MSF fordert von europäischen Regierungen Respekt vor Leben, Würde und Gesundheitsversorgung der Migranten und Asylsuchenden

Lampedusa, Italie

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Brüssel/Genf, 16. Dezember 2009 - Asylsuchende und nicht registrierte Migranten tragen die Hautlast der zunehmend restriktiveren Politik, die ihre physische und mentale Gesundheit stark strapaziert. Vor dem Welt-Migrationstag fordert die internationale humanitäre Organisation Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) Politiker in ganz Europa auf, Leben und Würde der Migranten und Asylsuchenden zu respektieren und ihren Zugang zu Unterkünften und Gesundheitsversorgung zu verbessern. Die Menschen fliehen vor Konflikten oder weitverbreiteten Verletzungen der Menschenrechte. Wenn sie Europa erreichen, werden viele langfristig inhaftiert und leben unter erschreckenden Verhältnissen.

MSF versorgt Migranten und Asylsuchende an verschiedenen Stationen ihrer Reise. In ihren Herkunftsländern, wie Somalia, Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo und Nigeria, behandeln Mediziner der Organisation die Folgen von Gewalt und Entbehrung. In Marokko, Griechenland, Malta, Italien und Frankreich bieten die Teams von MSF den Überlebenden medizinische und psychologische Versorgung an. Viele Migranten und Asylsuchende, die die gefährliche Reise überstehen, werden Opfer von Gewalt, Misshandlung und Schmugglern oder im Gefängnis festgehalten. Unter ihnen sind auch immer mehr unbegleitete Minderjährige und Frauen, von denen viele schwanger sind.

Die von der Europäischen Union (EU) oder einzelnen Mitgliedstaaten realisierte Grenzkontrollpolitik hält viele nicht registrierte Migranten und Asylsuchende für lange Zeit an den Außengrenzen von Europa fest oder zwingt sie in ihr Herkunftsland zurück. In Marokko leben die Menschen, die versuchen die EU zu erreichen, in menschenunwürdigen Verhältnissen und sind Opfer von Gewalt und Ausbeutung. Infolge des deutlichen Rückgangs der Migranten und Asylsuchenden, die auf der italienischen Insel Lampedusa ankommen, hat MSF entschieden, das Team zurückzuziehen. Seit die italienische Regierung zu Beginn des Jahres strengere Richtlinien eingeführt hat, werden Berichten zufolge Boote mit Migranten und Flüchtlingen auf dem Meer abgefangen und nach Libyen zurückgeschickt.

MSF sieht in den Inhaftierungslagern für nicht registrierte Migranten und Asylsuchende in Griechenland und auf Malta viele Menschen mit Depressionen, Angst und post-traumatischem Stress. „Es ist unwahrscheinlich frustrierend, verhaftet zu sein, ohne einen kriminelle Handlung begangen und eine absolut ungewisse Zukunft zu haben", sagte Christos Papaioannou, Projektkoordinator von MSF in Griechenland.

„Da wir mit den Menschen an verschiedenen Stationen ihrer Reise arbeiten, haben wir einen guten Einblick in ihr Leid. Wenn sie Europa endlich erreichen und hoffen, dass die traumatischen Erlebnisse endlich ein Ende haben, werden sie mit Verhaftung, erschreckenden Lebensbedingungen, begrenztem Zugang zur Gesundheitsversorgung und Ausschluss aus der Gesellschaft begrüßt. Migrationspolitik in Europa muss das Leben und die Würde der Individuen respektieren und Zugang zu medizinischer Hilfe ermöglichen, einschließlich psychologischem Beistand", sagte Liesbeth Schockhaert, Beraterin für humanitäre Angelegenheiten von MSF.