Kindersterblichkeitsrate könnte dank besserer Nahrung halbiert werden
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Eine Studie von MSF im Niger bestätigt, dass hochwertige, nährstoffreiche Nahrung ein Grundpfeiler im weltweiten Kampf gegen Kindersterblichkeit sein sollte; die G8-Länder sollten dafür sorgen, dass gefährdete Kinder mit angemessener Nahrung versorgt werden.
Zürich/Niamey, 24. Mai 2011 – Gemäss ersten Ergebnissen einer Studie der internationalen medizinischen humanitären Organisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF), die 2010 im Niger durchgeführt wurde, konnte die Kindersterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren dank nährstoffreicher therapeutischer Zusatznahrung zur Hälfte reduziert werden.
Die ermutigenden Ergebnisse verdeutlichen einmal mehr, dass die internationalen Geberländer und Entscheidungsträger auf hochwertige Ergänzungsnahrungsmittel in Gesundheitsprogrammen für Kinder setzen sollten, insbesondere in Regionen, in denen Mangelernährung grassiert.
Letztes Jahr vereinbarten die G8-Länder im kanadischen Muskoka, die Bemühungen in den folgenden fünf Jahren zu intensivieren, um die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren ausgehend von 1990 um zwei Drittel zu reduzieren. Bei ihrem Treffen diese Woche im französischen Deauville sollen sich die G8-Mitglieder für den Zugang von gefährdeten Kindern zu angemessener Nahrung verpflichten, sagt MSF.
“Unsere Präventionsstrategie ist darauf ausgerichtet, Kinder im kritischen Alter zwischen sechs Monaten und zwei Jahren mit angemessener Nahrung zu versorgen, statt abzuwarten, bis sie an Gewicht verlieren. Und wir konnten beobachten, wie dabei die Sterblichkeitsrate um die Hälfte zurückgegangen ist," sagt Dr. Isabelle Defourny, MSF-Projektleiterin im Niger. „Wenn die internationalen Geberländer und Entscheidungsträger tatsächlich daran interessiert sind, die Kindersterblichkeit zu reduzieren, dann muss die Versorgung mit angemessener Nahrung zur Priorität werden in den pädiatrischen Ernährungsprogrammen in von Mangelernährung geplagten Ländern.“
Gemäss Schätzungen sind weltweit um die 195 Millionen Kinder von Mangelernährung betroffen. Bei mindestens zwei Dritteln der 8 Millionen Kinder unter fünf Jahren, die jährlich sterben, gehört auch Mangelernährung zur Todesursache.
Seit einigen Jahren entwickelt MSF Strategien zur Prävention von Mangelernährung – in Form von hochwertiger therapeutischer Ergänzungsnahrung – um die Kindersterblichkeit in der Sahelzone zu reduzieren. Die Kindersterblichkeitsrate der Sahelzone gehört zu den höchsten der Welt. Während der schweren Ernährungskrise im Niger im Jahr 2010 führte MSF zusammen mit den lokalen Behörden und der nigrischen Organisation FORSANI (Forum Santé Niger) die grösste Verteilung von therapeutischer Zusatznahrung durch, mit dem Ziel, Mangelernährung bei Kleinkindern vorzubeugen.
Zwischen Juli und Dezember 2010 wurden drei- bis sechsmonatige Rationen gebrauchsfertiger Nahrung, angereichert mit Milch, Mineralstoffen und Vitaminen, an ungefähr 150'000 Kinder in den Distrikten Tahoua, Maradi und in der Region Zinder verteilt – die meisten von ihnen im Alter zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Einige der Kinder erhielten zusätzliche Rationen an Getreide und angereichertem Mehl vom Welternährungsprogramm. In den Verteilungszentren wurde zudem eine pädiatrische Basisversorgung für die Behandlung von Kinderkrankheiten, wie etwa Malaria und akute Mangelernährung angeboten, die auch Kindern ausserhalb der Ernährungsprogramme zugänglich war.
Epicentre, das epidemiologische Zentrum von MSF, führte monatliche Studien mit einer Gruppe von mehreren tausend Kindern durch, die nahe der Verteilungszentren leben. Sie profitierten alle von den Programmen zur Früherkennung von Mangelernährung und anderen Krankheiten. Kinder, die eine medizinische Versorgung benötigten, wurden an MSF und ihre Partner im nigrischen Gesundheitssystem verwiesen.
Die Sterblichkeitsrate konnte bei Kindern, die eine für ihr Alter angemessene nährstoffreiche Nahrung erhielten, um 50 Prozent reduziert werden.
MSF im Niger
Zusätzlich zu den präventiven Ernährungsprogrammen führten MSF und ihre Partner FORSANI und BEFEN / ALIMA pädiatrische Programme und Ernährungsprojekte in 64 Gesundheitszentren und neun Spitälern in den Distrikten Tahoua, Maradi und in der Zinder-Region durch. Um die 150'000 Kinder mit Mangelernährung wurden behandelt – das entspricht etwa der Hälfte aller behandelten Kinder im Niger 2010. Davon mussten etwa 24'000 hospitalisiert werden. Zwischen 85 und 92 Prozent der Kinder konnten wieder entlassen werden. MSF und ihre Partner behandelten zudem 216'330 Kleinkinder mit Malaria, führten über 370'000 pädiatrische Sprechstunden durch und nahmen über 13'000 Kinder im Spital auf.