MSF impft in Guinea 117'000 Menschen gegen Cholera: ein vielversprechender Ansatz bei der Bekämpfung von Epidemien

MSF montre aujourd’hui que la vaccination contre le choléra est possible en période épidémique.

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Innerhalb weniger Wochen haben die MSF-Teams in Guinea in der Region Boffa, 150 Kilometer nördlich von der Hauptstadt Conakry, 117'000 Menschen gegen Cholera geimpft.

Es handelte sich dabei um eine orale Impfung, die in zwei Dosen eingenommen wird. Zum ersten Mal wurde in Afrika eine Bevölkerungsgruppe nach Ausbruch einer Epidemie auf diese Weise geschützt. Diese Impf-Aktion könnte wegweisend sein und weltweit zu einer Verbesserung bei der Bekämpfung von Cholera-Epidemien führen.
In Zusammenarbeit mit dem guineischen Gesundheitsministerium hat sich MSF auf eine Küstenregion in der Nähe von Conakry konzentriert, die als aktiver Herd von Cholera gilt. „Die Epidemie war gerade ausgebrochen, und als Allererstes wollten wir die Menschen mit der Impfung schützen und auf diese Weise die Verbreitung der Cholera verhindern“, erklärt Dr. Dominique Legros, der bei MSF in Genf für die Entwicklung von innovativen Strategien zuständig ist.
„MSF engagiert sich regelmässig bei der Bekämpfung von Cholera-Epidemien, und es ist immer schwierig, diese unter Kontrolle zu bringen“, fährt Dominique Legros fort. „Mit der oralen Impfung haben wir ein neues Mittel zur Hand, das uns dabei helfen kann, die sehr rasch fortschreitende Krankheit einzudämmen. Wir können die Verbreitung am ehesten reduzieren, indem wir die Kontrolle über die aktiven Herde gewinnen. Wir sind es uns schuldig, von diesem neuen Ansatz Gebrauch zu machen und die Ergebnisse zu dokumentieren.“
Nach der Impfung haben MSF und ihr Partner Épicentre die epidemiologische Routine-Überwachung verstärkt, um über die nächsten sechs Monate sowohl die Entwicklung der Epidemie wie auch die Wirksamkeit der Impfung zu verfolgen.
Die Analyse der Ergebnisse aus dieser Überwachung soll gleichzeitig dazu dienen, eine globale Strategie für die Bekämpfung von künftigen Epidemien auszuarbeiten. MSF wird in der Lage sein, Teams schnell in betroffene Gebiete zu entsenden und ausgewählte Zielgruppen zu impfen. Auf diese Weise kann die Organisation mehr Menschen schützen, und dies erst noch in sehr kurzer Zeit.
Obschon die Cholera-Impfung ein vielversprechendes neues Mittel zur Bekämpfung dieser Krankheit darstellt, reicht die Impfung allein nicht. Aufklärungs- und Präventionsarbeit sowie Massnahmen im Hygienebereich werden auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Auch die medizinische Betreuung von Erkrankten wird nach wie vor zu den Aktivitäten von MSF gehören. Ein besonderer Akzent soll künftig auf den Zugang zu qualitativ gutem Trinkwasser gelegt werden.
„Eine Investition in Wasser und die Abwasserentsorgung lohnt sich enorm, da auf diese Weise sämtliche Krankheiten, die über verunreinigtes Wasser übertragen werden, eingedämmt werden können. Die Cholera-Impfung allein ist kein Wundermittel gegen alle Durchfallerkrankungen in Afrika“, fügt Dr. Legros hinzu.
MSF beweist heute, dass die Impfung gegen Cholera während einer Epidemie möglich ist. Die Teams benötigen nur eine Grundausbildung, da die Impfung einfach zu verabreichen ist. Sie ruft zudem kaum Nebenwirkungen hervor und wird von den Menschen durchwegs positiv aufgenommen.
Zwischen Ende April und Mitte Mai 2012 hat MSF 31 Impf-Teams auf drei verschiedene Ausgangsorte verteilt: Boffa, Tougnifily und Koba. Die Arbeit unserer Teams ermöglichte es, 68 Prozent der Zielgruppe, was schätzungsweise etwas mehr als 163'000 Menschen entspricht, beide Impfdosen zu verabreichen. Dieser Einsatz konnte dank der Zusammenarbeit mit dem guineischen Gesundheitsministerium und den anwesenden Gesundheitsbehörden im Küstengebiet von Boffa durchgeführt werden.
Zusätzlich haben die MSF-Teams soeben mit der Impfung von nahezu 50'000 Menschen in der Region Forécariah, südlich der Hauptstadt Conakry, begonnen.
Anmerkung zur Impfung: Es handelt sich um einen von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannten Cholera-Impfstoff, der in zwei Dosen im Abstand zwischen zwei und sechs Wochen verabreicht wird. MSF hat bereits beträchtliche Erfahrung mit dieser Impfung, da die Organisation sie früher in endemischen Ländern bereits präventiv verwendet hatte. Hier in Guinea wurde sie allerdings zum ersten Mal nach Ausbruch einer Epidemie in Afrika eingesetzt.