Gaza: MSF verurteilt Beschuss des Al-Schifa-Spitals
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Die Hilfsorganisation MSF verurteilt den Beschuss des Al-Schifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt am Montag. Dort hatten etwa 2’000 Zivilisten Zuflucht gesucht. MSF hat ein chirurgisches Team vor Ort. Die Klinik ist als Referenzspital für den gesamten Gazastreifen eine der wichtigsten medizinischen Einrichtungen. Wer auch immer für den Beschuss verantwortlich ist – der Vorfall zeigt laut MSF, dass es im Gazastreifen derzeit keinen sicheren Ort für Zivilisten gibt.
Eine internationale Mitarbeiterin von Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) befand sich am Montag während des Beschusses im Al-Schifa-Spital. Die ambulante Station auf dem Klinikgelände wurde getroffen. Nach dem Europäischen Krankenhaus, der Al-Aksa-Klinik und derjenigen in Beit Hanoun ist das Al-Schifa-Krankenhaus das vierte, das in den vergangenen Tagen getroffen wurde.
„Gerade in Kriegszeiten müssen Gesundheitseinrichtungen und ihre Mitarbeiter respektiert und geschützt werden. Aber im Gazastreifen sind Spitäler derzeit keine sicheren Orte“, sagt Tommaso Fabbri, Leiter der Projekte von MSF in den Palästinensischen Autonomiegebieten.
Eine Stunde nach dem Beschuss des Al-Schifa-Spitals wurde auch das Flüchtlingslager Schati getroffen. „Zwei Drittel der Verletzten, die ich bei der Ankunft im Al-Schifa-Spital gesehen habe, waren Kinder“, sagt Michele Beck, die für MSF vor Ort war.
Für Kranke und Verwundete ist es aufgrund des intensiven Beschusses schwierig, Spitäler aufzusuchen. Die Hälfte der Gesundheitszentren im Gazastreifen ist nicht mehr in Betrieb. In Gaza-Stadt, wo rund 800’000 Menschen leben, sind nur 4 der 15 Gesundheitszentren geöffnet. Basismedizinische Bedürfnisse werden derzeit nicht mehr abgedeckt –etwa Geburtshilfe oder die Behandlung chronischer Erkrankungen. Auch fehlt der Zugang zu Wasser und Nahrungsmitteln.
„1,8 Millionen Menschen, darunter 160’000 Vertriebene, leben zusammengepfercht auf einem dicht besiedelten Stück Land, das vom Meer und geschlossenen Grenzen umgeben ist. Wohin können diese Menschen fliehen?“, fragt Marie-Noëlle Rodrigue, Programmleiterin in Paris.
Für MSF und andere Hilfsorganisationen, die im Gazastreifen tätig sind, ist jede Bewegung extrem schwierig und gefährlich. Während der vergangenen drei Wochen wurden Rettungswagen getroffen und Sanitäter des Roten Halbmonds getötet oder verwundet. Am 20. Juli verfehlte ein Luftangriff ein klar gekennzeichnetes Auto von MSF nur um einige hundert Meter. Am selben Tag landete eine Rakete nahe eines Zeltes, das die Organisation beim Nasser-Spital in Süd-Gaza aufgestellt hat. Die Rakete explodierte nicht.
In den vergangenen drei Wochen konnten Teams von MSF das Nasser-Spital nur zwei Mal erreichen. Die dortigen chirurgischen Aktivitäten mussten eingestellt werden, obwohl die medizinischen Bedürfnisse enorm sind. Die Gegend ist schwer vom Konflikt betroffen, die meisten Verletzten sind Frauen und Kinder. „Ein chirurgisches Team steht bereit, um im Nasser-Spital zu arbeiten. Doch ohne glaubwürdige Zusagen von beiden Konfliktparteien, die Sicherheit des Teams zu gewährleisten, können wir die Mitarbeiter nicht dorthin schicken“, sagt Nicolas Palarus, Projektkoordinator von MSF in Gaza.
Für Hilfsorganisationen ist es sehr schwierig, Personal und medizinisches Material in den Gazastreifen zu bringen. Die Grenzübergänge in Rafah (nach Ägypten), Erez und Kerem Shalom (nach Israel) sind zwar zeitweise geöffnet, doch die Gefahr, beschossen zu werden, ist gross.
MSF arbeitet seit mehr als zehn Jahren im Gazastreifen. Aktuell unterstützt ein chirurgisches Team das Al-Schifa-Spital in Gaza-Stadt. Die Organisation stellte der Zentralapotheke und dem Al-Schifa-Spital Medikamente und medizinisches Material zur Verfügung. Seit mehreren Jahren betreibt MSFin Gaza-Stadt ausserdem eine Klinik zur Nachsorge von OP-Patienten. Weil viele von ihnen derzeit nicht in die Klinik kommen können, ist der Betrieb der Klinik derzeit stark eingeschränkt.