Jemen: MSF suspendiert medizinische Aktivitäten im Regierungsbezirk Saada

« Nous avons donc été obligés de suspendre nos activités ».

2 Min.

Sana’a / Zürich, 28. September 2011 – Die humanitäre medizinische Organisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) gab heute bekannt, dass sie ihre Nothilfeaktivitäten im Regierungsbezirk Saada am 26. September eingestellt hat. Die Organisation musste ihre Aktivitäten in den Spitälern Al Talh and Razeh einstellen, nachdem die lokalen Behörden neue Bedingungen für die humanitäre Arbeit in der Region festlegten.

Am 15. September verkündete die Direktion für humanitäre Angelegenheiten in Saada die neuen Arbeitsbedingungen, unter welchen alle humanitären und Nichtregierungsorganisationen in dieser Region fortan zu arbeiten haben. Diese neuen Bedingungen verhindern unter anderem unabhängige Einschätzungen der medizinischen Bedürfnisse im Regierungsbezirk. Ausserdem dürfen die Aktivitäten nicht mehr von internationalen Mitarbeitern beaufsichtigt werden und alle Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums, die mit MSF zusammenarbeiten, müssen von Mitarbeitern ersetzt werden, die von der Direktion vorgeschlagen werden.
“Diese neuen Bedingungen hätten schwerwiegende Auswirkungen auf unsere Aktivitäten. Wir könnten die Qualität und Effektivität unserer Arbeit nicht mehr gewährleisten“, sagt Dr. Vipul Chowdhary, Landeskoordinator von MSF im Jemen. „Es blieb uns deshalb nichts anderes übrig, als unsere Aktivitäten einzustellen.“
In Al Talh und Razeh unterstützte MSF zwei Spitäler des Gesundheitsministeriums, die ein Einzugsgebiet von nahezu 400’000 Menschen abdecken. In Al Talh wurde eine sekundäre Gesundheitsversorgung, inklusive chirurgische Dienste, angeboten. In Razeh stellte MSF die primäre Gesundheitsversorgung sowie Notfallmedizin, Ernährungsprogramme und Geburtshilfe sicher.
MSF ist bereit, mit den lokalen Behörden Gespräche zu führen, um akzeptable Bedingungen zu definieren, unter denen eine unabhängige humanitäre Arbeit möglich ist. “Wir hoffen, uns mit den lokalen Behörden einigen zu können, um die vorherigen Bedingungen wieder herzustellen, unter denen wir in den letzten vier Jahren eine wertvolle medizinische Versorgung leisten konnten. MSF ist bereit, ihre medizinischen Nothilfeaktivitäten zugunsten der Bevölkerung weiterzuführen“, sagte Dr. Chowdhary.
Seit 2007 führt MSF medizinische Aktivitäten im kriegsgebeutelten Regierungsbezirk Saada durch. Nachdem der Waffenstillstand vom Februar 2010 das Ende der Feindseligkeiten zwischen der jemenitischen Regierung und den Streitkräften der Al Houthi einläutete, konnte MSF ihre Aktivitäten wieder aufnehmen und in verschiedenen Teilen des Regierungsbezirks weiter aufbauen.
In den ersten sechs Monaten des Jahres 2011 wurden fast 20'000 ambulante Konsultationen im Al Talh Spital durchgeführt, mit einem Durchschnitt von 30 Notfall-Konsultationen pro Tag. Zwischen Februar und August 2011 haben die MSF-Teams 428 chirurgische Eingriffe vorgenommen. MSF hat auch primäre Gesundheitsversorgung in den Spitälern von Al Talh und Razeh und in vier Gesundheitszentren in Saada geleistet – einschliesslich pränataler Versorgung von Schwangeren und Screening auf Mangelernährung bei Kindern.
MSF-Aktivitäten in Al Talh und Razeh wurden jeweils am 21. September und 26. suspendiert.
Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) ist eine private internationale Organisation, die humanitäre medizinische Hilfe in mehr als 65 Ländern auf der ganzen Welt leistet. MSF akzeptiert keinerlei Gelder von Regierungen für ihre Arbeit in Jemen und stützt sich hierfür ausschliesslich auf private Spenden.