Italien: MSF fordert deutlich bessere Aufnahmebedingungen für Flüchtlinge und Migranten auf Lampedusa

Le 19 avril 2011, 760 réfugiés sont arrivés de Lybie. Une équipe MSF distribue des biens non alimentaires aux réfugiés à peine arrivés.

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„Während die Politiker über die Zukunft von Migranten in Europa diskutieren, landen in Italien Flüchtlingsschiffe, und Menschen leiden unnötig. Italien muss dringend seine Verantwortung wahrnehmen und angemessene Aufnahmebedingungen für die Menschen schaffen, die verzweifelt an den Küsten landen”, erklärt Loris De Philippi, Einsatzleiter von MSF.

Rom/ Zürich, 5. Mai 2011 –Die medizinische Nothilfeorganisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) fordert die italienischen Behörden erneut dazu auf, die Aufnahmebedingungen für Menschen aus nordafrikanischen Ländern drastisch zu verbessern, insbesondere für Frauen, Kinder, unbegleitete Jugendliche und Gewaltopfer. Am vergangenen Wochenende sind zwölf Boote mit 2’665 Flüchtlingen, Asylsuchenden und Migranten an den Küsten Italiens gelandet. Weitere 715 Personen wurden von einem Boot vor der Küste gerettet. Drei Viertel der Boote kamen aus Libyen. Auf die Ankunft der meisten reagierten die italienischen Behörden völlig unangemessen.
„Am vergangenen Wochenende gingen den italienischen Behörden selbst trockene Kleidung und Trinkwasser aus, die für Menschen mit Unterkühlung und im Schockzustand dringend benötigt werden. Hunderte wurden in überfüllte Aufnahmezentren gebracht, in denen sie auf schmutzigen Matratzen schlafen mussten ohne ausreichend Decken, Handtücher und Seife. Andere waren sogar dazu gezwungen, draussen zu schlafen", sagt Rolando Magnano, Landeskoordinator von MSF in Italien.

Die Neuankömmlinge vom vergangenen Wochenende kommen zu den mehr als 27’000 Menschen hinzu, die in diesem Jahr bereits mit dem Boot in Italien angekommen sind. Viele haben die gefährliche Überfahrt infolge der Aufstände und Gewalt in Nordafrika seit Dezember 2010 auf sich genommen. Anfang des Jahres kamen die meisten Neuankömmlinge aus Tunesien, mittlerweile kommen immer mehr aus Libyen. Am 19. April erreichte die bisher grösste Gruppe per Boot Italien. 760 Menschen hatten sich auf ein Schiff gezwängt. Die Mehrheit der Ankömmlinge aus Libyen ist äthiopischer, somalischer und eritreischer Herkunft. Viele von ihnen waren bereits vor der Gewalt in ihrer Heimat geflohen.

„Die Ankömmlinge aus Libyen berichten, dass sie Gewalt erlebt haben und bedroht wurden. Auf einige wurde geschossen, andere wurden geschlagen oder haben ihre Freunde sterben sehen”, berichtet Rolando Magnano. „Andere erzählen von entsetzlichen Haftbedingungen; 65 Menschen seien für einen Monat in einem winzigen Raum ohne Wasser festgehalten worden, so dass sie aus Toiletten trinken müssen, um zu überleben.”

Vergangenen Montag wurden 1’200 Flüchtlinge in das Aufnahmezentrum auf Lampedusa gepfercht, das nur auf 800 Personen ausgelegt ist. Kinder und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden in geschlossenen, gefängnisähnlichen Zentren untergebracht. Seit Februar kümmert sich MSF um die medizinische Erstuntersuchung von Flüchtlingen, die am Militärhafen von Lampedusa ankommen. Zusätzlich hat MSF fast 800 medizinische Konsultationen für Migranten und Flüchtlinge in Lampedusa durchgeführt und hat mehr als 4’500 Decken verteilt sowie mehr als 2’500 Personen mit Hygieneartikeln versorgt.