Studie: Malariamittel verringert Sterblichkeit bei Ebola-Patienten
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Die in einem MSF-Zentrum durchgeführte Studie dokumentiert eine Verringerung des Sterblichkeitsrisikos bei Ebola-Patienten, denen ein Malariamittel verabreicht wurde.
Am 7. Januar veröffentlichen Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) und Epicentre im New England Journal of Medicine (NEJM) die Ergebnisse einer retrospektiven Studie, die 2014 in einem Ebola-Behandlungszentrum von MSF im liberianischen Foya durchgeführt wurde. Diese dokumentiert eine Verringerung des Sterblichkeitsrisikos bei Ebola-Patienten, denen ein Kombinationspräparat zur Behandlung von Malaria verabreicht wurde.
Es zeigt sich, dass bei Patienten, denen im Verlauf ihrer Behandlung das Präparat Artesunat-Amodiaquin (ASAQ)verabreicht wurde, das Sterblichkeitsrisiko um 31 Prozent geringer war als das von Patienten, die das Kombinationspräparat Artemether-Lumefantrin (AL), ein Malariamittel der ersten Behandlungslinie, erhielten. Die systematische Verabreichung von Malariamitteln ist Teil des Behandlungsprotokolls von MSF für die Behandlung von Ebola-Patienten.
Die positive Wirkung von ASAQ wurde entdeckt, als es im Ebola-Zentrum von Foya im August 2014 – auf dem Höhepunkt der Epidemie – zu einem Fehlbestand von Artemether-Lumefantrin kam. Als Ersatz erhielten die Patienten während zwei Wochen das Präparat ASAQ, ohne dass bei der klinischen Behandlung etwas anderes geändert wurde. Eingehende Analysen der vorhandenen Daten ermöglichten, andere Faktoren auszuschliessen, die ebenfalls einen günstigen Einfluss auf die Sterblichkeit hätten haben können, wie zum Beispiel das Alter der Patienten oder ihre Viruslast zum Zeitpunkt ihrer Einweisung.
ASAQ enthält den Bestandteil Amodiaquin, dessen Wirkung gegen das Ebolavirus kürzlich bei In-vitro-Tests festgestellt worden ist. Im Rahmen dieser Tests wurden verschiedene Medikamente untersucht, die bei anderen Krankheiten wie Malaria zum Einsatz kommen. Bisher haben noch keine klinischen Tests zur Behandlung von Ebola eindeutige Resultate geliefert. Die Ergebnisse dieser retrospektiven Studie liefern nun jedoch vielversprechende Hinweise und sollten Forschungsinstitute veranlassen, Versuche zu ASAQ durchzuführen.
«Angesichts des besonderen Kontexts dieser Studie müssen wir vorsichtig bleiben und dürfen keine voreiligen Schlüsse ziehen», warnt Dr. Iza Ciglenecki, die die Studie mitverfasst hat. «Doch ASAQ ist durchaus ein vielversprechender Ansatz, der nun unbedingt näher erforscht werden muss. Es braucht präklinische und klinische Studien, um bei Ebola-Patienten die sterblichkeitsverringernde Wirkung von ASAQ zu bestätigen.»
Seit Ausbruch der Epidemie in Westafrika vor fast zwei Jahren wurden über 28‘000 Ebola-Erkrankungen und rund 11‘000 Todesfälle verzeichnet. «Auch wenn die Epidemie zu einem Ende kommen scheint, hoffen wir, dass die Forschungsbemühungen deswegen nicht ins Stocken geraten. Es müssen unbedingt Medikamente, Diagnosetests und Impfstoffe gegen Ebola und andere neu auftretende Krankheiten gefunden werden, damit diese den Menschen bei künftigen Epidemien zur Verfügung stehen», schliesst Ciglenecki.