Griechenland: MSF verurteilt die unbegrenzte Inhaftierung von Migranten
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Griechenland wendet im Umgang mit Migranten und Asylsuchenden immer härtere Massnahmen an.
Die griechischen Behörden haben entschieden, dass Migranten neuerdings auf unbegrenzte Zeit festgehalten werden können, bis sie entweder ausgeschafft werden oder freiwillig in ihr Heimatland zurückkehren. Die internationale medizinisch-humanitäre Organisation Médecins Sans Frontières/ Ärzte ohne Grenzen (MSF) wertet dies als weiteren Beweis dafür, dass Griechenland im Umgang mit Migranten immer härtere Massnahmen anwendet. Diese Entscheidung verschlechtert die bereits desolate Lage der tausenden Migranten in Griechenland zusätzlich.
Letzte Woche wendete die griechische Polizei diese neue Massnahme bereits in mindestens zwei Einrichtungen für Migranten und Asylsuchenden an. In Paranesti in Drama und Fylakio in Evros, im Norden Griechenlands, drohten sie Migranten an, sie unbegrenzt festzuhalten, bis sich diese zu einer freiwilligen Rückkehr bereit erklären oder sich bei ihrer Rückschaffung kooperativ verhalten würden. Die betroffenen Migranten waren schockiert.
„Wir haben uns bereits zu den negativen Auswirkungen geäussert, die eine anhaltende und systematische Inhaftierung auf die Gesundheit der Migranten hat“, sagt Ioanna Kotsioni, Expertin von MSF für Migrationsfragen in Griechenland. „Wir sind empört, dass die griechischen Behörden die Haftzeit noch weiter verlängern wollen, obschon bereits die maximale Dauer von 18 Monaten angewendet wird. Dies beweist, dass gegenüber den Migranten eine noch härtere Gangart eingeschlagen wird. Sie werden monatelang unter unzumutbaren Bedingungen festgehalten. Noch schlimmer ist, dass die Androhung von unbegrenzter Haft als Zwangsmittel eingesetzt wird.“
Massive körperliche und seelische Schäden
In dem am 1. April veröffentlichten Bericht „Invisible Suffering“ („Unsichtbares Leiden“) bezog sich MSF auf sechs Jahre Arbeit in Einrichtungen für Migranten und Asylsuchenden und zeigte auf, welch massive körperliche und seelische Schäden monatelange Haft bei den Betroffenen verursachen kann. Fallstudien machten deutlich, wie Überbelegung und schlechte Hygieneverhältnisse in den Anstalten gekoppelt mit der Dauer der Inhaftierung zahlreiche Beschwerden verursachen können. Dazu gehören Atemwegs-, Haut- oder Magen-Darm-Erkrankungen sowie Angstgefühle, Depressionen und psychosomatische Störungen.
MSF fordert Griechenland und die EU erneut auf, dem willkürlichen, systematischen und immer längeren Festhalten von Migranten und Asylsuchenden ein Ende zu setzen. Die Organisation fordert weiter, dass die Menschen nicht in ungeeigneten Einrichtungen in Gewahrsam genommen werden, und besonders bedürftige Personen, wie etwa Minderjährige, Folteropfer oder chronisch Kranke, gar nicht festgehalten werden. Stattdessen muss in ein Aufnahmesystem investiert werden, das den körperlichen, medizinischen und humanitären Bedürfnissen von Migranten und Asylsuchenden gerecht wird.