Südsudan: 120.000 Menschen von Nothilfe abgeschnitten
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Lebensgefährliche Situation für Vertriebene, die sich im Bezirk Pibor im Busch verstecken.
Nach Kämpfen im Bezirk Pibor im südsudanesischen Bundesstaat Jonglei haben rund 120.000 Menschen Zuflucht in unsicheren und Malaria-verseuchten Sumpfgebieten gesucht, wo sie keinerlei Zugang zu sauberem Trinkwasser, Nahrung oder medizinischer Versorgung haben, berichtet Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF). Die internationale Hilfsorganisation ruft die Regierung des Südsudan dazu auf, sofort humanitäre Nothilfe für die Betroffenen zuzulassen und so den Tod von Tausenden Menschen zu verhindern.
Viele der Vertriebenen sind in den Busch geflohen, um sich vor den Kämpfen zwischen der Südsudanesischen Armee (SPLA) und der bewaffneten Miliz-Gruppe von David YauYau in Sicherheit zu bringen, die im vergangenen Monat zugenommen haben. Im selben Zeitraum wurden im gesamten Bezirk medizinische Einrichtungen zerstört, darunter auch das Krankenhaus von MSF in Pibor, das Ende Mai systematisch geplündert wurde. Die Südsudanesische Armee hat sich bisher geweigert, humanitäre Hilfe für die Vertriebenen zu ermöglichen.
„Sofortiges Handeln ist erforderlich, um eine Katastrophe zu verhindern“, sagt Bart Janssens, Leiter der Einsätze von MSF. „Das Gebiet im Bezirk Pibor, in dem die Bevölkerung sich versteckt hält, wird während der Regenzeit unter Wasser stehen. Dies wird kein Platz sein, an dem Menschen überleben können. Im Augenblick haben wir keine Möglichkeit die Menschen, die im Busch ausharren, zu kontaktieren. Die Regenzeit hat bereits begonnen, und aus unserer langjährigen Erfahrung in Jonglei wissen wir, dass ohne medizinische Versorgung die Sterblichkeitsraten rasch ansteigen und Menschen an Lungenentzündungen und anderen Atemwegserkrankungen, an Malaria und Durchfallerkrankungen sterben werden. Hinzu kommt, dass den lokalen Gemeinden bis zur nächsten Ernte die Nahrungsmittel ausgehen werden.“
Da die einzigen beiden Spitäler im Bezirk Pibor, in Boma und in der Stadt Pibor, geplündert und zerstört wurden, steht der Bevölkerung nun abgesehen vom Gesundheitszentrum von MSF in Gumuruk keine Gesundheitsversorgung mehr zur Verfügung. Vor der Zerstörung wurden im Krankenhaus in Pibor zwischen Jänner und März 3.000 Menschen behandelt und 100 Patienten mit Kriegsverletzungen operiert, darunter auch SPLA-Soldaten.
Wiederholte Ansuchen von MSF um eine Genehmigung, ausserhalb dieser Städte Hilfe für die Menschen leisten zu dürfen, die sich im Busch verstecken, wurden von den Behörden abgelehnt. Vor kurzem wurde MSF unmissverständlich von SPLA-Befehlshabern darüber informiert, dass die Organisation keine Genehmigung erhalten würde, im Oppositionsgebiet medizinische Hilfe zu leisten, und dass keine Bedarfserhebung bei den Vertriebenen zugelassen werde, bis die Regierung das Gebiet unter Kontrolle habe.
„Die Teams von MSF stehen bereit, die medizinische Hilfe für alle Menschen in Not wieder aufzunehmen und auszuweiten, unabhängig davon, welcher Gruppe sie angehören. Doch die südsudanesischen Behörden müssen eine ungehinderte Leistung humanitärer Hilfe für die Vertriebenen ermöglichen“, erklärt Bart Janssens. „Alle Konfliktparteien müssen medizinische Einrichtungen, Gesundheitspersonal und Patienten respektieren, das kann nicht genug betont werden. Die Vertriebenen befinden sich in einem Gebiet, das demnächst einen Meter oder mehr unter Wasser stehen wird“.