Irak: Menschenunwürdige Bedingungen im Flüchtlingslager Domiz

Les réfugiés ne vivent pas dans des conditions décentes.

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Stéphane Reynier, Notfallkoordinator von MSF, ist soeben aus Domiz zurückgekehrt. Er schildert wie sich die schlechten Lebensbedingungen auf die Gesundheit der syrischen Flüchtlinge auswirken.

„Das syrische Gesundheitssystem ist zusammengebrochen; ein Teil der Bevölkerung hat seit Beginn des Konflikts keinen Zugang mehr zu medizinischer Versorgung. Die Kinder erhielten in den vergangenen zwei Jahren ihre Routineimpfungen nicht mehr.
Jeden Tag treffen neue Flüchtlinge in Domiz ein und müssen sich einen Platz in den bereits überbelegten Zelten suchen. Diese engen Verhältnisse begünstigen die Ausbreitung von ansteckenden Krankheiten.
Nachdem im Lager mehrere Masernfälle gemeldet wurden, impften unsere Teams in Zusammenarbeit mit den irakischen Gesundheitsbehörden im April über 19’500 Personen zwischen sechs Monaten und 29 Jahren. Masern gehören auch weiterhin zu den häufigsten tödlichen Kinderkrankheiten, deshalb können solche Impfkampagnen lebensrettend sein.
Wir profitierten von den Menschenansammlungen in unseren Kliniken, um auch gleich gegen Meningitis zu impfen. Auch das ist eine Krankheit, die sich in einem Lager wie diesem, wo so viele Leute auf engem Raum zusammenleben, sehr rasch ausbreiten kann.

Wassermangel

Die Flüchtlinge leben unter menschenunwürdigen Bedingungen. Eine im April durchgeführte Umfrage ergab ein deutliches Ungleichgewicht bei den Wasserverteilungen. So erhielten gewisse Bereiche nur vier Liter pro Person und pro Tag, obschon die empfohlene Mindestmenge bei humanitären Notfällen 15-20 Liter pro Person beträgt. Teilweise haben die Menschen gar weder Zugang zu Wasser noch zu sanitären Anlagen. Das darf einfach nicht sein.
In den vergangenen acht Wochen hat sich die Zahl der Durchfallerkrankungen verdreifacht, was in solchen Situationen – kaum sauberes Trinkwasser, schlechte hygienische Bedingungen – häufig vorkommt. Um zu verhindern, dass sich der Gesundheitszustand der Flüchtlinge weiter verschlechtert, hat MSF die Aktivitäten im Bereich Wasser und sanitäre Anlagen verstärkt. Unsere Teams haben ganze Lastwagen mit sauberem Trinkwasser aus identifizierten Quellen gefüllt und haben es anschliessend in gewissen Bereichen des Lagers von Zelt zu Zelt verteilt.
Bei unseren Sprechstunden waren die häufigsten Beschwerden auf die schlechten Lebensbedingungen zurückzuführen, die durch den besonders harten Winter dieses Jahr noch verschlimmert wurden. Nun naht der Sommer, und wir müssen uns auf Temperaturen über 40 Grad gefasst machen. Unter solchen Bedingungen besteht die Möglichkeit von schwerer Dehydratation, insbesondere bei jungen und älteren Patienten mit Durchfall.“

Die Aktivitäten von MSF in Domiz

MSF arbeitet seit Mai 2012 im Lager Domiz und ist dort Hauptanbieter von medizinischer Versorgung. MSF-Teams bauen zurzeit 140 neue Latrinen in besonders vernachlässigten Bereichen des Lagers und planen, bestehende Latrinen zu sanieren und stehendes Wasser abzupumpen, um so Krankheitsausbrüche zu vermeiden. Mehr als eine Million Menschen sind vor dem Krieg in Syrien in die Nachbarländer geflohen, viele in den Irak.