Äthiopien - Wegen andauernden Behinderungen verlässt MSF Schweiz die somalische Region von Äthiopien

Fiiq, Ethiopie.

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Addis Abeba / Genf, 10. Juli 2008 – Die Schweizer Sektion von Médecins Sans Frontières/ Ärzte ohne Grenzen (MSF) sieht sich ausserstande, medizinische Hilfe für die Bevölkerung in der somalischen, von internen Konflikten zerrissenen Region Äthiopiens zu leisten. Deshalb hat MSF Schweiz beschlossen, ihr im Dezember 2007 begonnenes Hilfsprogramm einzustellen und die Gegend Fiiq zu verlassen.

Seit April 2007 haben Gewaltzunahme und Wirtschaftsblockade im Rahmen des Konflikts zwischen den äthiopischen Behörden und den Oppositionsbewegungen gravierende Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. Ihre humanitäre, gesundheitliche und hygienische Lage wird durch die anhaltende Trockenheit noch verschlimmert. Diese vorwiegend aus Nomaden bestehenden Bevölkerungsgruppen sind in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Dadurch können sie nicht nach ihren gewohnten Überlebensmechanismen handeln und haben wenig Zugang zu Gesundheitsversorgung sowie Nahrungshilfe.
Zahlreiche administrative Hindernisse und Einschüchterungsmanöver gegenüber MSF-Mitarbeitern in der Fiiq-Gegend hat es MSF verunmöglicht, den dringend auf medizinische Versorgung angewiesenen Personen zu helfen. Trotz der mit den Bundesbehörden unterzeichneten Abkommen haben internationale MSF-Mitarbeiter die erforderliche Arbeitsbewilligung nicht erhalten und konnten dadurch jeweils nur kurze Zeit vor Ort bleiben.
“In den sechs Monaten unseres Einsatzes konnten unsere Teams lediglich während zehn Wochen in der Stadt Fiiq und fünf Wochen in ihren Randgebieten arbeiten, wo die Not am grössten ist. Diese Umstände haben die Wirkung unserer medizinischen Hilfeleistung erheblich reduziert,” sagt Hugues Robert, Leiter des Äthiopien-Programms in Genf. Nur 84 an Mangelernährung leidende Kinder konnten während dieser Zeit behandelt werden. Nach einer von MSF im Mai durchgeführten groben Schätzung betrifft hingegen das Problem der akuten Mangelernährung in mehreren Dörfern bis zu 9% der Bevölkerung. Dazu kommt, dass in den vergangenen sechs Monaten nur 677 Patienten von mobilen MSF-Teams in der Fiiq-Gegend mit den grössten gesundheitlichen Problemen behandelt werden konnten. Dabei hatte MSF mit einer weit höheren Zahl gerechnet.
Die negative Einstellung der Behörden gegenüber humanitären Organisationen ist auch daraus ersichtlich, dass es wiederholt zu Verhaftungen von MSF Schweiz-Mitarbeitern ohne plausiblen Grund oder Erklärung gekommen ist.
“Es ist uns nicht möglich, unabhängige Bestandesaufnahmen der Bedürfnisse durchzuführen und unserer Arbeit dort nachzugehen, wo sie am dringendsten gebraucht wird,” sagt Hugues Robert. “Trotz vieler Anstrengungen unsererseits zur Verbesserung der Beziehungen mit den Behörden ist es uns leider nicht gelungen, ein Umfeld zu schaffen, das unabhängige und unparteiische Hilfe garantiert.”
Zu einer Zeit, in der Hilfe dringend gebraucht wird, fordert MSF Schweiz die äthiopische Regierung auf, für eine sofortige Verbesserung der Arbeitsbedingungen von humanitären Organisationen im somalischen Teil Äthiopiens zu sorgen.
MSF Schweiz arbeitet seit 1993 in Äthiopien und betreibt Projekte in South-Omo, Sekota, Damot Gale und Gambella. Darüber hinaus leistet MSF Schweiz Nothilfe bei Epidemien und unterhält Ernährungsprogramme für die Bevölkerung in Wollyta, Gurage und in der Hadiya Zonen. In Fiiq unterstützt MSF Schweiz seit Dezember 2007 das Gesundheitszentrum und betreut die Bevölkerung dieser Region zusätzlich mittels mobilen Klinken.