Niger: Rückgang der Meningitis-Epidemie
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Insgesamt wurden über 4‘000 Personen gegen die Krankheit behandelt. MSF mahnt, dass zur Vermeidung eines solch heftigen Ausbruchs den Menschen eine Impfung zur Verfügung stehen muss.
Die Zahl der Menschen, die sich mit der gefährlichen Hirnhautentzündung infiziert haben, ist um fast 98 Prozent gesunken. Während Anfang Mai in Niamey noch 279 Patienten hospitalisiert werden mussten, waren es Anfang Juni nur noch vier. Auch in anderen Regionen Nigers sind die Zahlen rückläufig. Dennoch ist die Epidemie noch nicht vorbei, und es ist weiterhin Achtsamkeit gefragt. In Niamey konnte die Einrichtung Lazaret, wo Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) das Gesundheitsministerium unterstützt hat, vergangene Woche geschlossen werden. Dort waren insgesamt über 4‘000 Patienten behandelt worden.
«Der Verlauf der Epidemie war äusserst heftig. Die Zahl der Fälle nahm sehr rasch zu, ging aber auch schnell wieder zurück», erklärt Bernadette Gergonne, Epidemiologin bei MSF. «Die Wahrscheinlichkeit, dass es im Land erneut zu einem Anstieg der Erkrankungen kommt, ist gering. Dennoch müssen wir wachsam bleiben und die epidemiologische Überwachung der Krankheit sicherstellen.»
Erster Ausbruch dieses Ausmasses mit Erregertyp C
Die Organisation betont indes, dass sie noch nie mit einem Meningitis-Ausbruch des Erregertyps C von diesem Ausmass zu tun hatte. «Das Risiko besteht, dass dieser für den Niger neue Erreger des Stamms C auch in den nächsten Trockenzeiten wieder auftritt», sorgt sich die Epidemiologin. «Wir müssen uns deshalb ab nächstem Januar auf eine erneute Epidemie gefasst machen, weil die Menschen nicht geimpft sind.»
In Niamey stellte MSF sicher, dass die an Meningitis erkrankten Menschen mehrere Anlaufstellen hatten und die Behandlung somit zugänglicher war. So wurden in sogenannt integrierten Gesundheitszentren Sprechstunden abgehalten, damit die Erkrankten nicht das Zentrum in Lazaret aufsuchen mussten. Auf diese Weise konnte die Krankheit schneller diagnostiziert werden, die Patienten erhielten die benötigten Antibiotika in ihrem Quartier und schwer erkrankte Personen wurden unverzüglich in ein Spital überwiesen. «Dank der Verstärkung der Gesundheitszentren in den Aussenbezirken von Niamey konnte die Krankheit schnell festgestellt werden und die Erkrankten erhielten umgehend die erste Medikamentendosis», so Julien Matter, Landeskoordinator von MSF im Niger.
Landesweite Aufklärungsmassnahmen
Um die Bevölkerung für die Krankheit zu sensibilisieren, leistete MSF zudem an mehreren öffentlichen Orten Aufklärungsarbeit. Landesweit wurden fast 300‘000 Personen informiert, welche Übertragungswege es gibt und wie man sich vor der Krankheit schützen kann. Da die Krankheit in schweren Fällen innerhalb weniger Stunden zum Tod führen kann, appellierten die Teams an die Menschen, beim Auftreten von Symptomen unverzüglich ein Gesundheitszentrum aufzusuchen.
Bis am 2. Juni hatten die Behörden 8'327 Verdachtsfälle registriert; mehr als 500 waren an der Krankheit gestorben. «In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium gelang es uns, mit der grossen Zahl Erkrankter fertigzuwerden. Damit eine solch kritische Situation in Zukunft jedoch vermieden wird, müssen die Menschen unbedingt Zugang zu einer bezahlbaren Impfung haben», betont Matter.
Behandlung der Erkrankten, Schulungen und Medikamentenspenden
Gemeinsam mit dem nigrischen Gesundheitsministerium hat MSF seit dem 23. März 2015 im Zentrum Lazaret in Niamey fast 4‘000 Patienten betreut. Die Organisation hat zudem 24 Gesundheitszentren in Aussenbezirken der Hauptstadt unterstützt.
In den Regionen Dosso, Tillabéri und Tahoua suchten Teams von MSF in mehreren Dörfern Distriktspitäler und Gesundheitszentren auf, wo sie Patienten untersuchten, das Pflegepersonal schulten, medizinische Daten erhoben und Medikamente spendeten. Bei Bedarf wurden auch einige zusätzliche Behandlungszentren errichtet.
In der Region entsandte MSF in Zusammenarbeit mit den Behörden ausserdem Teams, die insgesamt 99‘292 Personen gegen die Krankheit impften, davon 61‘719 im Gesundheitsbezirk Doutchi und 37‘573 in Gaya.