Libyen: MSF erneuert dringenden Appell für ungehinderten Zugang zu Verwundeten

Les équipes MSF assistent les médecins et infirmiers locaux dans la gestion des besoins médicaux à la frontière tuniso-libyenne.

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Zürich/Bengasi, 1. April 2011 - Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen bemüht sich darum, die medizinische Hilfe für die Bevölkerung Libyens auszuweiten. Das Team im Osten des Landes wird aufgestockt, weiteres medizinisches Material wird geschickt. Zudem arbeiten die Mitarbeiter daran, Verwundete und Kranke in sichere Gebiete zu evakuieren.

„Wir ziehen im Moment alle Möglichkeiten in Betracht, die Gesundheitseinrichtungen zu unterstützen, damit sie auf beiden Seiten der Front auf die medizinischen Bedürfnisse angemessen reagieren können“, erklärt Laurent Ligozat, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen. „Da sich die Kampflinie ständig verschiebt, ist es für uns am wichtigsten, Zugang zu den Gebieten zu bekommen, in denen Hilfe am nötigsten ist.“

Ärzte ohne Grenzen setzt weiterhin seine Bemühungen fort, der von den Kämpfen betroffenen Bevölkerung im Westen des Landes unabhängig von ihrer Stammeszugehörigkeit oder Herkunft beizustehen. Bislang wird der Organisation der Zugang in den Westen Libyens verweigert, obwohl die Mitarbeiter Berichte von dringenden humanitären Bedürfnissen erhalten.

Die Bewohner der Stadt Misrata sind im Moment im Kampfgebiet gefangen. Laut mehrerer Besorgnis erregender Berichte war das Krankenhaus wegen heftigen Beschusses einige Tage lang geschlossen. Verwundete seien in die beiden anderen Kliniken gebracht worden, die noch geöffnet sind. Diese sind laut der Berichte mit schwer verwundeten Personen überfüllt. Das medizinische Personal ist demzufolge verzweifelt bemüht, trotz fehlenden medizinischen Materials die Patienten zu behandeln.

„Trotz mehrerer Appelle und andauernder Verhandlungen mit den Behörden wird Ärzte ohne Grenzen der Zugang zum Westen Libyens verweigert – mit der Begründung, es gebe dort keine medizinischen Bedürfnisse“, sagt Ligozat. „Doch die Situation in Misrata ist Berichten zufolge kritisch, und auch in anderen Städten sind die Gesundheitseinrichtungen angeblich überlastet.“

Ärzte ohne Grenzen betont noch einmal den Appell an alle Konfliktparteien, allen Libyern, die von der Gewalt betroffen sind, ungehinderten Zugang zu medizinischer Hilfe zu gewähren. Die Organisation ruft auch alle Parteien dazu auf, Gesundheitseinrichtungen, medizinisches Personal und Krankentransporte zu respektieren.

Ärzte ohne Grenzen ist eine internationale medizinische Organisation, die Menschen in Not Hilfe leistet. Die Arbeit der Organisation basiert einzig und allein auf den medizinischen Bedürfnissen der Patienten sowie auf den Grundsätzen der Neutralität, der Unparteilichkeit und der Unabhängigkeit.

Ärzte ohne Grenzen in Libyen

Am 24. März sind die Teams von Ärzte ohne Grenzen in die Stadt Bengasi im Osten Libyens zurückgekehrt, nachdem die Mitarbeiter am 15. März das Land wegen der verschlechterten Sicherheitslage verlassen hatten. Sie versorgen Gesundheitseinrichtungen mit Medikamenten und medizinischem Material, darunter auch Betäubungsmittel und Operationsmaterial für Verwundete. Bislang sind 44 Tonnen medizinisches Material in dem Land angekommen, weitere Lieferungen sind unterwegs. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen werden durch weiteres Personal verstärkt, das Krankenschwestern und Pfleger schulen wird. Am 21. März hat Ärzte ohne Grenzen Operationsmaterial für 300 Patienten per Schiff an das Krankenhaus in Misrata geschickt.

In der tunesischen Grenzstadt Ras Ajdir bieten Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen den Personen, die aus Libyen geflohen sind, psychologische Unterstützung an. Sie arbeiten auch im Flüchtlingslager in Choucha, wo die Flüchtlinge auf die Rückkehr in ihr Heimatland oder auf die Weiterreise warten. Seit dem Ausbruch der Gewalt in Libyen war die oberste Priorität von Ärzte ohne Grenzen, Zugang zu den Gebieten mit den größten Bedürfnissen zu bekommen.