Geflüchtete syrische Ärzte berichten- Dr. Media Rasheed

Dr. Media Rasheed, 28, Flüchtlingslager Darashakran

3 Min.

Aus Anlass des Weltflüchtlingstags vom 20. Juni berichten wir über drei syrische Ärzte, die selbst aus Syrien geflüchtet sind und jetzt für MSF im Irak arbeiten.

Diese Beiträge zeigen, was diese Ärzte durchgemacht haben und wie wertvoll ihre Arbeit auch jetzt ist.

Wenn der Krieg zu Ende ist, werde ich noch am selben Tag nach Syrien zurückkehren.

Media Rashee hatte 2009 an der Universität ihr Medizinstudium abgeschlossen und war im vierten Jahr ihrer Ausbildung zur Fachärztin für Hämatologie, als sie ihre Tätigkeit abbrechen und das Land verlassen musste.
Media Rashees Familie war bereits aus Damaskus geflohen, während sie in der Stadt geblieben war, um ihre Ausbildung zu beenden. Doch ihre Familie überzeugte sie davon, dass es dort für sie lebensgefährlich sei, und deshalb verliess sie Damaskus Ende Juni 2013 und ging nach Erbil.
Sechs Monate war Media Rashee auf der Suche nach Arbeit, dann nahm sie eine Stelle bei MSF an und arbeitete als Allgemeinärztin, zunächst im Lager Kawargosk, dann im Lager Darashakran, wo sie täglich rund 50 Patienten betreut.

Ich träumte davon, mit MSF in Afrika zu arbeiten

«Für mich als syrische Ärztin in einem Lager für syrische Flüchtlinge ist der Kontakt mit den Patienten nicht auf das Medizinische beschränkt. Einige Patienten haben einfach das Bedürfnis, mit mir zu sprechen. Ich höre zu, wenn sie erzählen, was sie durchgemacht haben, und spüre ihren Schmerz. Es sind vor allem Menschen, die den Konflikten in der ländlichen Umgebung von Damaskus und Aleppo entkommen sind. Besonders betroffen machte mich die Geschichte einer Frau, die ihren Mann bei heftigen Gefechten in Aleppo verloren hatte und nicht einmal die Möglichkeit hatte, von ihm Abschied zu nehmen und ihn zu beerdigen, bevor sie flüchtete.
Vor Ausbruch des Konflikts im Jahr 2011 hatte ich viel von MSF gehört. Ich erinnere mich daran, wie ich in der Schule mit meinen Freunden davon träumte, nach dem Studium mit MSF in Afrika zu arbeiten und die Welt zu sehen. Aber nie im Leben hätte ich mir vorgestellt, ich würde einmal für MSF arbeiten und syrische Flüchtlinge behandeln.
Oft habe ich Schuldgefühle, weil ich mein Land verlassen habe, da wir uns als Ärzte verpflichtet hatten, in Kriegszeiten das Land nicht im Stich zu lassen, doch die Sicherheitslage liess uns keine andere Wahl. Wenn der Krieg zu Ende ist, werde ich noch am selben Tag nach Syrien zurückkehren.»
Mehr als 225’000 syrische Flüchtlinge leben derzeit im Irak, die grosse Mehrheit von ihnen in der autonomen Region Kurdistan. In der Provinz Erbil, die rund 90'000 dieser Flüchtlinge beherbergt, hat MSF im September 2013 ein Projekt im Lager Kawargosk gestartet, ein weiteres im Lager Darashakran im März 2014. Dort bietet die Organisation medizinische Grundversorgung und psychische Betreuung an. Insgesamt wurden bereits mehr als 50'000 Sprechstunden abgehalten. MSF ist auch in der Provinz Dohuk tätig, wo weitere 100'000 Flüchtlinge untergekommen sind. Im Lager Domiz leistet die Organisation Grundversorgung, psychische Betreuung und Behandlungen im Bereich der reproduktiven Gesundheit. Über 200'000 Untersuchungen wurden dort bereits durchgeführt. Im Zuge der gegenwärtigen Verschärfung des Irak-Konflikts strömen weitere vertriebene Menschen aus anderen Teilen Iraks nach Kurdistan, und die Bedürfnisse nehmen damit weiter zu. MSF ist mit mobilen Kliniken unterwegs und untersucht andere Möglichkeiten, um den vertriebenen Menschen zu helfen.