Südsudan: Die Gewalt im Bundesstaat Jonglei erschwert den Noteinsatz von MSF
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Trotz der Unsicherheit nimmt MSF die Arbeit in Pibor wieder auf, um auf die schweren Gewaltausbrüche von Anfang Januar zu reagieren.
Juba/Zürich, 11. Januar 2012. Am 7. Januar sind 12 Mitarbeiter von Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) in die Stadt Pibor im Bundesstaat Jonglei zurückgekehrt, um im Anschluss an die schweren Gewaltausbrüche zwischen verfeindeten Stämmen Nothilfe zu leisten. Die zerstörten Einrichtungen von MSF und ein allgemeines Klima der Unsicherheit erschweren die Arbeit erheblich.
„Es herrscht ein starkes Gefühl der Unsicherheit in der Gegend um Pibor“, sagt Colette Gadenne, Projektleiterin von MSF im Südsudan. „Viele Bewohner, auch viele unserer lokalen Mitarbeiter, suchen derzeit im Busch in der Umgebung von Pibor nach vermissten Familienmitgliedern und befürchten das Schlimmste. Diese Situation und die schweren Beschädigungen an unserem medizinischen Material machen es extrem schwierig für uns, schnell die dringend benötigte Nothilfe zu leisten.“
MSF hatte vor Ausbruch der Gewalt alle Mitarbeiter, die nicht aus der Region sind, in die Hauptstadt Juba evakuiert. Die lokalen Mitarbeiter hatten die Stadt verlassen und sich zusammen mit den anderen Einwohnern versteckt. Bis Dienstag blieben 60 der 155 lokalen Mitarbeiter im Bezirk Pibor vermisst. MSF ist äusserst besorgt um diese Mitarbeiter und die mit ihnen geflohenen Einwohner.
Wiederaufbau der Einrichtungen
Das MSF-Spital in Pibor wurde völlig verwüstet. Die Betonmauern und das Dach des Hauptgebäudes sind zwar weitgehend intakt, aber die medizinischen Geräte und die Medikamente sind nicht mehr zu gebrauchen. MSF hat begonnen, die Einrichtungen wieder instand zu setzen, damit die Teams ihre Arbeit möglichst bald wieder aufnehmen können. Zudem liess die Organisation mehr als eine Tonne medizinisches und logistisches Material sowie Medikamente in die Stadt einfliegen. Weitere Lieferungen sind für Mitte Januar geplant.
Unter diesen schwierigen Bedingungen haben die MSF-Teams damit begonnen, die ersten Rückkehrer zu behandeln. Es ist allerdings nahezu unmöglich, den medizinischen Bedarf der Menschen zu beurteilen, solange nicht mehr Einwohner aus ihren weit verstreuten Verstecken im Busch zurückkommen. In den kommenden Tagen wird MSF zudem abschätzen, welche Unterstützung nebst der medizinischen Versorgung notwendig ist, und wird entsprechend humanitäre Massnahmen einleiten.
Seit 2005 leistet MSF medizinische Hilfe für die 160’000 Menschen im Bezirk Pibor sowie in anderen Teilen des Bundesstaats Jonglei. Die Organisation bemüht sich, die medizinische Versorgung so schnell wie möglich wieder in vollem Umfang und in derselben Qualität wie vor dem Gewaltausbruch aufzunehmen.
MSF hat bei der Arbeit in nahezu allen Regionen des Südsudans stets besonderen Wert auf Unparteilichkeit und Neutralität gelegt. Dennoch sind im Jahr 2011 drei medizinische Einrichtungen der Organisation im Bundesstaat Jonglei angegriffen worden. MSF verurteilt die Angriffe jeglicher bewaffneten Gruppe auf medizinische Einrichtungen, ist aber weiterhin entschlossen, humanitäre Hilfe für die Bevölkerung zu leisten.