Tschad: MSF behandelt Verletzte nach Anschlägen auf Insel im Tschadsee
2 Min.
Bei einem dreifachen Selbstmordanschlag auf der Insel Koulfa in der Tschadsee-Region am vergangenen Samstagmorgen kamen Berichten zufolge 30 Menschen ums Leben, gegen 200 weitere wurden verletzt. Teams von MSF haben das tschadische Gesundheitsministerium bei der Behandlung der Verletzten umgehend unterstützt.
Die Anschläge fanden am vergangenen Samstag, 5. Dezember 2015, gegen 10 Uhr morgens auf belebten Märkten statt. Die Verletzten mussten per Boot von der abgelegenen Insel evakuiert werden. Sie wurden zuerst nach Guitté gebracht, eine Stadt am Ufer des Tschadsees. 42 Patienten wurden anschliessend ins Spital in Mani, eine Stadt nahe der kamerunischen Grenze, überwiesen. Menschen mit schweren Verletzungen, bei denen spezialisierte chirurgische Behandlungen erforderlich waren, wurden per Ambulanz in die Hauptstadt N’djamena gebracht. Es handelte sich dabei um 36 Personen, darunter 14 Kinder.
«Das war einer der grössten Angriffe, die wir in den vergangenen Monaten in dieser Gegend erlebt haben», berichtet Federica Alberti, MSF-Landeskoordinatorin im Tschad. «Im Spital in Mani hatte es weder genug Platz noch Arzneimittel oder medizinisches Material, um mit einer so hohen Zahl von Verletzten fertigzuwerden. Ein MSF-Team bestehend aus einem Chirurgen, Arzt, Pfleger und zwei Logistikern traf am Sonntagnachmittag ein, um das Personal des Gesundheitsministeriums zu verstärken. Die Teams arbeiten rund um die Uhr, um lebensrettende Behandlungen durchzuführen.»
Um die Kapazitäten des Spitals von Mani zu erhöhen, stellte MSF drei Zelte mit insgesamt 30 Betten auf. Am Sonntagnachmittag unterstützte das MSF-Team das Spitalpersonal bei der chirurgischen Versorgung von 37 verwundeten Patienten. Die Logistiker stellten derweil die Strom- und Wasserversorgung sicher.
In N’djamena, wohin 36 Schwerverletzte gebracht wurden, unterstützt MSF zurzeit das Allgemeinspital und das Liberty Hospital. Teams der Organisation sind zudem in einer Mutter-Kind-Klinik im Einsatz, wo sich elf Kinder in ernstem Zustand befinden. In allen drei Spitälern hat MSF wichtige Medikamente und chirurgisches Bedarfsmaterial zur Verfügung gestellt.
MSF ist seit 1981 im Tschad tätig. Die Organisation leitet zurzeit medizinische Projekte in Abéché, Am Timan und Moissala. Im März 2015 startete MSF in der Tschadsee-Region einen Notfall-Einsatz, um den Menschen auf der Flucht vor den Boko Haram-Attacken zu helfen. Als es am 15. Juni und am 11. Juli 2015 in der Hauptstadt N’djamena zu mehreren Selbstmordanschlägen kam, unterstützte MSF das Personal in staatlichen Spitälern. Seit April dieses Jahres werden für die Mitarbeitenden des Gesundheitsministeriums Schulungen für den Umgang mit vielen Verletzten angeboten. Ähnliche Ausbildungen wurden kürzlich auch im Spital in Abéché durchgeführt, zudem wurde chirurgisches Material gespendet.
Aktuell sind Teams von MSF an verschiedenen Standorten in den vier an den Tschadsee angrenzenden Ländern im Einsatz. In den Bundesstaaten Borno und Yobe im Norden Nigerias bietet MSF medizinische Grundversorgung für Vertriebene und die einheimische Bevölkerung an. Im Norden Kameruns betreibt MSF Gesundheitseinrichtungen in Minawao, Mora, Mokolo und Kousseri. Ebenso gewährleistet die Organisation lebensrettende medizinische Versorgung in der Region Diffa in Niger.