Geldgeber setzen das Leben von Aids-Patienten aufs Spiel

XVIII Conférence internationale sur le sida (IAC) à Vienne.

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19. Juli 2010, Wien – Internationale Geldgeber missachten die neusten wissenschaftlichen Beweise über die Vorteile einer früher einsetzenden Behandlung von Patienten und Patientinnen mit HIV/Aids, um kurzfristige Kosteneinsparungen durchzusetzen. Dies geht massiv zu Lasten der zehn Millionen Menschen, die dringend eine Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten benötigen, sagte MSF auf der Internationalen AIDS-Konferenz am Montag.

"Heute erwarten die Geber, dass Ärzte ihren Patienten sagen, sie sollen wiederkommen, wenn sie schon fast tot sind,“ sagte Dr. Eric Goemaere, medizinischer Koordinator von MSF in Südafrika. "Das ist die schlechteste Medizin, die diesen Patienten zugemutet wird. Als Arzt will ich den Patienten lieber heute die lebensnotwendigen Medikamente geben, als sie nach Hause zu schicken und nach einiger Zeit auch gegen Ko-Infektionen wie der Tuberkulose behandeln zu müssen.“

Mit Daten aus dem Projekt in Lesotho wird MSF auf der Internationalen Aids-Konferenz Erkenntnisse vorlegen, die zeigen, dass durch einen frühen Beginn der Behandlung mit Aids-Medikamenten, die Sterblichkeit und Krankenhausaufenthalte bei HIV-Patienten um mehr als 60 Prozent reduziert werden können.

Aber diese Art der Forschung wird von internationalen Gebern ignoriert, insbesondere von den USA – der weltweit wichtigste Geber bei HIV-Behandlungen. Heute raten die USA anderen Staaten im Kampf gegen HIV/Aids, die Behandlung auf Patienten in weit fortgeschrittenen Stadien der HIV-Erkrankung zu beschränken.

Neben den medizinischen und finanziellen Vorteilen eines frühen Behandlungsbeginns, zeigen Studien auch, dass eine allgemein verfügbare Behandlung auf kommunaler Ebene die effektivste Möglichkeit ist, um HIV-Infektionen zu verhindern.

Trotz dieser Erkenntnisse gibt es einen allgemeinen Trend hin zum Rückzug im Kampf gegen Aids. Der Globale Fonds – der weltweit wichtigste Mechanismus zur Finanzierung der Behandlung von HIV-Patienten – steht vor einer grossen Finanzierungslücke. Die USA schlagen weiterhin sowohl geringere Mittel für das PEPFAR-Programm (Obamas „President's Emergency Plan for AIDS Relief“) als auch eine Abnahme ihres Beitrags zum Globalen Fonds vor. Österreich, Gastland der Internationalen AIDS-Konferenz, hat seit 2001 nicht einen einzigen Dollar an den Fonds gezahlt.

Dieser Rückzug kommt nach einem Jahrzehnt des Fortschritts: Mehr als 5,2 Millionen Menschen leben heute dank einer Behandlung. Möglich wurde dies durch das Aufkommen von bezahlbaren Generika und das Engagement der Geberländer. Dennoch gibt es immer noch 10 Millionen Menschen, die auf die lebensrettende Behandlung warten.

"Die Geber haben Millionen von Menschen wiederholt den universellen Zugang zu Aids-Medikamenten versprochen", sagte Goemaere. "Es ist eine Frage von Leben und Tod: Zahlen die Geber oder lassen sie Menschen sterben?“