Haiti: Unzumutbare Bedingungen für Cholera-Patienten

L’état déplorable des centres de traitement laisse présager le pire lors de la prochaine saison des pluies d’avril à novembre.

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MSF stellt fest, dass sich die Behandlung der Cholera wegen fehlenden Materials und finanzieller Mittel in zahlreichen Einrichtungen verschlechtert hat.

Einige Wochen vor Beginn der Regenzeit – was in Haiti gleichbedeutend mit einem Anstieg der Cholerafälle ist – hat Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) mehrere Gesundheitseinrichtungen in den Départements Artibonite, Nippes, Sud-Est und Nord besichtigt. Die Teams haben im Vergleich zum Vorjahr bei der Betreuung der Cholera-Patienten eine deutliche Verschlechterung festgestellt.
„Einige Mitarbeiter in Cholera-Behandlungszentren haben schon seit Monaten keinen Lohn mehr erhalten,” erzählt Dr. Mamady Traoré, stellvertretender medizinischer Koordinator von MSF, der Ende Dezember bei der Evaluierung in Artibonite dabei war. „Infrastruktur und Gerätschaften sind abgenutzt, da sie nicht mehr gewartet wurden. Auch Engpässe bei medizinischem Gebrauchsmaterial kommen häufig vor. Gewisse hygienische Vorsichtsmassnahmen, die entscheidend sind, um die Verbreitung der Krankheit einzudämmen, werden nicht mehr eingehalten. Manchmal werden Patienten sich selbst überlassen oder müssen für die Behandlung bezahlen. Das ist untragbar.“
Eine ähnliche Bilanz zeigt sich im Département Nord, wo die cholerabedingte Sterblichkeit seit Ende 2012 gestiegen ist. „In gewissen Behandlungszentren beträgt die Sterblichkeitsrate mehr als 4 Prozent, obschon der Wert normalerweise unter einem Prozent liegen sollte“, erklärt Joan Arnan, die zuständig für die Evaluierung war. „Das zeigt klar die Mängel bei der Behandlung auf. Dabei ist Cholera einfach behandelbar, sofern rasch gehandelt wird. Aber manchmal müssen sich zwei Pflegefachleute um 50 Patienten kümmern, was eindeutig nicht ausreicht, um eine qualitativ hochwertige Pflege zu gewährleisten.“

Aktuelle Lage verlangt nach Notfallmassnahmen

Im Dezember 2012 lancierte die UNO einen Hilfsappell über 2,2 Milliarden Dollar, um einen Plan des haitianischen Gesundheitsministeriums (MSPP), die Cholera bis 2022 auszurotten, zu finanzieren. Die Finanzierung ist aber bis jetzt noch nicht zustande gekommen, währenddessen zahlreiche Cholera-Patienten keine angemessene Behandlung erhalten.
„Die Cholera wird nun als Problem betrachtet, das es im Verlauf der nächsten zehn Jahre zu lösen gilt. Dabei sollte die aktuelle Situation immer noch wie ein medizinischer Notfall behandelt werden“, erklärt Duncan McLean, Programmverantwortlicher von MSF in New York. „Die benötigten Mittel für solche Massnahmen werden immer knapper.“
Der erbärmliche Zustand der Behandlungszentren legt nahe, dass mit der nächsten Regenzeit das Schlimmste erst noch kommt. So führten in den Jahren 2011 und 2012 zwischen Mai und November die Regenfälle in gewissen Regionen zu einem plötzlichen Aufflammen von Choleraausbrüchen. MSF versuchte jeweils, so gut wie möglich dagegen anzugehen.
„Langfristig gesehen ist Prävention natürlich die beste Lösung. Diese beinhaltet Verbesserungen beim Zugang zu Trinkwasser, bei der Abwasserentsorgung und bei der Hygiene sowie Impfungen. Aber auch jetzt braucht es genügend finanzielle Mittel, um die Erkrankten zu behandeln und Todesfälle zu vermeiden“, betont Oliver Schulz, MSF-Einsatzleiter in Haiti. „Der Fokus sollte heute bei der Stärkung der Behandlungszentren liegen sowie beim Ausbau von Frühwarn- und Reaktionssystemen. Die haitianische Regierung und internationale Geldgeber müssen sicherstellen, dass bestehende Behandlungseinrichtungen vor Beginn der Regenzeit gut ausgerüstet sind und über ausreichend Mitarbeiter verfügen. Das bedeutet so schnell wie möglich.“

Massnahmen zur Cholera-Bekämpfung von MSF in Haiti

Seit dem Auftauchen der ersten Cholerafälle Ende Oktober 2010 hat MSF gegen 200’000 Patienten behandelt. Die Kosten beliefen sich insgesamt auf ungefähr 60 Millionen Dollar. Die Sterblichkeitsrate bei den von MSF behandelten Patienten lag unter einem Prozent. Im Verlauf von 2011 übergab MSF die Verantwortung über die Behandlungszentren ausserhalb des Gebiets, das am 12. Januar 2010 vom Erdbeben betroffen war, schrittweise an die haitianischen Gesundheitsbehörden. Zuvor hatte die Organisation haitianisches Personal geschult und die Zentren mit Material beliefert. MSF betreut weiterhin den Grossteil der Cholerafälle in der Gegend von Port-au-Prince und Léogâne, wo im Jahr 2012 23'000 Patienten behandelt wurden.