Letzte funktionierende Spitäler im Norden Gazas belagert, Menschen sitzen fest

Gesamtansicht des Spitals von Ärzte ohne Grenzen in Gaza-Stadt, Juni 2024.

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«Der nördliche Gazastreifen wird seit über zwei Wochen belagert. Es ist somit absolut unerlässlich, dass die wenigen noch funktionierenden Gesundheitseinrichtungen geschützt werden. Die Menschen müssen weiterhin Zugang zu medizinischer Versorgung und lebensrettender Nothilfe haben. Wir appellieren an die israelischen Streitkräfte, ihre Angriffe auf Spitäler im nördlichen Gazastreifen sofort einzustellen», sagt Anna Halford, Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Gaza.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums und des medizinischen Personals vor Ort befinden sich das indonesische, das Al-Awda- und das Kamal-Adwan-Spital derzeit unter Belagerung durch die israelische Armee. Berichten zufolge sitzen mehr als 350 Patient:innen in den Spitälern fest, darunter schwangere Frauen und Menschen, die sich eben erst einem chirurgischen Eingriff unterziehen mussten. Diese Patient:innen sind auf permanente medizinische Versorgung angewiesen und nicht transportfähig.

«Die Gewalteskalation und die seit zwei Wochen andauernden israelischen Militäroperationen im nördlichen Gazastreifen haben schreckliche Folgen», so Halford weiter. Zehntausende Menschen sitzen nach wie vor in dem von täglichen Luftangriffen betroffenen Geflüchtetencamp Dschabalia fest. Darunter auch sechs unserer Mitarbeitenden, die derzeit aufgrund eines Stromausfalls nicht erreichbar sind. Zudem wurde einer unserer Kollegen durch Granatsplitter tödlich verletzt.

Wenn Spitäler angegriffen werden, ihre Infrastruktur zerstört und der Strom abgestellt wird, steht das Leben von Patient:innen und medizinischem Personal auf dem Spiel.

Anna Halford, Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Gaza.

Hunderte Menschen, die auf eine lebensrettende medizinische Notversorgung angewiesen sind, müssten dringend in Sicherheit gebracht werden. Grundlegende Güter, einschliesslich Lebensmittel, gelangen in völlig unzureichenden Mengen in den nördlichen Gazastreifen.

«Es handelt sich hier schlicht und einfach um eine kollektive Bestrafung der Palästinenser:innen in Gaza, die die Wahl zwischen gewaltsamer Vertreibung aus dem Norden oder dem Tod haben. Wir befürchten, dass dies nicht aufhören wird», meint Halford weiter.

«Israels intensive Kampfhandlungen in Gaza scheinen kein Ende zu finden. Die Verbündeten Israels tragen eine grosse Mitverantwortung für die katastrophale humanitäre Lage in der Region, die durch ihre uneingeschränkte Unterstützung für diesen Krieg verursacht wurde. Sie müssen unverzüglich alles in ihrer Macht Stehende tun, um einen dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen. Nicht morgen, nicht in einer Woche, sondern jetzt», so Halford.