Aden, Jemen: MSF versorgt 100 Verwundete nach Beschuss von Wohnvierteln

Depuis le 19 mars, MSF a reçu plus de 2.500 blessés au Yémen dont plus de 1.800 à Aden uniquement.

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MSF appelliert an die Konfliktparteien, der Zivilbevölkerung den Zugang zu medizinischer Hilfe zu ermöglichen.

Nach schweren Bombenangriffen auf ein Wohnviertel in Aden versorgten Teams von Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) am 10. Juni über hundert Verwundete. Seit dem 19. März wurden insgesamt mehr als 2‘500 Verletzte in Einrichtungen der Organisation im Jemen eingeliefert – davon allein mehr als 1‘800 in Aden. Die Verschlechterung der Lage im südlichen Teil der Stadt hindert die MSF-Teams daran, den Verletzten zu helfen und macht es vielen Patienten unmöglich, ein Spital zu erreichen. Auch in anderen Landesteilen gibt es infolge von Luftangriffen auf dicht besiedelte Gebiete Opfer unter der Zivilbevölkerung.
«In den letzten Tagen wurden mehr als 130 Verwundete eingeliefert, die meisten von ihnen aus Al-Basateen. Es gab sogar einen Angriff auf eine Beerdigung», berichtet Thierry Goffeau, Projektkoordinator von MSF. «Die Spitäler in Aden sind voll, einige legen Matratzen vor ihren Eingang, um Patienten aufzunehmen. Die täglichen Kämpfe und Luftangriffe sind immer noch heftig, und wir sorgen uns um Patienten, die keinen Zugang zu Versorgung haben. Gleichzeitig wollen die Patienten in den Spitälern diese aus Angst nicht mehr verlassen.»

Chirurgische Versorgung mit mobilen Einheiten

MSF betreibt eine chirurgische Nothilfe-Station auf dem Gelände des Al-Sadaqa-Spitals im Stadtteil Sheikh Othman in Aden und unterstützt das Gesundheitszentrum Crater. Teams der Organisation sind ausserdem mit mobilen Einheiten unterwegs, um auch Menschen, die das Spital nicht erreichen können, chirurgisch zu versorgen. Diese Tätigkeit ist jedoch wegen der eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten sehr schwierig.
«Unsere Teams wurden mehrmals daran gehindert, sich innerhalb der Stadt fortzubewegen und medizinische Güter am Hafen entgegenzunehmen», so Goffeau. «Wir brauchen unbedingt freien Zugang, damit wir Menschen, die Hilfe brauchen, medizinisch versorgen können.»

Eine belagerte Stadt

Die Zivilbevölkerung in Aden leidet nicht nur unter den Kämpfen sondern auch, weil sie von Frontlinien umgeben und von der Aussenwelt abgeschnitten ist. «Es fehlt an Nahrung, Gas zum Kochen, Treibstoff und Medikamenten», warnt Hassan Boucenine, Landeskoordinator von MSF im Jemen. «Das Gesundheitssystem ist kollabiert, und Patienten mit chronischen Erkrankungen erhalten ihre Medikamente nicht. Auf den Strassen liegen Leichen. Die Stadt ist voller Müll.» Boucenine fordert deshalb die Aufhebung der Lebensmittel- und Medikamentenblockaden, damit die Bevölkerung erhält, was sie zum Überleben braucht. «Dazu braucht es ungehinderten Zugang über den Luft-, See- und Landweg», so Boucenine.
Am 11. Juni landete eine Granate in unmittelbarer Nähe des MSF-Spitals in Aden; eine weitere schlug am Tag zuvor nur 30 Meter von Mitarbeitern unserer Organisation entfernt ein, als diese sich in der Stadt aufhielten. Das Spital war bereits mehrmals von Kugeln und Granatsplittern getroffen worden, die im Innenhof des Gebäudes landeten. Auch in Taiz schlugen am 10. Juni drei Granaten in der Nähe eines Spitals ein, das von MSF unterstützt wird.

Angriffe auf dicht besiedelte Gebiete

Zivile Opfer und Beschädigungen öffentlicher Einrichtungen infolge von Luftangriffen auf dicht besiedelte Gebiete wurden auch in Sana'a, Hodeidah, Taiz, Saada, Amran, Ad-Dhale und andernorts registriert. In Taiz wurden in einem MSF-Spital 57 Verwundete behandelt, darunter ein sechsjähriger Junge, der beim Spielen vor seinem Haus am Kopf getroffen wurde. Gleichzeitig trafen innerhalb der vergangenen Woche insgesamt 137 Verwundete bei unserem Team in Saada ein – 17 Menschen waren bei der Ankunft bereits gestorben.
«Es ist inakzeptabel, dass die Konfliktparteien Gebiete bombardieren, in denen es offenkundig viele Zivilisten gibt», betont Boucenine. «Wir appellieren an alle Parteien, die Sicherheit der Zivilbevölkerung und die Neutralität medizinischer Einrichtungen und deren Personal zu respektieren. Die Bevölkerung muss ungehinderten Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten. Wir erwarten, dass dies bei den bevorstehenden Friedensgesprächen ein wichtiger Aspekt sein wird.»
MSF ist im Jemen in den Bezirken Aden, Sana'a, Al-Dhale 'Amran, Saada, Taiz und Hajja tätig. MSF ist eine unabhängige Organisation, die ihre Arbeit über Spenden von Privatpersonen aus der ganzen Welt finanziert.