MSF appelliert an alle Akteure, die Hilfe in Haiti zu verstärken

Les Haïtiens sont traités contre le choléra à la Clinique de la Sarthe dirigée par MSF à Port-au-Prince, Haïti, 15.11.2010

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Während die Cholera sich immer weiter ausbreitet, erregen die schleppenden Hilfsmassnahmen grosse Besorgnis.

PORT-AU-PRINCE/ ZÜRICH 19. Nov. 2010 —  Obwohl es einfache und wirksame Methoden gibt, eine Choleraepidemie einzudämmen, untergraben anhaltende Defizite die Bemühungen der Helfer bei der Bekämpfung des Ausbruchs, gab die internationale medizinische Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) heute bekannt.

Der massiven Präsenz internationaler Organisationen in Haiti zum Trotz, war die Antwort auf die Cholera bis jetzt im Hinblick auf die Bedürfnisse der Bevölkerung inadäquat. Laut nationaler Behörden hat die Epidemie bereits mehr als 1’100 Tote gefordert und mindestens 20’000 Menschen sind landesweit erkrankt.

“MSF ruft alle Akteure in Haiti auf, das Ausmass und die Geschwindigkeit der Hilfsbemühungen zu verstärken, um die Menschen, die der Gefahr einer Ansteckung ausgesetzt sind, wirksam zu unterstützen“, sagt Stefano Zannini, Einsatzleiter von MSF in Haiti. „Es werden mehr Akteure gebraucht, um die Kranken zu behandeln und vorbeugende Massnahmen in Gang zu setzen, insbesondere auf Grund des dramatischen Anstieges von Neuerkrankungen quer durchs Land. Es gibt keine Zeit mehr zu diskutieren. Jetzt ist Zeit zu handeln.”

Folgende Massnahmen haben Priorität:

  • Beruhigen der Bevölkerung, die durch diese im Land bisher völlig unbekannte Krankheit verängstigt ist. Es bedarf Informationen hinsichtlich des geringen Infektionsrisikos durch ein gut geführtes, nahegelegenes Cholera-Behandlungszentrum, sowie Aufklärung bezüglich der Vorteile der Behandlung in nächster Nähe;
  • Bereitstellung von sauberem, chloriniertem Trinkwasser für die Betroffenen Bevölkerungsrguppen im ganzen Land und Verteilung von Seife;
  • Bau von Latrinen und permanenten Müllentsorgungsstellen
  • Sicherstellen von Abfallmanagement, einschliesslich der Entsorgung in medizinischen Einrichtungen, um Ansteckungen zu vermeiden;
  • Errichtung von entsprechenden Mülldeponien nahe von Stadtgebieten unter kontrollierten Bedingungen;
  • Adäquate Verteilstellen von Rehydrations-Trinklösung in Regionen, wo Cholerafälle auftreten;
  • Instandhaltung eines zuverlässigen und wirksamen Netzwerkes für die Überstellung von Schwerkranken in die Cholera-Behandlungszentren;
  • Abholung und Bestattung von Verstorbenen unter strikter Einhaltung der nötigen hygienischen Bedingungen;

Seit dem Ausbruch der Epidemie hat MSF mehr als 20 Cholera-Behandlungseinrichtungen in der Hauptstadt Port-au-Prince, in der Region Artibonite und im Norden Haitis errichtet. Die Teams von MSF haben zwischen dem 22. Oktober und dem 14. November mehr als 16’500 Patienten behandelt und über 240 Tonnen an medizinischem und logistischem Material ins Land gebracht. Mehr als 1’000 Haitianische und 150 internationale Mitarbeiter arbeiten rund um die Uhr in den Cholera-Programmen.

„Cholera ist eine Krankheit, die sehr einfach verhindert werden kann“, erklärt Caroline Seguin, medizinische Notfallkoordinatorin von MSF. „Sie mag in Haiti neu sein, aber die Wege, die Krankheit zu behandeln und ihre Ausbreitung zu verhindern, sind lange bekannt. Ohne eine sofortige Aufstockung der notwendigen Massnahmen durch internationale Organisationen und die haitianische Regierung können wir allein diese Epidemie nicht eindämmen.“

In Port-au-Prince erhöhte sich die Zahl der Personen, die in den zahlreichen Cholera-Behandlungseinrichtungen, die von MSF geführt oder unterstützt werden, von 350 Ende der Woche des 7. November auf 2’250 Fälle am Ende der Woche des 14. Novembers. Im Norden des Landes sprang die Zahl der Cholera-Patienten in den MSF Einrichtungen im selben Zeitraum von 280 auf 1’200 Fälle.

Mehr als 3’000 Haitianische und internationale Mitarbeiter leisten der Bevölkerung Haitis auch abseits des Cholera-Noteinsatzes Unterstützung in regulären Hilfsprogrammen. Sie betreiben sieben Krankenhäuser, die kostenlose Behandlung anbieten und unterstützen zwei Einrichtungen des Gesundheitsministeriums in Port-au-Prince. MSF bietet damit insgesamt 1’000 Spitalbetten in der Hauptstadt an. Ausserhalb von Port-au-Prince unterstützt MSF das Spital des Gesundheitsministeriums in der Stadt Jacmel mit einer Kapazität von fast 80 Betten. In Leogane betreiben MSF Teams seit Januar 2010 ein privates Notfallspital, das im September in ein Container-Spital mit einer Kapazität von 120 Betten transferiert wurde.

Um angemessen auf diese Cholera-Epidemie reagieren zu können, ist MSF aktiv auf der Suche nach motivierten und kompetenten Leuten.