MSF – Einsatz für Menschen aus Syrien
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Nach drei Jahren brutalen Krieges in Syrien sind Städte, Dörfer, Spitäler und Kliniken zerstört – alles, worauf die Menschen ihre Existenz begründet hatten.
Im ganzen Land flüchten Familien von einem Zufluchtsort zum nächsten; mit jeder Station werden ihre Besitztümer weniger und ihre Angst grösser. Das gesamte Land erlebt eine medizinische Notsituation, in den am stärksten betroffenen Gebieten ist das Leid extrem. Die Krise geht längst über die Grenzen Syriens hinaus und betrifft auch die Nachbarländer, wo mehr als zwei Millionen Flüchtlinge zu überleben versuchen.
Schussverletzungen, Verwundungen durch Bombenexplosionen und Granatsplitter sind heute in Syrien alltäglich und erfordern eine umgehende medizinische Versorgung. Aber auch die Mutter-Kind-Versorgung, Impfungen, oder chronische Krankheiten, die ohne Behandlung tödlich enden, zählen zu den medizinischen Notfällen, die heute nicht angemessen behandelt werden. Millionen Syrer sind auf die eingeschränkte medizinische Versorgung angewiesen, die in provisorischen Einrichtungen in Kellern und Privathäusern geleistet werden kann.
In Syrien
Im Juni 2012 begann Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) Gesundheitsversorgung in Gebieten im Norden von Syrien zu leisten, wo der Bedarf gross war und es gleichzeitig möglich war, provisorische Spitäler und Kliniken einzurichten. Bis heute haben die medizinischen Teams mehr als 140’000 medizinische Behandlungen durchgeführt, viele davon wegen Verletzungen oder lebensbedrohlicher chronischer Krankheiten. Sie leisteten fast 7’000 chirurgische Eingriffe und ermöglichten 1’900 Frauen eine sichere Entbindung.
Aber der Krieg macht es extrem schwer, Hilfe zu leisten. Die Intensität und Unbeständigkeit des Konflikts sind grosse Hürden auf dem Weg zu den Menschen in Not. Am Abend des 2. Januars 2014 wurden fünf Mitarbeiter von MSF, die medizinische Hilfe für die Menschen in Syrien leisteten, aus einem Haus der Organisation im Norden des Landes abgeholt und weggeführt. MSF ist seither mit aller Kraft bemüht, ihre sichere Rückkehr zu erreichen.
Das Spital und die zwei Kliniken in dem Gebiet, in dem sich der Zwischenfall ereignet hat, haben derzeit die Aktivitäten ausgesetzt. Da aber der Bedarf so überwältigend ist, führt MSF die medizinischen Aktivitäten in fünf provisorischen Spitälern und Kliniken in Syrien weiter. Auch die Unterstützung für medizinische Netzwerke in Syrien geht weiter. Die Organisation stellt für 50 Krankenhäuser und 80 Gesundheitszentren in sieben Regierungsbezirken medizinisches Material und technische Unterstützung zur Verfügung. Dabei werden sowohl von der Opposition als auch von der Regierung kontrollierte, sowie umkämpfte Gebiete abgedeckt. Da MSF in einem Kriegsgebiet tätig ist, das von besonders heftigen Kämpfen geprägt ist, werden die Hilfsprogramme und Aktivitäten unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit ständig aufs Neue evaluiert.
Zahlen zu Syrien bis Ende Januar 2014:
- Behandlungen in Notaufnahmen – 49’083
- Ambulante Behandlungen – 94’389
- Chirurgische Eingriffe – 6’895
- Entbindungen – 1’962
- Not-Impfkampagne gegen Masern – 75’000 Kinder (April bis Juni 2013)
Syrische Flüchtlinge
Mehr als zwei Millionen Syrerinnen und Syrer sind in den syrischen Nachbarländern als Flüchtlinge registriert oder warten gerade auf die Registrierung. Die tatsächliche Zahl könnte sogar beträchtlich höher sein. Der Zugang zu diesen Menschen und die Sicherheitslage sind in den Nachbarstaaten viel besser, aber die Ressourcen dieser Länder sind erschöpft, und die Lücken in den Gesundheitssystemen werden immer grösser, während die Bedürfnisse der Flüchtlinge steigen.
Im Irak leben über 210’000 syrische Flüchtlinge. MSF bietet an mehreren Orten - vor allem in den Lagern in Domiz und Kawargosk aber auch in Transitlagern in Dohuk und Erbil - eine ambulante Gesundheitsversorgung und psychologische Betreuung an und kümmert sich um die sanitäre Versorgung der Flüchtlinge. Die Teams von MSF führen im Irak durchschnittlich 3’000 Behandlungen pro Woche durch.
In Jordanien leben über 575’000 syrische Flüchtlinge, die Mehrheit von ihnen ausserhalb von Flüchtlingslagern. Das Hilfsprogramm von MSF in Zataari Camp wurde 2013 beendet, da andere Organisationen den medizinischen Bedarf abdecken konnten. In der Zwischenzeit hat eine Untersuchung von MSF ergeben, dass es bei der Mutter-Kind-Versorgung von Flüchtlingen, die ausserhalb der Lager leben, vor allem in der Provinz Irbid im Norden des Landes, grossen Bedarf an Hilfe gibt. Im November wurde ein neues Programm für Geburtshilfe, Betreuung von Neugeborenen und Kinderheilkunde gestartet. Bis Ende Januar wurden in diesem Programm 1’753 pränatale Behandlungen durchgeführt und 303 Geburten begleitet.
Das chirurgische Nothilfeprogramm von MSF im staatlichen Krankenhaus in Ramtha an der syrischen Grenze ist nach wie vor völlig ausgelastet – es wurden über 540 lebensrettende Eingriffe für kriegsverletzte Patienten aus Syrien durchgeführt. Die Patienten kommen oft mit schweren Bauch- und Brust- sowie orthopädischen Verletzungen, die amputiert werden müssen.
In Amman betreibt MSF ein Programm für plastische Chirurgie, in dem komplexe orthopädische sowie Mund-, Kiefer- und Gesichtsoperationen für Verwundete angeboten werden. Die meisten der Patienten kommen aus Syrien, ein paar wenige aus anderen Gegenden in der Region. Ausserdem werden Physiotherapie, psychologische Unterstützung und post-operative Behandlung bei Bedarf durchgeführt.
Im Libanon leben über 990’000 syrische Flüchtlinge. Immer grösser werden die Lücken in der Versorgung der Flüchtlinge vor allem im Bereich der spezialisierten Medizin, sicherer Entbindungen und im Zugang zu Medikamenten gegen chronische Krankheiten. MSF versorgt die Flüchtlinge medizinisch (sowohl bei akuten als auch bei chronischen Krankheiten), und bietet Impfungen, Geburtshilfe und Psychotherapien an. Ausserdem verteilen die Teams Hilfsgüter. Die meisten Aktivitäten von MSF finden in der Bekaa-Ebene statt, wo die Organisation vier Kliniken betreibt, in Tripoli im Norden des Landes, wo die Organisation zwei Spitäler und zwei Kliniken unterstützt, sowie in Saida und Shatila, wo die meisten syrischen Palästinenser leben.
Die Hilfe für syrische Flüchtlinge in Zahlen (bis Ende Januar 2014):
- Behandlungen im Irak gesamt (einschliesslich psychologischer Hilfe): 173’030
- Nothilfe, Geburtshilfe und ambulante Behandlungen in Jordanien: 22’914
- Chirurgische Eingriffe in Jordanien: 956
- Behandlungen im Libanon insgesamt (einschliesslich psychologischer Hilfe und Geburtshilfe): 119’813