Haiti: MSF fordert grössere Anstrengungen im Kampf gegen Cholera
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Port-au-Prince / Zürich, 19. Oktober 2011. Ein Jahr nach dem Ausbruch der Cholera-Epidemie in Haiti sind die Menschen im gesamten Land noch immer von der tödlichen Krankheit bedroht. Die Massnahmen zur Eindämmung der Cholera sind immer noch unzureichend. Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) fordert grössere Anstrengungen zur Behandlung der Patienten.
„Die haitianischen Behörden und internationale Organisationen müssen viel mehr für die Behandlung und Prävention tun“, erklärt Romain Gitenet, Landeskoordinator von MSF in Haiti. „Die Gesundheitsversorgung, der Zugang zu sauberem Trinkwasser und die Abwasserentsorgung müssen dringend verbessert werden. Sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen sind für die Eindämmung von Cholera unerlässlich. Auch wenn die internationale Gemeinschaft riesige Summen für Haiti zugesagt hat, erkranken jede Woche immer noch Tausende Haitianer an Cholera – und immer noch sterben einige daran.“
Seitdem im Oktober 2010 die ersten Fälle von Cholera entdeckt wurden, sind nach Angaben des haitianischen Gesundheitsministeriums mehr als 465’000 Haitianer erkrankt und mehr als 6’500 gestorben. Zur Zeit begünstigt die Regenzeit die Ausbreitung der Krankheit.
Gleichzeitig ziehen sich internationale Organisationen, die bisher Patienten behandelt, Trinkwasser bereitgestellt und Abwasser entsorgt haben, zunehmend aus dem Einsatz gegen Cholera zurück. Doch der Bedarf der Bevölkerung bleibt immens. Die Zahl der Infektionen schwankt weiterhin stark. Die Situation bleibt unvorhersehbar und gefährlich. Zum Beispiel behandelte MSF in der vierten Augustwoche in der Hauptstadt Port-au-Prince 281 Cholerapatienten, Ende September schnellte die Zahl auf 840 pro Woche hoch.
Wahrscheinlich wird die Cholera auch in den kommenden Jahren nicht aus Haiti verschwinden. Letztendlich werden die haitianischen Behörden die Verantwortung für die Bekämpfung der Krankheit übernehmen müssen. Doch bis jetzt waren sie nicht in der Lage, eine effektive Strategie landesweit umzusetzen.
Sobald die unmittelbaren Bedürfnisse erfüllt sind, müssen die humanitären Akteure die Regierung von Haiti darin unterstützen, die Behandlung der Cholera dauerhaft in die Gesundheitsstrukturen zu integrieren und die Pläne zur Cholera-Prävention umzusetzen. MSF hat auch damit begonnen, die Führung der Behandlungszentren, in denen ihre Teams tätig waren, den Gesundheitsbehörden zu übergeben.
Parallel dazu muss die Rettung von Leben erste Priorität behalten. „Die Patienten sterben in den abgelegenen Regionen des Landes an Dehydrierung, einzig weil es keine Rehydrierungsposten oder Behandlungszentren in der Nähe gibt, oder weil ausgebildetes medizinisches Personal oder Gemeindemitarbeiter fehlen. Das ist unakzeptabel,“ betont Romain Gitenet.
Informationen über Cholera und die Massnahmen von MSF
Cholera ist eine bakteriologische Infektion, die sich vorwiegend über das Wasser und die Nahrung oder durch den Kontakt mit einer infizierten Person überträgt. Obwohl Cholera leicht zu therapieren ist, wenn die Gesundheitseinrichtungen vorhanden sind, führt die Erkrankung rasch zum Tod. Es handelt sich um eine Krankheit, der durch sauberes Wasser, regelmässiges Händewaschen und eine gute Ernährungshygiene leicht vorgebeugt werden kann. Aber in den ländlichen Regionen oder in den Slums lebt die Bevölkerung heute in hygienisch unhaltbaren Zuständen und hat keinen Zugang zu Trinkwasser oder zu sanitären Anlagen.
Seit Beginn der Cholera-Epidemie im Oktober 2010 hat MSF mehr als 160’000 Patienten behandelt, das entspricht 35 Prozent der bestätigten Fälle in Haiti. Die Teams sind derzeit an fünf Orten in der Hauptstadt Port-au-Prince sowie in den Departements Artibonite, Ouest und Nord in Cholera-Projekten tätig.