Ebola in Sierra Leone: «Ich fürchte, wir sehen erst die Spitze des Eisbergs»

Etant donné le nombre croissant d’admissions, MSF a augmenté les capacités d’accueil de son centre de traitement de 32 à 65 lits.

3 Min.

MSF befürchtet eine weitere Ausbreitung der Ebola-Epidemie in Sierra Leone. In dem kürzlich eröffneten Behandlungszentrum in der Stadt Kailahun im Osten des Landes haben die Mitarbeiter in den ersten beiden Wochen schon 70 Patienten mit Ebola-Symptomen behandelt.

In den kommenden Tagen wird mit einem Anstieg der Patientenzahlen gerechnet, da Teams damit begonnen haben, gezielt nach erkrankten Personen zu suchen.
«Wir haben noch immer keine Ahnung, wie viele Dörfer betroffen sind», sagt die Einsatzleiterin Anja Wolz. «Ich fürchte, wir sehen erst die Spitze des Eisbergs.» Derzeit verstärken die Gesundheitsbehörden und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre Teams, die in der Region Kontaktpersonen von Erkrankten aufsuchen und auf Symptome untersuchen. Erst kürzlich wurden allein in dem Dorf Ngolahun 40 Verdachtsfälle entdeckt.

Wettlauf mit der Zeit

«Wir stehen unter starkem Zeitdruck: Je länger es dauert, Kontaktpersonen von Erkrankten zu finden und sie über Wochen hinweg zu untersuchen, desto schwieriger wird es, den Ausbruch in den Griff zu bekommen», erklärt Wolz.
Um die vielen neuen Patienten aufnehmen zu können, hat Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) die Kapazität des Behandlungszentrums auf 65 Betten ausgeweitet. Es ist die grösste Ebola-Isolationsstation, die die Organisation jemals eingerichtet hat. Der Zaire-Stamm des Ebola-Virus tötet bis zu 90 Prozent der Patienten. Wenn Infizierte schon gleich nach dem Auftreten der ersten Symptome behandelt werden, steigt aber ihre Überlebenschance.
Neben der Behandlung von Erkrankten und der Nachverfolgung von Kontaktpersonen sind grosse Anstrengungen nötig, um Mitarbeitern von Gesundheitseinrichtungen in Massnahmen zur Infektionskontrolle zu schulen, ein Netzwerk zur epidemiologischen Überwachung aufzubauen und die Bevölkerung über Ebola zu informieren.

Spezialisierte Behandlungszentren

MSF konzentriert sich vor allem darauf, Patienten zu behandeln und die Bevölkerung über die Krankheit aufzuklären. Derzeit arbeiten mehr als 150 Mitarbeiter in Sierra Leone an der Bekämpfung des Ebola-Ausbruchs.
Neben dem Behandlungszentrum unterstützt MSF auch die staatlichen Übergangsstationen in den Städten Koindu und Daru. Dorthin werden Patienten gebracht, die Symptome zeigen. Während sie auf ihr Testergebnis warten, werden sie von anderen Patienten isoliert. Durch diese spezialisierten Behandlungseinrichtungen sinkt das Ansteckungsrisiko in den Krankenhäusern der Region und in den Städten und Dörfern.
Unter der Bevölkerung hat Ebola grosse Furcht ausgelöst. Erkrankte werden oft stigmatisiert. «Es kann vorkommen, dass Familien aus dem Dorf gejagt werden und dass Erkrankte ausgeschlossen werden und ganz alleine sterben», erklärt Anja Wolz.

Aufklärung ist essentiell

MSF bietet Patienten und ihren Familien deshalb eine psychologische Betreuung an. Die Teams organisieren auch Aufklärungsveranstaltungen, zum Teil mit geheilten Patienten. Sie bestärken die Menschen darin, auf Patienten mit hämorrhagischem Fieber aufmerksam zu machen, Kontakt mit Erkrankten zu vermeiden und auf keinen Fall die Leichen von verstorbenen Ebola-Patienten zu berühren.
Der Ebola-Ausbruch in Westafrika hat bislang unbekannte Ausmasse angenommen, sowohl im Hinblick auf seine geographische Ausbreitung als auch im Bezug auf die Zahl der Ansteckungen und der Opfer. Nach Angaben der WHO sind seit Beginn der Epidemie in Guinea, Sierra Leone und Liberia 848 Ebola-Fälle und 518 Todesopfer verzeichnet worden.
Am 2. und 3. Juli haben sich in der ghanaischen Hauptstadt Accra 11 Gesundheitsminister aus der Region, Vertreter der WHO und von internationalen Organisationen getroffen, um die Situation zu analysieren und Massnahmen gegen Ebola zu beschliessen. MSF hat alle Beteiligten dazu aufgerufen, die Massnahmen umgehend umzusetzen. Dazu gehört, ausreichend medizinisches Personal bereitzustellen, Schulungen zum Umgang mit Ebola abzuhalten und die Bemühungen, Kontaktpersonen ausfindig zu machen, zu verstärken.
Ausserdem sollten Behörden und einflussreiche Persönlichkeiten in den betroffenen Ländern öffentlich über Ebola informieren, um so Angst und Stigmatisierung entgegenzuwirken.