Liberia: Ebola-Hilfe muss an neue Phase der Epidemie angepasst werden

Le déploiement rapide d’équipes mobiles et bien équipées favoriserait la mise en œuvre d’une réponse complète dans chaque foyer épidémique

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MSF warnt, dass ohne Anpassung der Hilfsmassnahmen die bisher erzielten Erfolge im Kampf gegen Ebola gefährdet seien.

Trotz rückläufiger Patientenzahlen in Liberia betont die Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF), dass die Epidemie alles andere als vorüber ist. Stattdessen kommt es weiterhin über das ganze Land verteilt zu neuen Krankheitsausbrüchen. Die internationale Hilfe müsse schnell an die nun erreichte neue Phase der Epidemie in Liberia angepasst werden. Ansonsten könnte dies die bisher erzielten Fortschritte zunichtemachen.
Im Gegensatz zu den Nachbarländern Guinea und Sierra Leone, wo die Zahl neuer Ebola-Fälle weiter steigt, beobachten die MSF-Teams in Liberia zum ersten Mal seit Beginn der Epidemie, dass weniger Patienten in die Behandlungszentren eingeliefert werden. Derzeit werden im 250-Betten-Zentrum „ELWA3“ in Monrovia etwa 50 Patienten behandelt. In Foya in Nordliberia befindet sich seit dem 30. Oktober kein Patient mehr in Behandlung. Seitdem gibt es in diesem Bezirk keine neuen bestätigten Ebola-Fälle. Allerdings könnte die Zahl der Patienten auch schnell wieder ansteigen. In Guinea hat MSF seit März schon zweimal beobachtet, dass die Zahl der Patienten zunächst sank, dann aber plötzlich wieder deutlich anstieg – und auch aktuell wieder am Zunehmen ist.

Flexibel sein, um auf neue Ausbrüche zu reagieren

«In Liberia läuft die dringend benötigte internationale Hilfe endlich an», sagt Fasil Tezera, der Landeskoordinator von MSF in Liberia. «Die finanzielle Unterstützung trifft im Land ein, und gewaltige Ressourcen werden mobilisiert, um grosse Isolierstationen zu errichten. Die Behandlungszentren haben nun in Monrovia und einigen Teilen des Landes eine angemessene Kapazität erreicht. Jetzt müssen wir unsere Strategie anpassen, wenn wir die Ausbreitung von Ebola eindämmen und die Epidemie stoppen wollen. Wir müssen jetzt flexibel sein, um auf neue Ausbrüche schnell reagieren zu können und gleichzeitig das reguläre Gesundheitssystem trotz Ebola wieder funktionsfähig zu machen.»
Flexible und gut ausgestattete Teams müssen rasch in Gebiete mit neuen Krankheitsherden entsandt werden. Dort müssen Patienten schnellstmöglich isoliert, Kontaktpersonen von Infizierten identifiziert, sichere Begräbnisse organisiert, kontaminierte Orte desinfiziert und die Bevölkerung zur Mithilfe gewonnen werden.
«In Foya gehen wir davon aus, dass dieser umfassende Ansatz sowie das aktive Engagement der lokalen Bevölkerung zu einem stetigen Rückgang der Fälle im Umkreis geführt haben», erklärt Dr. Nico Heijenberg, Koordinator des MSF-Nothilfeeinsatzes. «Vertrauen und Verständnis der lokalen Bevölkerung sind von enormer Bedeutung, damit unsere medizinische Arbeit anerkannt und das Virus erfolgreich eingedämmt werden kann.»

Liberianisches Gesundheitssystem praktisch am Boden

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Wiederaufnahme lebensnotwendiger medizinischer Hilfe jenseits der Behandlung von Ebola-Patienten. Das liberianische Gesundheitssystem ist aufgrund der Epidemie praktisch zusammengebrochen. Viele Spitäler und Kliniken sind geschlossen. Jene, die noch in Betrieb sind, weisen Patienten mit Fieber oder Übelkeit aus Angst vor Ebola ab. MSF erweitert nun die Aktivitäten in Monrovia. Mitarbeiter verteilen in grossem Umfang Malariamedikamente und haben gleich neben dem Spital eine Anlaufstelle zum Ebola-Screening errichtet, um dieses bei einer sicheren Wiederinbetriebnahme zu unterstützen. Das 200-Betten-Spital war bislang von der Regierung betrieben worden, hat im Verlauf der Ebola-Epidemie aber die Arbeit eingestellt.
«Innerhalb regulärer medizinscher Einrichtungen sollten Infektionskontrollmassnahmen wie Screening-Stellen für Ebola eingerichtet werden, damit Ebola sich nicht weiter ausbreitet und die Menschen nicht mehr an vermeidbaren Krankheiten und unbehandelten Komplikationen anderer Erkrankungen sterben», erklärt Dr. Nico Heijenberg. «Viele internationale Gelder zur Unterstützung der Ebola-Hilfe sind mit einer Zweckbindung für spezifische Hilfsprojekte versehen. Stattdessen sollten die internationalen Geber und Organisationen ihre Ressourcen flexibel zur Verfügung stellen, so dass sie dort zum Einsatz kommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden.»
Für die Hilfsprojekte im Kampf gegen Ebola sind rund 3‘300 Mitarbeiter von MSF in Guinea, Liberia und Sierra Leone im Einsatz. Die Organisation betreibt sechs Ebola-Behandlungszentren und zwei Screening-Zentren, in denen Patienten mit Ebola-Verdacht untersucht und vorübergehend isoliert werden. In Mali unterstützt ein MSF-Team das Gesundheitsministerium. Seit Beginn des Ebola-Ausbruchs hat MSF insgesamt mehr als 5‘600 Patienten aufgenommen.