Gemeinsamer Einsatz von MSF und MOAS für Bootsflüchtlinge im Mittelmeer
3 Min.
MSF und MOAS haben einen Einsatz zur Rettung und medizinischen Versorgung für Bootsflüchtlinge im Mittelmeer gestartet.
Die internationale medizinische Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) und MOAS (the Migrant Offshore Aid Station) kündigten am 10. April den Beginn eines gemeinsamen Rettungseinsatzes im Mittelmeer an. Der lebensrettende Einsatz zwischen Afrika und Europa wird von Mai bis Oktober andauern, wenn voraussichtlich erneut tausende Menschen ihr Leben riskieren werden, um Europa zu erreichen.
2014 war das bisher tödlichste Jahr für Menschen, die das Mittelmeer zu überqueren versuchten; mehr als 3‘400 Personen starben beim Versuch, Europa zu erreichen. Für dieses Jahr werden noch mehr Todesopfer erwartet, da es weniger Hilfe für Boote in Seenot gibt. Der Rettungseinsatz der italienischen Marine, Mare Nostrum, wurde im November 2014 aufgrund fehlender Finanzierung durch europäische Regierungen eingestellt.
«Menschen sind gezwungen, die gefährliche Reise über das Meer zu unternehmen»
«Europa zeigt Menschen die kalte Schulter, die vor einigen der schlimmsten humanitären Krisen unserer Zeit fliehen», sagt Arjan Hehenkamp, Geschäftsführer der MSF-Einsatzzentrale in Amsterdam. «Die Entscheidung, die Tore zu schliessen und Zäune zu errichten hat zur Folge, dass Männer, Frauen und Kinder gezwungen werden ihr Leben zu riskieren und eine verzweifelte Reise über das Meer zu unternehmen. Das Problem wird nicht verschwinden, wenn man es ignoriert. Europa hat sowohl die Ressourcen als auch die Pflicht, weitere Todesfälle vor seiner Haustür zu verhindern.»
In den kommenden Monaten wird ein Team von MSF und MOAS auf der MY Phoenix – einem 40 Meter langen Rettungsschiff – im zentralen Mittelmeer stationiert sein. Die MY Phoenix ist mit schnellen Festrumpfschlauchbooten, Überwachungsdrohnen und einer 20-köpfigen Crew ausgestattet und wird Menschen in Not Hilfe bieten.
In 60 Tagen 3‘000 Menschen gerettet
«Unsere Motivation ist einfach: Niemand verdient es, zu sterben», so MOAS-Geschäftsführer Martin Xuereb. «Deshalb werden wir alles in unserer Macht stehende tun, damit Menschen, die sich gezwungen fühlen, dieses heimtückische Meer in notdürftigen Booten zu überqueren, nicht ertrinken. Nachdem wir dieses Projekt vergangenes Jahr gestartet hatten, haben wir in 60 Tagen 3‘000 Menschen gerettet. Wir hoffen, dass wir dieses Jahr durch unsere Zusammenarbeit mit MSF noch erfolgreicher sein werden.»
An Bord wird ein medizinisches Team von MSF sein, das aus zwei Ärzten und einer Pflegefachkraft besteht. Sie sind entsprechend ausgerüstet, um lebensrettende Nothilfe durchführen zu können – aber auch um Dehydrierung, Verbrennungen, schwere Sonnenbrände und Unterkühlung zu behandeln. Diese zählen zu den häufigsten Beschwerden von Menschen, die seit Tagen auf dem Meer unterwegs sind.
Hilfe anbieten und Todesfälle verringern
«Wir können die Kriege und das Elend nicht beenden, die Menschen dazu zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Aber wir können versuchen den tausenden Menschen, die auch diesen Sommer wieder das Mittelmeer überqueren werden, Hilfe anzubieten und die Zahl der Todesfälle zu verringern», sagt Hehenkamp. «Die europäischen Regierungen haben sich dazu entschlossen, ihre Priorität auf Überwachung und Grenzschutz zu legen, statt Leben zu retten. Bis sich diese Politik ändert, wird die kollektive europäische Zurückhaltung bei der Schaffung sicherer Alternativen für diese Menschen weiterhin Leben kosten.»
MSF ist eine internationale humanitäre Hilfsorganisation, die medizinische Nothilfe für Menschen in Not leistet – unabhängig von Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder politischer Zugehörigkeit. Im Jahr 2014 arbeitete die Organisation weltweit in 63 Ländern. MOAS ist eine Nicht-Regierungsorganisation, die 2014 im Laufe eines 60-tägigen Einsatzes im Mittelmeer 3‘000 Migranten rettete.