Afghanistan: Bewaffnete Soldaten dringen in MSF-Spital in Kunduz ein
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MSF verurteilt dieses gewaltsame Eindringen in eine medizinische Einrichtung aufs Schärfste.
Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) verurteilt das gewaltsame Eindringen bewaffneter Soldaten der afghanischen Spezialkräfte in das Traumazentrum der Hilfsorganisation in der Stadt Kunduz. Der Vorfall stellt einen inakzeptablen Bruch des humanitären Völkerrechts dar, das den Schutz medizinischer Einrichtungen vor Angriffen vorsieht.
Am Mittwoch, dem 1. Juli um 14:07 Uhr drangen schwer bewaffnete Männer der afghanischen Spezialkräfte in das Spitalgelände von MSF ein, riegelten die Einrichtung ab und begannen, in die Luft zu schiessen. Die Männer griffen drei Mitarbeiter der Organisation tätlich an und betraten anschliessend bewaffnet das Krankenhaus, wo sie drei Patienten verhafteten. Das Personal versuchte, die medizinische Versorgung der drei Patienten bestmöglich aufrecht zu erhalten; dabei kam es zu einer Situation, in der ein Mitarbeiter von zwei der Männer mit der Waffe bedroht wurde. Nach ungefähr einer Stunde liessen die Bewaffneten die drei Patienten wieder frei und verliessen das Krankenhausgelände.
„Wir sind schockiert von diesem Zwischenfall“, sagt Bart Janssens, Einsatzleiter von MSF. „Seit der Eröffnung im Jahr 2011 ist das Traumazentrum in Kunduz ein Ort, wo alle Patienten kostenlos und in sicherer Umgebung medizinische und chirurgische Hilfe erhalten. Dieser ernsthafte Zwischenfall bringt das Leben tausender Menschen in Gefahr, die dringend auf die Nothilfe angewiesen sind, die in diesem Zentrum geleistet wird.“
Einziges Traumazentrum in Nordost-Afghanistan
Das MSF-Traumazentrum in Kunduz ist die einzige Einrichtung dieser Art in ganz Nordost-Afghanistan. Im Jahr 2014 wurden mehr als 22‘000 Patienten in diesem Spital behandelt und über 5‘900 chirurgische Eingriffe durchgeführt. Um in einem derart unberechenbaren Umfeld arbeiten zu können, muss MSF die Garantie haben, dass ihre Tätigkeiten von der lokalen Bevölkerung und allen Konfliktparteien anerkannt und respektiert wird.
In allen Einrichtungen von MSF herrscht strenges Waffenverbot. Nach diesem Zwischenfall sieht sich die Organisation gezwungen, die Aktivitäten in Kunduz vorübergehend einzustellen, da die Sicherheit von Personal und Patienten nicht mehr gewährleistet ist. Wir haben den afghanischen Verteidigungsminister und den Innenminister dringend um Treffen gebeten, um offizielle Zusicherungen zu erhalten, dass unsere medizinische Arbeit respektiert wird und es nicht mehr zu solchen Zwischenfällen kommt.
„Jede Person, die medizinische Hilfe benötigt, soll diese im MSF-Traumazentrum erhalten“
„In keinem der Konflikte, in denen MSF Hilfe leistet, ergreifen wir Partei für eine Seite“, betont Janssens. „Unsere Ärzte behandeln alle Menschen, ungeachtet ihrer ethnischen Zugehörigkeit, religiösen oder politischen Überzeugungen. Jede verletzte Person, die medizinische Hilfe benötigt, soll diese im Traumazentrum von MSF in Kunduz erhalten.“
MSF arbeitete erstmals im Jahr 1980 in Afghanistan. 2011 eröffnete die Hilfsorganisation das Traumazentrum in Kunduz. Die Einrichtung bietet Opfern vor Verkehrsunfällen oder Menschen mit Kriegsverletzungen kostenlos medizinische und chirurgische Hilfe. MSF unterstützt auch die afghanische Gesundheitsbehörden im Spital Ahmad Shah Baba und der Geburtsklinik Dasht-e-Barchi in Kabul sowie im Boost-Krankenhaus in Lashkar Gah (Helmand). In der östlichen Stadt Khost betreibt die Hilfsorganisation eine Geburtsklinik. Die Arbeit in Afghanistan wird ausschliesslich aus privaten Spenden finanziert. MSF akzeptiert dafür keine staatlichen Gelder von Regierungen.