Jemen: MSF-Spital bei Luftangriffen zerstört
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Bei Luftangriffen der von Saudiarabien angeführten Koalition im Nordjemen wurde in der Nacht auf den 27. Oktober ein Spital zerstört, das von MSF unterstützt wird.
Das kleine Spital im Bezirk Haydan (Provinz Saada), das von der internationalen medizinischen Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) unterstützt wird, wurde ab 22:30 Uhr mehrmals angegriffen. Medizinisches Personal und zwei Patienten konnten fliehen, bevor es über einen Zeitraum von zwei Stunden zu weiteren Angriffen kam. Ein Mitarbeiter wurde bei der Flucht leicht verletzt. Mindestens 200‘000 Menschen sind nach der Zerstörung des Krankenhauses nun von lebenswichtiger medizinischer Hilfe abgeschnitten.
«Dieser Angriff zeigt einmal mehr, dass im Jemen auf Zivilisten keinerlei Rücksicht genommen wird. Luftangriffe sind zu einer täglichen Routine geworden», sagt Hassan Boucenine, Einsatzleiter von MSF im Jemen.
Das Bombardieren von Zivilpersonen und Spitälern ist ein Verstoss gegen das Internationale Humanitäre Völkerrecht. MSF verlangt von den Koalitionskräften, dass sie die Umstände rund um den Angriff in Haydan erklären. Die GPS-Koordinaten des Krankenhauses wurden der von Saudiarabien geführten Koalition regelmässig mitgeteilt, und das Dach der Einrichtung war eindeutig und gut sichtbar mit dem Logo von MSF gekennzeichnet.
Das einzige Spital in der Gegend, das noch in Betrieb war
«Sogar zwölf Stunden nach dem Angriff sah ich noch Rauch aus dem Gebäude aufsteigen», berichtet Miriam Czech, Projektkoordinatorin von MSF in Saada. «Die Krankenzimmer, die Ambulanz, die Geburtsabteilung, das Labor und die Notaufnahme wurden alle zerstört. Dies war das einzige Spital in der Gegend, das noch in Betrieb war.»
MSF unterstützte das Spital seit Mai. Seither wurden etwa 3‘400 Patienten behandelt; pro Monat wurden durchschnittlich 200 Kriegsverletzte in die Notaufnahme gebracht.
«Im Jemen herrscht ein kompromissloser Krieg. Menschen, die sich auf der falschen Seite aufhalten, werden als legitimes Ziel betrachtet», fährt Boucenine fort. «Es wurden schon Märkte, Schulen, Strassen, Brücken, Lastwagen mit Nahrungsmitteln, Vertriebenenlager und Gesundheitseinrichtungen bombardiert und zerstört. Die ersten Opfer sind immer Zivilisten.»
Aufbau einer neuen Einrichtung hat oberste Priorität
Für MSF hat nach dem Luftangriff die Errichtung einer neuen Gesundheitseinrichtung Vorrang, um die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung von Haydan zu gewährleisten. Teams der Organisation sind auch im Al-Jumhori-Spital in der grössten Stadt in Saada tätig, wo sie wöchentlich rund 250 Notfallpatienten behandeln und etwa 80 Geburten begleiten. Seit Mai führt MSF hier zudem lebensrettende chirurgische Eingriffe durch.
Im Jemen sind Teams der Hilfsorganisation in acht Gouvernements tätig: In Saana, Saada, Aden, Taiz, Amran, Al-Dhale, Ibb und Hajja. Seit dem Beginn der Krise im Jemen im März hat MSF mehr als 15‘500 Kriegsverletzte behandelt; neben diesen Notfällen wird weiterhin die medizinische Grundversorgung aufrechterhalten.