Nepal: MSF-Teams haben entlegene Gebirgsregionen erreicht
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Per Helikopter und zu Fuss suchen MSF-Teams entlegene Bergdörfer auf, wo sie medizinische Hilfe anbieten, aber auch Material zum Bau von Unterkünften verteilen.
Seit dem 29. April sind Teams von Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Nepal per Helikopter und zu Fuss unterwegs, um Menschen in entlegenen Bergdörfern zu erreichen. Das Erdbeben vom 25. April hat die Distrikte Dhading, Gorkha, Rasuwa und Sindhupalchowk besonders hart getroffen, und bisher haben viele Dörfer dort noch keine oder nur sehr wenig Hilfe erhalten.
Während die Schwerverletzten in den Tagen unmittelbar nach dem Beben evakuiert wurden, sitzen andere in ihren Dörfern fest, da die Strassen und Wege durch Lawinen und Erdrutsche abgeschnitten sind. Die Teams von MSF fliegen per Helikopter in diese entlegenen Dörfer, um den Bedarf zu ermitteln und Hilfe zu leisten. Vom 29. April bis 4. Mai haben die medizinischen Teams Bewohner in über 15 Dörfern untersucht und behandelt.
Am 3. Mai hat ein Team von MSF in der Region von Chhapchet im Distrikt Dhading eine temporäre Klinik errichtet und begann dort medizinische Grundversorgung und kleinere chirurgische Eingriffen anzubieten. Auch die Menschen in den umgebenden Dörfer werden informiert, dass sie dort behandelt werden können. Am 4. Mai ist ein weiteres Team in Lapubesi im Distrikt Gorkha gelandet und bleibt dort einige Tage, um medizinische Hilfe zu leisten.
Am dringendsten werden Unterkünfte benötigt
«Es kommen Menschen zu uns, die medizinische Grundversorgung benötigen; andere haben Wunden, die vom Erdbeben stammen und die sich nun infiziert haben», erklärt Anne Kluijtmans, eine Pflegefachfrau von MSF. «Wir säubern und verbinden die Wunden und verteilen Antibiotika und Schmerzmittel. Wir haben auch einige Menschen mit Lungenentzündung behandelt, vor allem Kinder.»
Da viele Dörfer vollständig oder teilweise zerstört sind, brauchen die meisten Menschen am dringendsten Unterkünfte. In einigen besonders isolierten Bergdörfern herrscht zudem ein Mangel an Nahrungsmitteln. Die MSF-Teams haben daher in Kyanjin Gumba im Distrikt Rasuwa und in Nampa Golche im Distrikt Sindhupalchowk nährstoffreiche Riegel und Decken verteilt. Im Distrikt Gorkha haben sie ausserdem über 500 Kits mit Material zum Bau von Unterkünften zur Verfügung gestellt. Die Teams suchen nach wie vor nach effizienten Lösungen, um Nahrungsmittel und Unterkunftsmaterial in die Berge zu transportieren, wo während der Nacht Minustemperaturen herrschen können.
Für viele Menschen war das Erdbeben eine traumatische Erfahrung. Daher werden die MSF-Teams fortan durch Psychologen verstärkt, die in den am stärksten betroffenen Dörfern erste psychologische Hilfe anbieten.
Materiallieferungen an Spitäler
MSF hat die Lage in den grössten Spitälern in und um Kathmandu evaluiert, in denen verletzte Patienten behandelt werden. Die Spitäler mussten in den ersten Tagen nach dem Erdbeben mit einem grossen Ansturm von Patienten fertigwerden; mittlerweile ist die Phase der Behandlung von akuten Verletzungen aber vorbei. Nun geht es um weniger dringende Eingriffe, Nachbetreuung sowie die Behandlung gewöhnlicher Krankheiten. MSF hat auch einige Spitäler in der Hauptstadt mit Material beliefert. In Kathmandu und Pokhara haben die für den Nothilfeeinsatz zuständigen Behörden ein Team lokaler Nierenspezialisten zur Behandlung des Crush-Syndroms mobilisiert, wodurch Menschenleben gerettet werden konnten.
Ein Chirurgenteam von MSF hat drei Tage lang das Spital in Bhaktapur in den Aussenbezirken von Kathmandu bei den Operationen wartender Patienten unterstützt. In der Stadt Arughat im Bezirk Gorkha hat die Organisation ein aufblasbares Spital mit 20 Betten zur Behandlung von Verletzten errichtet.
Logistische Schwierigkeiten behindern die Hilfe
Logistische Schwierigkeiten wie die Überlastung des Flughafens Kathmandu oder die Unzugänglichkeit vieler der am schwersten betroffenen Gebiete haben MSF daran gehindert, die Hilfsaktivitäten rasch auszuweiten.
Derzeit sind über 120 Mitarbeiter der Organisation vor Ort im Einsatz. Über 80 Tonnen Material und Hilfsgüter wurden eingeflogen, darunter auch das aufblasbare Spital. Ausserdem konnten Teams von Teams, die in Bihar State in Indien arbeiten, Unterkünfte, Hygienematerial und Kits mit Kochutensilien per Lastwagen nach Gorkha transportieren, das 200 Kilometer nordwestlich von Kathmandu nahe beim Epizentrum des Erdbebens liegt.
Am 25. April hat ein Erdbeben der Stärke 7,8 auf der Richterskala Nepal heimgesucht. Das Epizentrum lag im Bezirk Gorkha, 200 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kathmandu. Am 5. Mai hat die Regierung von Nepal 7‘365 Tote und über 14‘000 Verletzte verzeichnet. Über 130‘000 Häuser wurden zerstört und 85‘856 beschädigt. Der Flughafen von Kathmandu, der einzige internationale Flughafen des Landes, ist aufgrund der Ankunft zahlreicher internationaler Hilfsorganisationen stark überlastet. Starke Beben waren auch im Norden Indiens zu spüren, wo in Bihar, Uttar Pradesh und West Bengal bisher 72 Tote und 237 Verletzte verzeichnet wurden. Die Bilanz dürfte weiter steigen. In Tibet beträgt die Zahl der Todesopfer bisher 17.