Trotz logistischer Schwierigkeiten: MSF arbeitet rund um die Uhr

Port-au-Prince, Haiti, 15/01/2009.

2 Min.

Am fünften Tag des Noteinsatzes nach der Katastrophe in Haiti sind die Teams von Médecins Sans Frontières/ Ärzte ohne Grenzen (MSF) weiterhin darum bemüht, so gut wie möglich auf den immensen Bedarf an lebensrettenden chirurgischen Eingriffen für die Schwerverletzten zu reagieren. In den bestehenden, nur eingeschränkt funktionstüchtigen Operationssälen wird rund um die Uhr operiert. Gleichzeitig suchen die Teams nach Möglichkeiten, die Kapazitäten zu vergrössern, indem sie weitere OP-taugliche Lokalitäten finden und mobile Einrichtungen ins Land bringen.

In dem seit kurzem wieder einsatzfähigen OP-Saal im Krankenhaus des Stadtteils Carrefour hat das MSF Team mittlerweile 90 Operationen durchgeführt. Zwei Stunden, nachdem die Mitarbeiter das Krankenhaus ausfindig gemacht hatten, war der Operationssaal wieder verwendbar. Auch im Choscal Krankenhaus hat das dortige MSF Team am Samstag etwa 90 Operationen durchgeführt. Ein anderes Team arbeitet in einem Container und hat etwa 20 Verletzte chirurgisch versorgt.

Mehr Material und Strukturen sind auf dem Weg in das Krisengebiet, doch das aufblasbare Krankenhaus mit zwei Operationssälen, auf das die Teams warten, ist verspätet, da eines der Transportflugzeuge keine Landeerlaubnis für den Flughafen von Port-au-Prince erhalten hatte und in die Dominikanische Republik umgeleitet wurde. Die andere Hälfte des Krankenhauses kam gestern an. MSF befürchtet weiterhin, dass die Einfuhr überlebenswichtiger Güter verzögert wird.

Über die Bedingungen in Städten ausserhalb der Hauptstadt, von denen manche sogar noch näher am Epizentrum des Erdbebens liegen, gibt es mittlerweile auch Informationen. Ein Team von MSF plant heute, mit einem Hubschrauber in die Stadt Jacmel an der Südküste der Insel zu fliegen. Andere haben den Bedarf an Hilfe in Léogâne – etwa eine Stunde ausserhalb von Port-au-Prince – ermittelt. In Saint­Marc, einem weniger verwüsteten Gebiet, in das sich Tausende Menschen aus der Stadt geflüchtet haben, sind Hunderte Verletzte im Krankenhaus.
 
Trotz der logistischen Einschränkungen konnte MSF seit dem Erdbeben mehr als 100 Hilfskräfte zur Verstärkung der bestehenden Teams nach Haiti bringen – darunter Chirurgen, Anästhesisten, Nierenspezialisten und Psychologen. Viele von ihnen mussten auf dem Landweg über die benachbarte Dominikanische Republik einreisen. Vier Frachtflugzeuge mit Tonnen von Hilfsgütern und einigen Hilfskräften konnten seit Donnerstag direkt in Port-au-Prince landen.

Die Teams vor Ort berichten, dass sich die Lage der oft verzweifelten Menschen in den Strassen noch nicht verbessert hat. Der Mangel an Nahrungsmitteln und an sauberem Trinkwasser verschärft die Spannungen.

MSF versucht nach wie vor, Klarheit über das Schicksal aller haitianischen Mitarbeiter der Organisation zu bekommen. Es ist traurige Gewissheit, dass einige von ihnen das Beben nicht überlebt haben. Aufgrund der enorm schwierigen Kommunikation in Port-au-Prince konnten noch nicht alle Kollegen von MSF ausfindig gemacht werde.