Sieg für den Zugang zu Medikamenten : Das Patent auf Valganciclovir ist in Indien zurückgewiesen worden
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Die internationale Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) begrüsst die Entscheidung des indischen Patentamts, das Patent auf das Medikament Valganciclovir des Pharmakonzerns Roche aufzuheben.
Valganciclovir wird in erster Linie zur Behandlung und Vorbeugung einer Infektion mit dem Cytomegalovirus (CMV) bei Organtransplantationspatienten eingesetzt. Dies stellt einen sehr lukrativen Markt dar, den Roche durch die Patentierung des Medikaments zu verteidigen sucht. Mit dem Virus können sich aber auch Menschen mit HIV infizieren. Unbehandelt kann es zu Erblindung und Tod führen.
"Roche versuchte, eine neue Form eines Medikaments zu patentieren, das eigentlich schon in den 1980er Jahren erfunden wurde", sagt Leena Menghaney, Leiterin der Medikamentenkampagne von MSF in Indien. "Diese Entscheidung zeigt, dass der lange umstrittene Abschnitt 3d des indischen Patentgesetzes seinen Zweck erfüllt und ungerechtfertigte Patente verhindert. So stellte das Patentamt fest, dass die Patentansprüche offensichtlich nicht patentierbar waren.“
Mit dieser Entscheidung hat das indische Patentamt auch das Recht von Patientengruppen bestätigt, sich einem Patent auch nach Erteilung zu widersetzen. Roche behauptete, dass diesbezüglich noch Unklarheiten herrschten. Diese Entscheidung folgt einer ähnlichen Entscheidung aus dem Jahr 2002 in Thailand, bei der Patienten als "interessierte Personen" bei den Folgen einer Patentanmeldung berücksichtigt werden müssen.
"Für Menschen mit HIV/Aids in ärmeren Ländern war der Zugang zu Valganciclovir mit den Preisen von Roche schwierig", sagte Loon Gangte vom Delhi Network of Positive People (DNP +), einer der Patientengruppen, die Einspruch gegen das Patent eingereicht hatten. „Die Entscheidung wird den Wettbewerb unter den Generika-Herstellern beleben. Dies ist der wirksamste und nachhaltigste Weg, um Medikamentenpreise zu senken.“
Bis heute ist der Preis von Valganciclovir unerschwinglich teuer - Roche vermarktet das Medikament in Ländern mit hohem Einkommen zu einem Preis von bis zu 8.500 US-Dollar für eine viermonatige Behandlung. In Indien liegt der Roche-Preis für eine Standard-Behandlung bei etwa 5.950 US-Dollar. Im Dezember 2006 wendete sich MSF an Roche, um einen Rabatt auf das Medikament zu bekommen. Aber auch der "Discount"-Preis war so hoch, dass einige Aids-Projekte von MSF auf die Bereitstellung dieses Medikaments verzichten mussten.
"Dies ist ein Sieg für den Zugang zu Medikamenten, aber wir müssen aufpassen, dass wir einen grösseren Kampf nicht verlieren", sagt Leena Menghaney. "Indien ist derzeit in Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit der EU. Wenn das Land zustimmt, strengere Bestimmungen zum Schutz geistigen Eigentums, wie etwa Datenexklusivität einzuführen, würde dies den Unternehmen ermöglichen, neue Monopole auf Medikamente aufzubauen – auch wenn Patente wie im vorliegenden Fall abgelehnt würden."
MSF wird dieses Thema weiterhin aufmerksam verfolgen, sollte Roche entscheiden, Beschwerde gegen den Beschluss einzulegen.