DR Kongo: Mit einem Kühlschrank durch den Dschungel
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Ein Team von MSF testet und behandelt die Menschen gegen die Schlafkrankheit in einem abgelegenen Gebiet im Kongo, das besonders von dieser Krankheit betroffen ist.
Per Motorrad über schlammige Urwaldpfade fahren, mit dem Einbaum Flüsse überqueren – das alles mit einem Kühlschrank, einem Mikroskop und einem Generator im Gepäck – ist keine leichte Aufgabe. Genau das macht der MSF-Projektleiter Will Turner mit seinem Team in den nächsten vier Wochen. Ziel dieser Expedition ist es, in abgelegenen Dörfern der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) 40'000 Personen auf die Schlafkrankheit zu testen.
Die Schlafkrankheit ist eine der sogenannten vernachlässigten Tropenkrankheiten. Sie wird von der Tsetsefliege übertragen und endet unbehandelt immer tödlich. 85 Prozent aller nachgewiesenen Fälle stammen aus der Demokratischen Republik Kongo.
„Hier im Distrikt Bas-Uélé in der Provinz Orientale befinden wir uns im Gebiet, das weltweit als aktivster Herd der Schlafkrankheit gilt. Trotzdem wird gegen diese tödliche Krankheit hier nichts unternommen, weil die Region so unsicher und abgelegen ist“, erklärt Will Turner. Anfang April richtete das mobile Team im Spital von Bili, im äussersten Norden des Landes, ein medizinisches Labor und eine Behandlungsstation ein und begann, die lokale Bevölkerung auf die Krankheit zu testen. Wenn alle Einwohner getestet sind, nimmt das Team die abgelegenen Dörfer im Dschungel in Angriff.
„Wir streben an, etwa 40’000 Personen in mehr als 50 Dörfern zu testen“, erklärt Will Turner. „Das Team wird drei bis vier Wochen am Stück unterwegs sein, manchmal mit Motorrädern auf kaum befahrbaren Pfaden durch den Urwald. Wir werden jeden Tag in einem neuen Dorf testen und in Zelten übernachten. Wir erwarten, dass wir auf diese Weise mehrere hundert infizierte Patienten ausfindig machen und behandeln können.“
Enorme logistische Herausforderungen
Besonders die logistischen Herausforderungen sind enorm. Bili befindet sich mitten im Äquatorialwald zwischen dem Fluss Uélé und der Grenze zur Zentralafrikanischen Republik. Lastwagen mit Nachschub müssen Flüsse auf hölzernen Flössen überqueren und sich über schlammige Pisten nach Bili durchschlagen, die manchmal durch umgestürzte Bäume blockiert werden und in der Regenzeit oft unbefahrbar sind. Es kann bis zu einem Monat dauern, bis sie Bili erreichen. Kleinere Mengen an Material können mit Kleinflugzeugen eingeflogen werden, die auf einer improvisierten Piste landen.
Auch die Touren durch die Dörfer bedeuten einen gewaltigen Aufwand. Einige Bestandteile der Tests müssen rund um die Uhr gekühlt werden – auch im tiefsten Urwald sind deshalb Kühlschränke und ein Generator notwendig. Darüber hinaus ist die Diagnose der Schlafkrankheit äusserst kompliziert. Erfahrene Labortechniker müssen empfindliche Geräte wie Mikroskope und Zentrifugen durch den Regenwald transportieren. Dieser innovative Ansatz ermöglicht es dem Team, mit den Tests ein deutlich grösseres Gebiet abzudecken und auch Krankheitsherde in den abgelegensten Regionen zu finden. Das mobile Schlafkrankheitsteam hat zuvor ähnliche Einsätze im Südsudan, im Tschad, in der Zentralafrikanischen Republik und in der Republik Kongo durchgeführt.
Schlafkrankheit eliminieren
„Wenn man es schafft, alle infizierten Patienten in einem Gebiet zu finden und zu behandeln, dann verhindert man gleichzeitig die Verbreitung des Parasiten – und die Schlafkrankheit wäre dann in diesem Gebiet eliminiert“, erklärt Will Turner. „Aber der Kongo ist riesig und es ist sehr schwierig, alle Verbreitungsgebiete zu erreichen. Das Nationale Kontrollprogramm des Kongo für die Schlafkrankheit ist zwar eines der grössten in Afrika. Aber bevor eine Eliminierung der Schlafkrankheit – wie sie die Weltgesundheitsorganisation als Ziel angegeben hat – jemals erreicht werden kann, müsste man dieses Programm deutlich ausweiten und besser finanzieren. Ausserdem brauchen wir dringend einfachere Tests und bessere Medikamente.“
Bili ist bereits das dritte Schlafkrankheitsprojekt von MSF in der Region. Die Organisation war vor vier Jahren schon einmal in der Stadt aktiv. Damals stellten die Mitarbeiter eine hohe Verbreitung der Schlafkrankheit fest und behandelten 120 Patienten in nur drei Monaten. Doch das Projekt musste aus Sicherheitsgründen vorzeitig geschlossen werden. Jetzt plant das Team, die Bevölkerung des Gebiets in gewissen Abständen mehrfach zu testen und Infizierte zu behandeln, um die Verbreitung der Schlafkrankheit zu beobachten. „Wir haben uns vorgenommen, in Bili zu bleiben, bis wir die Krankheitslast in der Region deutlich gesenkt haben“, sagt Will Turner.