Jordanien: Notlage im Flüchtlingslager Zaatari
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Mehr als 100’000 syrische Flüchtlinge im jordanischen Lager Zaatari brauchen dringend mehr internationale Hilfe.
Rund eine halbe Million Syrer leben in Flüchtlingslagern in Jordanien – mehr als 100’000 von ihnen im Camp Zataari im Norden des Landes, 20 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Bis April 2013 kamen täglich 1’000 neue Flüchtlinge dort an. Es ist das grösste Lager für syrische Flüchtlinge in der Region. „Die Lebensbedingungen im überfüllten Lager sind prekär“, sagt Claudia Truppa von MSF.
„Unsere Teams haben immer mehr Patienten mit Atemwegsinfektionen und Durchfallerkrankungen“, so die Ärztin weiter. „Wir erwarten zudem im Sommer einen Anstieg der Fälle von Dehydrierung.“ Der Zugang zu Trinkwasser ist ein grosses Problem in der Region, genauso wie die Gesundheitsversorgung.
Ein Spital und mobile medizinische Teams
MSF öffnete im März ein Kinderspital im Lager. Wegen des grossen Zustroms von Flüchtlingen wurden die Aktivitäten rasch ausgebaut. Seit Ende April begeben sich MSF-Teams mithilfe einer mobilen Klinik direkt zu den Patienten im Lager; es wurde ausserdem weiteres Personal eingestellt. Rund 2’000 Konsultationen haben die Teams seit März bereits durchgeführt, mehr als 270 Kinder wurden stationär aufgenommen und behandelt.
Jordanien braucht internationale Unterstützung
Die schwersten Fälle überweist MSF an öffentliche jordanische Spitäler ausserhalb des Lagers. Doch da die Hilfe für Flüchtlinge unterfinanziert ist, sind die Möglichkeiten des jordanischen Gesundheitssystems begrenzt, syrischen Flüchtlingen zu helfen. „Ohne politischen Willen und finanzielle Unterstützung von anderen Staaten ist die jordanische Regierung vielleicht bald gezwungen, zu drastischen Massnahmen zu greifen“, sagt Antoine Foucher, Landeskoordinator von MSF in Jordanien. „Flüchtlinge könnten an der Grenze abgewiesen werden oder der Zugang zur Gesundheitsversorgung wird für sie begrenzt – mit fatalen Folgen für die ohnehin kritischen Lebensbedingungen der Syrer. Jordanien braucht dringend mehr internationale Unterstützung, wenn eine Politik der offenen Türen fortgeführt werden soll“, so Foucher.
Ein Flüchtlingslager ist kein Hotel
Wie wichtig die Hilfe für die syrischen Flüchtlinge ist, zeigt auch die Geschichte des sieben Monate alten Mostafa: „Unser Haus und unser Hab und Gut zurückzulassen, war die letzte Option für uns“, sagt die Mutter der Familie. „Wir flohen nach Jordanien, damit unsere Kinder überleben. Über Monate waren wir Bombenangriffen ausgesetzt. Uns war klar, was ein Flüchtlingslager bedeutet – es ist kein Hotel, es ist mitten im Nirgendwo. Seitdem wir hier in Zataari ankamen, sind meine Kinder anhaltend krank. Wir brachten Mostafa ins Kinderspital von MSF, weil er hohes Fieber hatte. Trotz der schlimmen Lebensbedingungen im Lager sind wir dankbar, dass es eine Gesundheitsversorgung für Kinder hier gibt. Die Mitarbeiter von MSF machen einen tollen Job.“