DR Kongo: Ein neues Projekt für Gewaltopfer in Boga
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Mit einem neuen Projekt schliesst MSF Lücken bei den bestehenden ärztlichen Leistungen und will langfristig zu einem nachhaltigen Gesundheitssystem beitragen.
Seit dem 1. April 2015 leitet Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) einen Hilfseinsatz im entlegenen Gesundheitsbezirk Boga, der zum Distrikt Ituri in der Provinz Orientale gehört. Das Ziel ist es, die Qualität der Gesundheitsleistungen für die ansässige Bevölkerung und für Vertriebene zu verbessern. Schwerpunkte des mehrjährigen Projekts, das gegenwärtig im Referenzspital von Boga sowie in einem Gesundheitszentrum in Rubingo betrieben wird, sind die medizinische und psychologische Betreuung von Gewaltopfern sowie Leistungen im Bereich der reproduktiven Gesundheit.
Die Region Boga liegt in isolierter Lage im Süden des Gebiets Irumu. Die Anwesenheit bewaffneter Gruppen, ethnische Spannungen und ein nicht funktionierendes Gesundheitswesen erschweren den Menschen den Zugang zu medizinischer Versorgung. Die wenigen vorhandenen Gesundheitseinrichtungen sind in schlechtem Zustand, das Personal ist kaum ausgebildet. «Die Menschen suchen in der Folge oftmals traditionelle Heiler auf oder gehen für eine Behandlung ins benachbarte Uganda. Dabei kommt es leider wegen der fehlenden Nachbetreuung häufig zu Komplikationen und kritischen Situationen », erklärt Kevin Coppock, Einsatzleiter von MSF. Die hohen Kosten für Gesundheitsleistungen tragen das ihre dazu bei.
Betreuung von Gewaltopfern bisher dürftig
Vor diesem Hintergrund hat MSF in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern ein Projekt mit einer Mindestdauer von zwei Jahren gestartet, das die Qualität der Gesundheitsleistungen in dieser Region, wo kaum humanitäre Organisationen tätig sind, verbessern soll. Gegenwärtig verstärkt MSF dazu das Referenzspital von Boga und das Gesundheitszentrum in Rubingo.
Seit Anfang April hat MSF im Spital in Boga eine Notaufnahme und eine Intensivstation mit zehn Betten eingerichtet und arbeitet im Labor, im Sterilisierungsraum sowie bei der Gebäudesanierung mit. Geplant ist auch eine Modernisierung des Operationssaals und der Geburtenabteilung. Im ersten Monat wurden über 160 Patienten in der Notaufnahme behandelt und 60 Personen stationär aufgenommen.
Kennzeichnend an diesem Projekt sind die Konzentration auf die ärztliche und psychologische Betreuung von Gewaltopfern sowie die reproduktive Gesundheit. «Die angebotenen Leistungen für Gewaltopfer – egal, ob Opfer sexueller, häuslicher oder bewaffneter Gewalt – der lokalen Gesundheitszentren sind eher dürftig», stellt Coppock fest. «Unsere Sprechstunden stehen Frauen und Männern zur Verfügung. Gerade bei Männern geht manchmal vergessen, dass auch sie Opfer von Vergewaltigungen und Gewalt werden.» Neben der Hilfe für die Opfer leistet MSF parallel dazu auch Aufklärungsarbeit in den Dörfern. So wurden im April insgesamt 2‘750 Personen an 37 Standorten in dem Gesundheitsbezirk zu diesem Thema informiert.
Enge Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren
Der Start des Projekts war durchaus ermutigend. Tatsächlich hatten die im Gesundheitszentrum von Rubingo angebotenen vorgeburtlichen Untersuchungen so regen Zulauf – allein 205 im Monat April –, dass MSF die Sprechstunden nun an zwei Tagen pro Woche abhält, anstatt wie geplant einmal wöchentlich. In den kommenden Monaten will MSF dieselben Tätigkeiten auch im Gesundheitszentrum von Burasi aufnehmen, das gegenwärtig zu schwer erreichbar ist, insbesondere wegen des Regens.
Bereits jetzt macht sich die Organisation ausserdem Gedanken, wie es nach ihrem Weggang weitergehen soll. «Wir arbeiten sehr eng mit lokalen Akteuren zusammen, um ein sicheres, wirtschaftliches und nachhaltiges Gesundheitssystems zu fördern. Ein System, das auf kostenpflichtige, aber erschwingliche Gesundheitsleistungen basiert, würde ermöglichen, dass sich die medizinischen Einrichtungen nach unserem Weggang selbst finanzieren können. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist es, den Wissenstransfer sicherzustellen und das lokale Personal entsprechend auszubilden», betont der Einsatzleiter. Eine Massnahme, die in Zukunft auch in anderen Gesundheitszentren des Bezirks umgesetzt werden könnte.