Mangelernährung - Hunger nach Aufmerksamkeit: Die vernachlässigte Krise der mangelernährten Kinder
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New York, NY / Genf, 11. September, 2008 — Ein Symposium zur Bekämpfung des Nahrungsnotstands versammelt an der Columbia University Hunderte von Experten
Hunderte von Nahrungshilfe- und Ernährungsexperten, Gesundheitsspezialisten, Vertretern von institutionellen Gönnern und Hilfsorganisationen sowie Politiker aus der ganzen Welt haben sich heute in New York getroffen, um sich mit dem in zahlreichen Ländern bestehenden Problem der Mangelernährung bei Kindern auseinander zu setzen. Mangelernährung führt jedes Jahr bei 3.5 bis 5 Millionen Kindern unter 5 Jahren zum Tod und bei weiteren Millionen Kindern zu lebenslangen Behinderungen.
Das zweitägige Symposium mit dem Titel Starved for Attention: The Neglected Crisis of Childhood Malnutrition“ findet unter der Schirmherrschaft von Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) und dem Institute of Human Nutrition (IHN) der Columbia University statt. Die Teilnehmer werden versuchen zu ergründen, warum die heutigen Ernährungsprogramme keine wesentliche Verbesserung des Problems der Mangelernährung bewirken und praktische Empfehlungen zur effizienteren Nahrungshilfe für die Schwächsten ausarbeiten. Stephen Lewis, Co-Director von AIDS Free World wird am 11. September die Eröffnungsansprache halten und Ann Veneman, Executive Director von UNICEF, am 12. September vor den Symposiumsteilnehmern das Wort ergreifen.
Mangelernährung ist die eigentliche Ursache für den Tod der Hälfte der Kinder, die vor ihrem fünften Lebensjahr sterben,” sagt Dr. Susan Shepherd, MSF-Ernährungsberaterin für die Campaign for Access to Essential Medicines. Wenn wir ernsthaft etwas gegen Tod, Krankheiten und Behinderungen verursachende Mangelernährung bei Kindern tun wollen, dann müssen sofort wirksame Massnahmen in weit grösserem Ausmass ergriffen werden und die bereits laufenden Nahrungshilfeprogramme besser auf die Nahrungsbedürfnisse der Kinder ausgerichtet werden”.
Gute Nahrung, besonders für Kleinkinder, ist eine Frage von Qualität und Quantität. Sie muss die richtigen Nährstoffe und energiespendenden Elemente enthalten und in ausreichender Menge verabreicht werden. Familien mit niedrigem Einkommen in von Mangelernährung stark betroffenen Gebieten ist die tägliche Beschaffung von nährstoffreicher Nahrung, vor allem tierischen Ursprungs, ein Ding der Unmöglichkeit. Hinzu kommt, dass bei der Ausarbeitung von internationalen Nahrungsprogrammen die Defizite bei der Ernährung von Kindern zwischen 6 und 24 Monaten nicht genügend beachtet wurden.
Die heutigen Ernährungsprogramme für Kinder sehen hauptsächlich einen Brei aus Mais oder einem Weizen-Soja-Gemisch vor. Diese Art von Nahrung kann die Aufnahme von lebenswichtigen Mineralstoffen behindern, so zum Beispiel vom für Entwicklung und Überleben des Kindes unverzichtbaren Zink. Diese angereicherten Mehle enthalten keine Nährstoffe tierischen Ursprungs, besonders wichtig im frühen Entwicklungsstadium der Kinder. Ende der 1980er Jahre ist der Milchanteil in den angereicherten Mehlen der nordamerikanischen Hilfsnahrung für Kleinkinder aus wirtschaftlichen Gründen gestrichen worden.
Schockierend ist, dass die politischen Verantwortlichen die Dringlichkeit des Problems der Mangelernährung noch nicht erkannt haben,“ sagt Stephen Lewis. Wie wir bei HIV und Aids sehen konnten, werden nur in Notsituationen genügend Mittel zur Verfügung gestellt, um eine Krisensituation von grossem Ausmass zu bewältigen.
Die wohl wichtigste Neuerung der letzten Jahre war die Einführung der ambulanten Behandlung und Versorgung von akut mangelernährten Kindern in sehr armen Gegenden mit therapeutischer Fertignahrung. Diese besteht aus Milch, angereichert mit Nährstoffen und energiespendenden Elementen. Obwohl die Strategie den jeweils herrschenden lokalen Verhältnissen, d.h. ihrer bescheidenen Infrastruktur und den geringen Ressourcen angepasst werden muss, kann die Verabreichung von einfacher, günstiger und direkt einnehmbarer Fertignahrung besonders für Kinder in Gebieten mit chronischen Nahrungsproblemen von grossem Vorteil sein.
Um das Problem der Mangelernährung in den Griff zu bekommen, vor allem in den davon stark betroffenen Gegenden in Südostasien und Afrika, besonders in der Sahelzone und den Regionen rund ums Horn von Afrika, ist eine gross angelegte Mobilisierung auf politischer Ebene erforderlich.
Es gibt nicht nur eine Lösung zur Behebung der Mangelernährung, aber es braucht dazu immer die nötige politische Entschlusskraft und den Willen zu handeln ” sagt Dr. Richard Deckelbaum, Direktor des Institute of Human Nutrition der Columbia University. Wir müssen uns die Frage stellen: Wie hoch ist der Preis, wenn wir nichts dagegen tun?“