Zentralafrikanische Republik: Sich selbst überlassen?
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MSF fordert sofortige Massnahmen als Reaktion auf die medizinischen und humanitären Bedürfnisse.
Drei Monate nach der Machtübernahme durch die Seleka-Bewegung befindet sich die Zentralafrikanische Republik in einer schweren humanitären Notlage, wie die medizinische Nothilfeorganisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) warnt. Das Land stürzte nach dem Putsch ins Chaos, die politische Lage ist weiterhin instabil. UN-Organisationen und viele Nichtregierungsorganisationen haben sich wegen fehlender Sicherheit aus der Hauptstadt zurückgezogen. Der heute von MSF veröffentlichte Report "Central African Republic: Abandoned to its fate?” zeigt, dass die Bevölkerung in grösster Not ihrem Schicksal überlassen wird. MSF befürchtet zudem, dass eine der schwersten Malaria-Epidemien bevorsteht.
Bedrohliche Malariazahlen
Während der Offensive der Seleka wurden Spitäler und Gesundheitszentren geplündert, medizinisches Personal floh. Ohne Ärzte, Medikamente und medizinisches Material hat die Mehrheit der Menschen keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung. Das Land befand sich bereits vor dem Umsturz in einer Krise; die Sterblichkeitsraten lagen an vielen Orten über dem festgelegten Notfallgrenzwert. Mangelernährung und vermeidbare Krankheiten sind häufig, Malaria ist die Todesursache Nummer eins. In diesem Jahr beobachten die Teams von MSF eine erhebliche Zunahme der Malariafälle – im Vergleich zur selben Periode im Vorjahr gibt es 33 Prozent mehr Fälle. „Wir stehen vor einem der schlimmsten Jahre, was die Auswirkungen der Krankheit betrifft”, erklärt Ellen van der Velden, Einsatzleiterin von MSF.
Ein Problem für diejenigen, die im Land medizinische und humanitäre Hilfe leisten, ist der Mangel an Sicherheit. Wie gewisse UN-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen wurde auch MSF in den vergangenen Monaten Opfer von Raub und Plünderungen. Dennoch hat die Organisation während der jüngsten Krise neun medizinische Programme im Land weitergeführt und die Hilfe auf andere Regionen ausgeweitet. Allerdings sind die Bedürfnisse der Menschen so gross, dass weitere Hilfe dringend benötigt wird. Auch die Finanzierung ist ein Problem. Von den Geldern, die im März 2013 von UN-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen für die aktuelle Krise angefragt wurden, sind bisher nur 31 Prozent zugesagt worden.
Hilfe für das Land muss wieder auf die Tagesordnung
MSF appelliert an die internationale Gemeinschaft – einschliesslich der Vereinten Nationen, der Europäischen Union und der Afrikanischen Union – ihre Hilfe für die Zentralafrikanische Republik als Priorität zu behandeln. Die Organisation ruft die internationale Gemeinschaft ausserdem auf, ihr Engagement trotz der aktuellen politischen Situation und der Sicherheitslage beizubehalten und angemessene Mittel bereitzustellen.
Schliesslich fordert die Organisation die Übergangsregierung der Zentralafrikanischen Republik auf, die dringendsten Bedürfnisse der Bevölkerung zu erfüllen und humanitären Organisationen die nötige Sicherheit zu garantieren, damit sie den Menschen im Land Hilfe leisten können.
MSF arbeitet seit 1996 in der Zentralafrikanischen Republik und hat derzeit Projekte in Batangafo, Boguila, Bossangoa, Bria, Carnot, Kabo, Ndélé, Paoua und Zémio.