Südsudan: Gewalt gegen Spitäler verhindert medizinische Hilfe

«Les niveaux de violence atteints sont parfois atroces, et les structures de santé n’ont pas été épargnées,» explique Raphael Gorgeu, chef de mission.

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Ein neuer Bericht von MSF zeigt die Folgen der Angriffe auf medizinische Einrichtungen auf und soll die Beteiligten zu einem Dialog ermutigen.

Die Gewalt in Spitälern und die Zerstörung von Gesundheitseinrichtungen im Südsudan verhindern die medizinische Versorgung jener Bevölkerungsgruppen, die sie am dringendsten benötigen, warnt Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF). Im heute veröffentlichten Bericht «Konflikt im Südsudan: Gewalt gegen medizinische Hilfeleistungen» dokumentiert die medizinische Hilfsorganisation Übergriffe gegen Gesundheitseinrichtungen und die Folgen für die Bevölkerung. MSF ersucht alle Konfliktparteien eindringlich, Angriffe auf medizinische Einrichtungen zu verhindern.
Seit im Dezember im Südsudan bewaffnete Konflikte ausgebrochen sind, wurden nach Angaben von MSF mindestens 58 Menschen in medizinischen Einrichtungen getötet sowie mindestens sechs Mal Spitäler geplündert oder niedergebrannt. Diese Zahlen sind nicht vollständig, sondern entsprechen lediglich dem Wissenstand der Organisation über Vorfälle in Gegenden, in denen MSF tätig ist oder die medizinische Versorgungslage analysiert hat.

Hunderttausende Menschen von Versorgung abgeschnitten

«Bisweilen kommt es in diesem Konflikt zu unglaublichen Gewaltakten, auch gegen medizinische Einrichtungen», sagt Raphael Gorgeu, Einsatzleiter von MSF. «Patienten wurden in ihren Betten erschossen, lebensrettende medizinische Einrichtungen wurden niedergebrannt und komplett zerstört. Diese Angriffe haben weitreichende Folgen für Hundertausende von Menschen, die nicht mehr medizinisch versorgt werden können.»
Das Ziel des heute veröffentlichten Berichts ist es, die Folgen dieser Angriffe aufzuzeigen und die Beteiligten zu einem Dialog zu ermutigen. Nur so kann die Situation verbessert und die Gesundheitsversorgung im Südsudan sichergestellt werden.
Bei schweren Gefechten in den Städten Bor, Malakal, Bentiu, Nasir und Leer wurden die Spitäler dieser Orte geplündert. Die Schäden gehen weit über die eigentlichen Gewaltakte hinaus, da wehr- und schutzlose Menschen von jeglicher medizinischer Versorgung abgeschnitten werden, gerade wenn sie diese am dringendsten benötigen.

Spitäler in Schutt und Asche gelegt

So wurde das Spital von MSF in Leer im südlichen Bundesstaat Unity zwischen Ende Januar und Anfang Februar zusammen mit dem Grossteil der Stadt zerstört. Es war die einzige Einrichtung, die medizinische Hilfe einschliesslich Chirurgie und HIV- und Tuberkulosebehandlungen für die 270’000 Einwohner der Region anbieten konnte. Komplette Gebäude wurden in Schutt und Asche gelegt; medizinische Geräte und die Ausstattung für chirurgische Eingriffe, für die Arbeit im Labor sowie zur Lagerung von Impfstoffen und Bluttransfusionen wurden vernichtet.
Im Mai, als die Einwohner langsam zurückkehrten, nahm MSF einige Aktivitäten wieder auf. Allein in den ersten drei Wochen behandelten die Mitarbeiter mehr als 1’600 mangelernährte Kinder. Andere Hilfeleistungen wie Routineimpfungen und Notoperationen können von der Organisation jedoch nicht mehr angeboten werden.

Keine Möglichkeit für chirurgische Eingriffe

«Leider haben wir durch diese Krise viele unserer Patienten aus den Augen verloren, vielleicht sind auch einige von ihnen gestorben, da ihre Behandlung nicht weitergeführt werden konnte,» berichtet Dr. Muhammed Shoaib, der medizinische Koordinator von MSF. «Wir sind nun wieder vor Ort und behandeln einige Patienten, können aber nur einen Bruchteil unserer früheren Leistungen anbieten. Es gibt beispielsweise im gesamten südlichen Bundesstaat Unity keine Möglichkeit für chirurgische Eingriffe.»
Andere staatliche Spitäler im Südsudan wurden zu Schauplätzen unfassbarer Gewaltakte, wie etwa das Bor State Hospital, in dem 14 Patienten und ein Angestellter des Gesundheitsministeriums während der Gefechte im Dezember erschossen wurden. Im Februar wurden im Malakal Teaching Hospital vierzehn Menschen in ihren Betten erschossen, elf davon waren Patienten. Im Bentiu State Hospital wurden im April insgesamt 28 Menschen und mindestens ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums erschossen.

Globales Projekt für Sicherheit von Patienten und Personal

MSF hat diese Vorfälle wiederholt aufs Schärfste verurteilt, da sie die humanitären Hilfeleistungen immens erschweren – in einer Situation, in der die Menschen sie am dringendsten brauchen. Die Hilfsorganisation ersucht alle Konfliktparteien eindringlich, die medizinische Versorgung für die Bevölkerung im Südsudan sicherzustellen, damit Patienten ohne Angst vor Gewaltakten medizinische Hilfe aufsuchen können.
Der heute veröffentlichte Bericht ist Teil des Projekts «Medical Care Under Fire» (Medizinische Hilfe unter Beschuss). Die Initiative, die im Südsudan im November 2013 ins Leben gerufen wurde, ist in ein globales Projekt eingebunden, in dem Gewalt gegen medizinisches Personal in Krisengebieten näher untersucht werden soll. Ziel ist es, die Sicherheit von Patienten, Mitarbeitern und medizinischen Einrichtungen zu verbessern. Im Südsudan setzt sich MSF gemeinsam mit Gemeinden, medizinischen und humanitären Partnern sowie Behörden dafür ein, ein sichereres Umfeld für Patienten zu schaffen.