D.R. Kongo: Die Krise hält an
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Jahrzehntelange Konflikte und mangelnde öffentliche Investitionen erschweren der Bevölkerung in der Demokratischen Republik Kongo den Zugang zu einer grundlegenden Gesundheitsversorgung. So verbreiten sich ungehindert Epidemien, und die Behandlung von schweren Krankheiten wird vernachlässigt – oftmals mit tödlichem Ausgang. Die Kinder- und Müttersterblichkeit ist gestiegen und die Lebenserwartung gehört zu den niedrigsten weltweit.
Im Osten des Landes ist die Situation noch immer sehr labil durch bewaffnete Gruppen, die sich immer wieder zu neuen Gruppen zusammenschliessen, durch andauernde Militäroperationen, Unsicherheit, Bandenwesen und Gewalt. Angriffe gegen Zivilisten und Hilfsorganisationen nehmen zu und machen die Lage für die Bevölkerung und die Helfer gefährlich.
Raubüberfälle, Morde, Entführungen und willkürliche Gewalt sind für Millionen von Menschen tägliche Realität. Die Instabilität führt dazu, dass Menschen vertrieben werden und schränkt auch die lebensrettenden Aktivitäten von MSF zeitweilig ein.
Die fehlenden Investitionen in das Gesundheitssystem des Landes führen dazu, dass ausgebildetes medizinisches Personal ebenso fehlt wie die nötige Infrastruktur.
„Patienten müssen bis zur nächsten Gesundheitseinrichtung oft viele Stunden zu Fuss zurücklegen“, erklärt Landeskoordinatorin Christine Buesser von MSF. „Stellen Sie sich vor, Sie sind schwanger und haben ein weiteres Kind auf dem Rücken. Dann sind solche Distanzen sehr schwierig zu überwinden. Allein ein Gesundheitszentrum zu erreichen gehört damit zu den täglichen Herausforderungen.“
Epidemien als Dauerkrisen
Auch die nationalen Präventionsmassnahmen gegen Krankheiten sind wegen der bereits genannten Mängel nur gering ausgebildet – hinzu kommen logistische Schwierigkeiten aufgrund der enormen Grösse des Landes. Das nicht richtig funktionierende Immunisierungsprogramm und die fehlenden Impfstrategien führen zu einer permanenten Notfallkrise in der Gesundheitsversorgung: vermeidbare Epidemien wie Cholera, Masern und Malaria fordern in der Bevölkerung einen hohen Tribut.
Dauerhaftes Engagement gegen Aids ist wichtig
In der Demokratischen Republik Kongo erhalten nur zwölf Prozent der HIV-positiven Patienten eine Behandlung mit lebensverlängernden antiretroviralen Medikamenten. 95 Prozent der betroffenen Frauen haben zudem keinen Zugang zu einer Behandlung, die die Übertragung des Virus auf das ungeborene Kind verhindern kann.
Trotz dieser Situation wird die Finanzierung der Aidsbekämpfung immer schwieriger. 2011 hat die Weltbank die Finanzierung ihres HIV/Aids-Programms gestoppt und auch andere Geber arbeiten mit sehr begrenzten Zuwendungen angesichts der fundamentalen Bedürfnisse im Land. Zusätzlich werden Zahlungen der Geberländer an den Globalen Fonds, der das wichtigste Finanzierungssystem im Kampf gegen HIV/Aids darstellt, in ernst zu nehmendem Masse ausfallen.
Für Tausende Patienten in der D.R. Kongo könnte dieser Rückzug der Geberländer ein Ende der Behandlung bedeuten – für viele weitere Menschen die Unmöglichkeit, eine Behandlung erst zu beginnen. Dies droht den Fortschritt bei der Einführung der antiretroviralen Behandlung zu unterminieren.
Grund zur Sorge: Die Schlafkrankheit
Die Hälfte der weltweit auftretenden Fälle der unbehandelt tödlich verlaufenden Schlafkrankheit tritt in der D.R. Kongo auf – insbesondere im Nordosten des Landes. In einigen Gebieten dort liegt das Aufkommen bei fünf Prozent und damit weit über den kritischen 0,3 Prozent, die ein öffentliches Gesundheitsproblem indizieren. Die Krankheit wird durch Tsetse-Fliegen übertragen, die mit dem Parasiten Trypanosoma brucei gambiense infiziert sind.
Die Instabilität und die Vertreibungen im Land haben zur Ausbreitung der Schlafkrankheit beigetragen. Die fehlenden Strassen machen es schwierig, Patienten zu erreichen. MSF hat seit 2007 durchschnittlich 1’000 betroffene Patienten behandelt. Für die kommenden drei Jahre sind weitere Erkundungseinsätze geplant, damit mehr Patienten erreicht werden können und die Schlafkrankheit in der Region eingedämmt werden kann.
2011 waren über 2’500 Mitarbeiter in zehn der elf Provinzen des Landes im Einsatz, um den Menschen mit lebensrettender Hilfe zur Seite zu stehen. MSF arbeitet seit 1981 in der D.R. Kongo.