagelang unterwegs, um den Bewohner:innen Hilfe anzubieten. Vor Ort betreiben sie mobile Kliniken und sanieren Gesundheitseinrichtungen, damit sie künftigen Stürmen besser standhalten können. Mehr erfahren
Juni :
Ende Juni wird der Südosten Afghanistans von einem Erdbeben der Stärke 5.9 erschüttert; dabei sterben mehr als 1000 Menschen. Unser Personal, das bereits in Kabul und Chost vor Ort ist, bietet den Behörden sofort seine Hilfe an. Zwei Teams machen sich in das am stärksten betroffene Gebiet auf. In Bermal, Provinz Paktika, wird rasch eine mobile Klinik eingerichtet. Bereits an den ersten zwei Tagen können mehr als 200 Personen medizinisch versorgt werden. Die Teams helfen auch beim Zugang zu Wasser, der Abwasserentsorgung und der Einrichtung sanitärer Anlagen. Mehr erfahren
Juli :
Fünf Jahre nach Ende des Kriegs nimmt für die Menschen im irakischen Mossul das Leben allmählich wieder Fahrt auf. Doch der Wiederaufbau braucht seine Zeit; auch das Gesundheitssystem erholt sich nur schleppend. Die medizinischen Einrichtungen wurden schwer beschädigt, und eine gute medizinische Versorgung ist für viele nicht verfügbar, oder nicht erschwinglich. Auch Lieferengpässe und Medikamentenmangel sind weiterhin ein Problem. Ärzte ohne Grenzen betreut in drei Spitälern Geburten, führt Operationen durch, kümmert sich um pädiatrische Notfälle und bietet psychologische Unterstützung an. Mehr erfahren
August :
In mehreren Ländern stellt die besonders starke Häufung von Mangelernährung unsere Teams vor Herausforderungen. Wegen Dürre oder Überschwemmungen kommt es in Ländern wie Niger, Nigeria, Äthiopien oder Tschad zu Ernteausfällen. Der Klimawandel und veränderte Regenmuster verschlimmern die Lage noch. In Afghanistan oder im Jemen wirken sich die Konflikte auf die Ernährungssituation aus. An all diesen Orten sind unsere Teams im Einsatz, um sich um die grosse Zahl mangelernährter Kinder zu kümmern. Mehr erfahren
September :
Nachdem in Uganda im Distrikt Mubende ein Ebola-Fall bestätigt wird, melden die Behörden am 20. September offiziell den Ausbruch. Ärzte ohne Grenzen arbeitet von Beginn an eng mit dem Gesundheitsministerium zusammen, um die Ausbreitung der Epidemie aufzuhalten. Anders als für den Zaire-Typus gibt es für die in Uganda festgestellte, seltenere Sudan-Spezies keinen Impfstoff. Die medizinischen Massnahmen beschränken sich daher auf die Behandlung der Symptome. Eine intensive und möglichst frühzeitige Versorgung erhöht die Überlebenschancen. Mehr erfahren
Oktober :
Seit mehr als 20 Jahren haben es unsere Teams in den Einsatzgebieten mit Hepatitis-E-Ausbrüchen zu tun. Jedes Jahr stecken sich weltweit 20 Millionen Menschen mit der Krankheit an, 44 000 Personen sterben daran. Zu Ausbrüchen kommt es vor allem bei schlechten sanitären Bedingungen, wie sie oft in Vertriebenenlagern zu finden sind. Dank eines neuen Impfstoffs findet dieses Jahr erstmals eine gross angelegte Impfkampagne statt, bei der Ärzte ohne Grenzen in Zusammenarbeit mit der südsudanesischen Behörde massgeblich beteiligt ist. Diese erfolgreiche Impfkampagne ist ein wichtiger Schritt in der Bekämpfung von Hepatitis E. Mehr erfahren
November :
Zum ersten Mal seit 30 Jahren bricht im Libanon die Cholera aus. Das Epizentrum der Epidemie befindet sich in den Distrikten der Bekaa-Ebene, Akkar und Tripoli. Die Wirtschaftskrise hat die Zustände in den Geflüchtetenlagern und abgelegenen Gebieten noch verschlimmert. Zudem erschweren Versorgungsengpässe bei medizinischem Material, Diagnostika und Personal die Hilfe. In Bar Elias haben unsere Teams ein Cholera-Behandlungszentrum eingerichtet. Daneben informieren sie in mehreren Gebieten die Bevölkerung über Schutzmassnahmen und liefern medizinisches Material. Mehr erfahren
Dezember :
Mehr als 1200 Personen sind nach Schätzungen 2022 im Mittelmeer gestorben. In den fünf Jahren zuvor haben bereits 8500 Menschen ihr Leben auf der Überfahrt verloren. Unser Such- und Rettungsschiff, die Geo Barents, konnte in seinem ersten Einsatzjahr 3138 Menschen retten. Um weitere Todesfälle und Zustände wie auf den griechischen Inseln zu verhindern, ist es dringend nötig, dieser tödlichen Migrationspolitik ein Ende zu setzen. Angesichts der Ukraine-Krise hat Europa bewiesen, dass es möglich ist, Geflüchtete menschenwürdig zu behandeln – dafür setzt sich Ärzte ohne Grenzen weiterhin ein. Mehr erfahren
© Mohamad Cheblak/MSF