Libyen: MSF evakuiert Team aus Sintan
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Sintan/Zürich, 27. Mai 2011 – MSF hat infolge wiederholten Beschusses heute ihr medizinisches Team aus der west-libyschen Stadt Sintan evakuiert. “Das Stadtzentrum ist in den vergangenen Tagen jeden Nachmittag beschossen worden. Einige Raketen sind 100 bis 200 Meter vom Spital entfernt eingeschlagen”, sagt Dr. Morten Rostrup, Intensivmediziner von MSF. Glücklicherweise hat es keine Schwerverletzten gegeben.
MSF hat im März 2011 mit der Arbeit in Sintan begonnen und ist seit April kontinuierlich dort im Einsatz. Das fünfköpfige Team, bestehend aus einem Kriegschirurgen, einem Intensivmediziner und zwei Pflegefachfrauen, hat das Spital in Sintan in den vergangenen vier Wochen unterstützt. Die Mitarbeiter haben den Zustrom der Patienten koordiniert, die infolge der Kämpfe zwischen Pro-Gaddafi-Truppen und Aufständischen in den Nafusa-Bergen verletzt wurden.
Seit dem 30. April sind mehr als 120 Verwundete in das Spital von Sintan eingeliefert worden. Das Team von MSF hat nebst der Versorgung der Patienten zudem das medizinische Personal geschult und Medikamente sowie medizinisches Material zur Verfügung gestellt.
Anfang April und auch in den vergangenen Tagen haben die Mitarbeiter von MSF miterlebt, wie die Stadt durch Pro-Gaddafi-Truppen wahllos beschossen wurde.
"Die jüngsten Bombardierungen haben die Sicherheitslage im Spital so verschärft, dass das MSF-Team hier nicht mehr arbeiten kann", erklärt Dr. Rostrup. "Wir mussten unsere Mitarbeiter aus Sintan evakuieren."
Laut Berichten sind libysche Familien aus Sintan geflohen und haben die tunesische Grenze bei Dehiba überquert. Seit Anfang April sind über 50’000 Libyer vor dem Konflikt geflohen und haben Zuflucht entlang der tunesisch-libyschen Grenze gesucht. Tataouine, eine Stadt mit 60’000 Menschen, hat mehr als 30’000 Flüchtlinge aus Libyen aufgenommen. MSF bietet medizinische Versorgung und psychische Betreuung für diese Flüchtlinge. Die Organisation unterstützt ausserdem die lokalen Infrastrukturen, um den wachsenden gesundheitlichen Bedürfnissen gerecht zu werden.
MSF verurteilt den wahllosen Beschuss der Stadt Sintan und dessen Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. MSF fordert ausserdem alle beteiligten Kriegsparteien dazu auf, die Neutralität von medizinischen Einrichtungen zu respektieren und das medizinische Personal sowie die Ambulanzen zu schützen.
Das Spital in Sintan ist immer noch in Betrieb und MSF stellt weiterhin medizinisches Material zur Verfügung. Das MSF-Team wird seine Aktivitäten im Spital wieder aufnehmen, sobald es die Lage zulässt.