Südsudan: Zehntausende Vertriebene von Krankheiten bedroht

Les conditions de vie dans le camp de réfugiés sont très difficiles

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Zehntausende Menschen, die vor der Gewalt in der Stadt Bentiu geflohen sind und auf dem Gelände der UN-Truppen Zuflucht gefunden haben, finden dort prekäre Lebensbedingungen vor.

Auf dem Gelände der UN-Truppen, wo innerhalb weniger Tage 22’000 Vertriebene Zuflucht gefunden haben, fehlt es an Trinkwasser und Latrinen. Auf dem überfüllten Gelände müssen sich derzeit 130 Personen eine Latrine teilen, viele verrichten ihre Notdurft im Freien. Das stellt ein gewaltiges Gesundheitsrisiko dar. Derzeit stehen weniger als sechs Liter Wasser pro Person und Tag zur Verfügung – als Minimum gelten 15 Liter. Werden die Wasserversorgung und die Sanitäranlagen nicht schnell verbessert, droht der Ausbruch von vermeidbaren Krankheiten.
Die Vertriebenen haben die Wahl zwischen den gravierenden Gesundheitsrisiken in der UN-Basis und der Lebensgefahr im ungeschützten Bereich der Stadt. Einige Vertriebene sind dennoch in die Stadt zurückgekehrt. Nach den Kämpfen am 15. April hat Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) ein zusätzliches chirurgisches Team und mehr medizinisches Material nach Bentiu eingeflogen. Die Mitarbeiter behandeln derzeit 230 Kriegsverletzte mit Schussverletzungen.

Kapazitäten der Hilfsorganisationen sind begrenzt

„MSF und andere Organisationen tun weiterhin ihr Bestes, um die Bevölkerung inmitten dieses brutalen Konfliktes zu versorgen“, betont Raphael Gorgeu, Landeskoordinator von MSF. „Aber wir befürchten, dass die Situation ausser Kontrolle gerät. Die Kapazitäten der Hilfsorganisationen sind begrenzt. Es ist in der gesetzlichen und moralischen Verantwortung aller bewaffneten Gruppen, zivile Todesopfer zu vermeiden, humanitäre Hilfe zu ermöglichen und medizinische Einrichtungen zu verschonen. Sowohl die Opposition als auch die Regierung müssen sich daran halten.“
Welch furchtbare Gewalt sich während der jüngsten Kämpfe in der Stadt abgespielt hat, belegen auch die Augenzeugenberichte, die ein Team von MSF in der vergangenen Woche gesammelt hat. Die Bewohner beschreiben grausame, gezielte Tötungen, selbst innerhalb des staatlichen Spitals.
„Was ich in Bentiu gesehen habe – verstümmelte und verwesende Leichen auf den Strassen, Hunden und Vögeln zum Frass preisgegeben – ist ein Affront gegen die Menschlichkeit“, sagt Raphael Gorgeu. „Die Gewalt im Südsudan hat eine besonders hässliche Wendung genommen. Sie beraubt die Bewohner ihrer grundlegenden Menschenwürde. Es ist schrecklich, so etwas mitansehen zu müssen.“

Gezielte Tötungen innerhalb des Spitals

Augenzeugenberichten zufolge wurden selbst im Spital bis zu 33 Menschen getötet, darunter ein Klinikmitarbeiter. Unter den Opfern befanden sich demnach Personen aus der Region Darfur im Sudan sowie Angehörige sowohl der Volksgruppen der Nuer wie auch der Dinka. „Bewohner, die vor der Gewalt ins Spital geflohen waren, wurden je nach ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Bevölkerungsgruppen gezielt angegriffen“, berichtet Christopher Lockyear, Programmverantwortlicher von MSF in Amsterdam. „Wir müssen einmal mehr feststellen, dass Spitäler, die sichere Zufluchtsorte sein und von allen respektiert werden sollten, Tatorte grausamer Übergriffen werden.“
MSF hat schon vor dem Ausbruch des Konflikts im Dezember ein Projekt zur Behandlung von HIV/Aids und Tuberkulose im Spital von Bentiu betrieben. Seit Ende 2013 hat die Organisation die Hilfsprogramme im ganzen Land massiv aufgestockt. Derzeit leisten mehr als 300 internationale und mehr als 3’000 südsudanesische Mitarbeiter humanitäre Hilfe in 21 Projekten, die sich auf neun von zehn Bundesstaaten verteilen. In den vier Monaten seit Ausbruch der Gewalt haben sie mehr als 200’000 Patienten behandelt, fast 85 Prozent davon waren Kinder unter fünf Jahren.