Südsudan: MSF verurteilt Massenangriff auf die Zivilbevölkerung mit Hunderten Toten
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Juba/Zürich, 23. August 2011 – Die internationale medizinische Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat nach den Überfällen auf die Stadt Pieri und zwölf umliegende Dörfern in Bundesstaat Jonglei über 100 Patienten behandelt und weitere 57 Personen in Krankenhäuser nach Leer und Nasir überwiesen. Die Mehrheit der überwiesenen Patienten waren Frauen und Kinder mit Schussverletzungen.
Schätzungen zufolge sind mehrere hundert Personen – einschliesslich Frauen und Kinder – bei dem Angriff am vergangenen Donnerstag ums Leben gekommen. Hunderte wurden Berichten zufolge verletzt. Es ist schwierig, Zahlen über Tote und Verletzte zu bestätigen. Dorfbewohner berichteten Mitarbeitern von MSF aber, dass mehr als 400 Menschen allein in Pieri getötet wurden und fast die Hälfte der Häuser in der Stadt zerstört wurde.
Einrichtungen von MSF in Brand gesteckt und geplündert
Mindestens eine südsudanesische Mitarbeiterin von MSF ist mit ihrer gesamten Familie getötet worden. Ein anderer Angestellter hat 16 Angehörige verloren. 17 Mitarbeiter der Organisation sind weiterhin vermisst. Die Plünderer haben das Gelände von MSF gezielt angegriffen. Sie haben medizinische Geräte, Medikamente und andere wertvolle Gegenstände gestohlen und Teile der Einrichtung niedergebrannt.
„Wir verurteilen diesen Angriff auf unsere Mitarbeiter und auf die medizinischen Einrichtungen auf das Schärfste“, erklärt Jose Hulsenbek, Programmleiterin von MSF im Südsudan. „Es ist schwierig, sich das Ausmass dieser gewaltigen Attacke überhaupt vorzustellen. Wir versuchen noch immer, zunächst einmal einen Überblick über all die Toten und Verletzten und über den entstandenen Schaden zu gewinnen. Diese Angriffe sind völlig inakzeptabel. Medizinische Einrichtungen müssen immer als neutrale Orte respektiert werden, in denen die Patienten und das medizinische Personal keine Angst vor Übergriffen haben müssen.“
Auch lebenswichtige Wasserstellen wurden zerstört. Die meisten Dorfbewohner verbringen die Nächte aus Angst vor neuen Angriffen ausserhalb der Dörfer im Busch.
„Die südsudanesischen Behörden, die internationale Gemeinschaft und andere Hilfsorganisationen müssen nun schnell reagieren, um den Opfern der tödlichen Angriffe zu helfen", erklärt Hulsenbek. „Neben der medizinischen Hilfe durch MSF besteht ein dringender Bedarf an provisorischen Unterkünften, an Nahrungsmitteln und Trinkwasser. MSF ist besorgt über die Situation in den abgelegenen Regionen, die aufgrund der saisonalen Regenfälle noch nicht zugänglich sind. Die Behörden müssen jetzt ihre Anstrengungen intensivieren, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten.
MSF entsendet zusätzliche Hilfsgüter, medizinisches Material und medizinische Teams in die Region, um die Nothilfe-Aktivitäten zu verstärken.