Libyen: Medizinische Nothilfe für Verwundete in Misrata und Sintan

MSF a evacué 99 personnes, comprenant 64 blessés de guerre et 35 personnes accompagnantes par bateau du 15 au 16 avril 2011

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Trotz anhaltender Bombardements stockt MSF die medizinische Nothilfe in der belagerten Stadt Misrata auf und operiert Patienten im Norden der Stadt.

Seit zwei Monaten kämpfen Regierungstruppen und Aufständische erbittert um die Stadt Misrata. Die Stadt wird nach wie vor beschossen. Die angespannte Lage hält die Bewohner davon ab, sich behandeln zu lassen. Es gibt zu wenig medizinisches Personal, zu wenige Geburtsstationen und Spitalbetten für die Verwundeten. In Misrata leisten 22 Mitarbeiter von MSF medizinische und chirurgische Nothilfe in den Spitälern Abbad und Kasr Ahmed und in der Klinik Ras Thuba.

Personalmangel in den Spitälern

Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist stark eingeschränkt. Viele Gesundheitseinrichtungen wurden zerstört oder liegen zu nahe an der Front. In den wenigen verbleibenden Gesundheitseinrichtungen gibt es nicht genügend Personal für die postoperative Behandlung, wie etwa orthopädische Chirurgen.
„Die libyschen Ärzte haben sieben Wochen lang rund um die Uhr gearbeitet und sind völlig erschöpft“, erklärt Mego Terzian, Leiter des Nothilfe-Einsatzes von MSF. „Darüber hinaus gibt es in den verbliebenen Kliniken keine Pflegefachpersonen mehr. Die meisten von ihnen waren Ausländer und sind geflohen.“
Am 18. April trafen drei MSF-Mitarbeiter in Misrata ein, um während zehn Tagen die Lage in den medizinischen Einrichtungen zu erkunden. Am 28. April stiess ein neunköpfiges Team dazu – zwei Chirurgen, zwei Anästhesisten, drei Krankenpfleger, ein Arzt und ein Logistiker. Mittlerweile sind 22 Mitarbeiter vor Ort.

Operationen und Instandsetzung von Gesundheitseinrichtungen

Ein Operationsteam von MSF unterstützt das Abbad-Spital im Norden der Stadt. In den vergangenen zwei Tagen haben sie zehn kompliziertere Operationen durchgeführt. MSF ist zudem im Spital Kasr Ahmed im Osten der Stadt tätig. Etwa 300’000 Personen haben sich vor den Kämpfen im Westen der Stadt in dieses Gebiet geflüchtet. In der Klinik macht das Team zunächst den Operationssaal wieder betriebsfähig und stockt die Aufnahmekapazität von derzeit 12 Betten auf 50 Betten auf. Die wenigen noch funktionierenden Gesundheitseinrichtungen verfügen über viel zu wenig Betten – für die ganze Stadt gibt es nur noch um die 100.
„Die libyschen Ärzte müssen Patienten nach zwei Tagen wieder nach Hause schicken, auch wenn ihr Zustand noch nicht stabil ist, weil sie zu wenig Personal haben und weil sie sonst einem möglichen neuen massiven Zustrom von Verletzten nicht mehr gewachsenen wären”, berichtet Terzian.
MSF arbeitet ausserdem in der Geburtsabteilung der Ras Thuba-Klinik, führt Kaiserschnitte durch und versucht, die Organisation zu optimieren. Um den Bedarf zu decken will MSF die Kapazität auf 60 Betten aufstocken. Ein Psychologe von MSF bietet ausserdem dem libyschen Personal psychologische Unterstützung an, da die Ärzte und Pfleger seit Beginn des Konfliktes unter harten Bedingungen arbeiten und ständigem Stress ausgesetzt sind.

Es fehlt an Medikamenten und medizinischer Ausrüstung

In Misrata wird das Wasser immer knapper, mit häufigen Ausfällen und praktisch durchgängigen Bombardements. Als Reaktion auf den Medikamentenmangel, insbesondere fehlende Anästhetika, und den Mangel an medizinischer Ausrüstung, wie Masken und Atemschutzfilter, hat MSF bereits mehr als 25 Tonnen medizinisches Material und Medikamente nach Misrata geschickt.
MSF ist im Moment die einzige unabhängige internationale medizinische Organisation in Misrata. Die Nothilfeorganisation ist zurzeit mit 22 Mitarbeitern in der Stadt Misrata tätig. In der ersten Aprilhälfte hat MSF zweimal per Schiff Patienten evakuiert. Etwa 100 Verwundete konnten nach Tunesien gebracht werden.

MSF unterstützt Notaufnahme in Sintan

In der Stadt Sintan, die 140 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Tripolis liegt, arbeitet ein Team von MSF seit dem 30. April mit den Mitarbeitern des Spitals zusammen. In den vergangenen Tagen sind hier 30 Verletzte eingetroffen. MSF unterstützt die Notaufnahme, nimmt die Patienten in Empfang und schult das medizinische Personal.

MSF in Tunesien

An der libysch-tunesischen Grenze bietet MSF den Menschen, die vor dem Konflikt geflohen sind, nach wie vor psychologische Unterstützung an. Die Mitarbeiter arbeiten ausserdem in Übergangs- und Flüchtlingslagern, in denen Menschen auf ihre Rückführung ins Heimatland oder auf ihre Weiterreise warten. MSF hat zudem entlang der tunesischen Grenze zwischen Dehiba und Ras Ajdir mobile Kliniken eingesetzt, die sich auf die medizinische und psychologische Versorgung der Flüchtlinge konzentrieren.