Geflüchtete syrische Ärzte berichten – Dr. Hamza Issa
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Aus Anlass des Weltflüchtlingstags vom 20. Juni berichten wir über drei syrische Ärzte, die selbst aus Syrien geflüchtet sind und jetzt für MSF im Irak arbeiten. Diese Beiträge zeigen, was diese Ärzte durchgemacht haben und wie wertvoll ihre Arbeit auch jetzt ist.
Hamza Issa ist Arzt für Allgemeinmedizin und kommt aus Qamishli in Nordsyrien. 2012 arbeitete er in einem Gesundheitszentrum im ländlichen Al-Hasakah, als dieses von einer bewaffneten Gruppe angegriffen und geplündert wurde. Die Angreifer gaben ihm zu verstehen, dass er hier nicht länger medizinische Hilfe leisten könne.
«Wir versuchten, unsere Arbeit trotz der Eskalation von Gefechten zwischen den verschiedenen bewaffneten Gruppen fortzusetzen», sagt Hamza Issa, «und wir versuchten unseren Angreifern zu erklären, dass wir einen ärztlichen Eid geschworen hatten, der uns verpflichte, allen Patienten zu helfen. Doch wir richteten damit nichts aus. Die Bedrohung hielt an, wir wurden mehrere Male verhaftet und verhört.»
Er gab seine Arbeit im Gesundheitszentrum auf und zog in die Stadt Al-Qataniyah, wo er eine Stelle in einer Klinik antrat, doch war die Situation dort nicht viel besser.
Ich war einer von zwei Ärzten, die in der Stadt geblieben waren
«Es gab eine ganze Welle von Ärzten, die flüchteten, weil sie um ihre Sicherheit fürchteten. Ich war einer von zwei Ärzten, die in der Stadt geblieben waren, und der Druck auf uns wuchs, da wir versuchten einer grossen Zahl von Verwundeten zu helfen.»
Die Lage für das medizinische Personal in der Gegend blieb gefährlich, und nachdem jemand Hamza Issa informiert hatte, sein Name stehe auf einer Liste von Personen, die getötet werden sollten, entschied er sich zu fliehen – «nachdem ich versucht hatte, bis zum Äussersten auszuharren.»
Hamza Issa verliess Syrien an Silvester 2013 und begann das Jahr 2014 im Irak. Er hatte von Ärzte ohne Grenzen gehört und kontaktierte uns über das Internet. Seit der Eröffnung des Projekts arbeitet er für Ärzte ohne Grenzen in Darashakran.
«Als syrische Kurden ist es für uns Ärzte einfacher, mit den Patienten zu kommunizieren. Wir sind bestrebt, ihnen eine hochwertige medizinische Behandlung anzubieten, von Flüchtling zu Flüchtling. Das ist unser grösstes Anliegen.»
Syrische Flüchtlinge im Irak
Mehr als 225’000 syrische Flüchtlinge leben derzeit im Irak, die grosse Mehrheit von ihnen in der autonomen Region Kurdistan. In der Provinz Erbil, die rund 90'000 dieser Flüchtlinge beherbergt, hat MSF im September 2013 ein Projekt im Lager Kawargosk gestartet, ein weiteres im Lager Darashakran im März 2014. Dort bietet die Organisation medizinische Grundversorgung und psychische Betreuung an. Insgesamt wurden bereits mehr als 50'000 Sprechstunden abgehalten. MSF ist auch in der Provinz Dohuk tätig, wo weitere 100'000 Flüchtlinge untergekommen sind. Im Lager Domiz leistet die Organisation Grundversorgung, psychische Betreuung und Behandlungen im Bereich der reproduktiven Gesundheit. Über 200'000 Untersuchungen wurden dort bereits durchgeführt. Im Zuge der gegenwärtigen Verschärfung des Irak-Konflikts strömen weitere vertriebene Menschen aus anderen Teilen Iraks nach Kurdistan, und die Bedürfnisse nehmen damit weiter zu. MSF ist mit mobilen Kliniken unterwegs und untersucht andere Möglichkeiten, um den vertriebenen Menschen zu helfen.