Haiti: Leicht erweiterter Aufgabenbereich
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Die Aufgaben der Teams von MSF haben sich durch den immensen Bedarf an Hilfe erweitert - zentral ist jedoch immer noch die Arbeit in Krankenhäusern und Gesundheitszentren.
In Port-au-Prince sind die Mitarbeiter in sehr unterschiedlichen Strukturen tätig. So ist zum Beispiel das Krankenhaus in Carrefour seit einem Nachbeben derart einsturzgefährdet, dass die Teams von MSF jetzt in zwei benachbarten Schulgebäuden arbeiten, die jetzt den Namen "Neues Carrefour-Krankenhaus" tragen. Dort haben Chirurgen allein am gestrigen Tag 40 Operationen durchgeführt. Im Stadtteil Carrefour Feuille, in dem sich 9'000 Menschen in provisorischen Unterkünften eingerichtet haben, gibt es eine Zeltklinik von MSF. Dort arbeiten zwei Krankenschwestern, ein Arzt und ein Geburtshelfer. Sie behandeln Menschen, die beim Erdbeben verletzt wurden, aber auch zunehmend Patienten mit Fieber und Durchfällen.
Viele zusätzliche medizinische Einrichtungen konnen geschaffen werden. Ein Beispiel dafür ist das "Zeltdorf", das die Teams als Krankenhauseinrichtung zur Unterbringung von Menschen mit Nachsorgebedarf aufgebaut haben. Es liegt in einem Gebiet, das Delmas 30 heisst. Patienten aus anderen Krankenhäusern von MSF werden dorthin gebracht. Brigg Reilley, ein Epidemiologe der Organisation, sieht in der Nachsorge einen der zentralen medizinischen Bedürfnisse in Haiti. "Die schwersten Fälle brauchen regelmässige Wundsäuberungen und Verbandswechsel. Das heisst es gibt grossen Bedarf an Pflegepersonal. Es werden Hauttransplantationen gemacht und Prothesen angepasst werden müssen. Das wird keine Sache der nächsten Wochen, sondern der nächsten Monate und eines noch längeren Zeitraums sein. Auch wenn Haiti aus den Schlagzeilen verschwindet, wird es Patienten mit grossem orthopädischen Bedarf geben", so Reilley.
Eine ähnliche Einrichtung wie in Delmas 30 gibt es nun dort, wo ehemals der Kindergarten "Mickey" war: eine 60-Betten-Einrichtung mit einem Potential für 180 Betten. In Bicentenaire gibt es ausserdem weitere 30 Betten. In der Oberschule in der Region Camps Mars hat eine Klinik geöffnet, in der bald auch Patienten stationär behandeln werden. Ausserhalb von Port-au-Prince, in der Stadt Jacmel, die besonders schwer vom Erdbeben getroffen wurde, arbeitet MSF mit dem lokalen Krankenhaus zusammen und bietet medizinische Hilfe in deren Gebäude und in umliegenden Zelten an.
Einer der anderen Bereiche, in den die Arbeit ausgeweitet wurde, ist die Wasserversorgung. MSF hat die Materialien und die Spezialisten in Haiti und kann nun den Gemeinden in den Regionen helfen, in denen die Organisation medizinische Hilfe anbietet. In Grace Village hat eine neue Klinik geöffnet, und das Team trägt auch die Verantwortung, die 15'000 Menschen in dieser Region mit Wasser zu versorgen. Nahe dem Chancerelle Krankenhaus benutzt MSF Wassertanks, um die Menschen zu versorgen,die dort im Freien kampieren. Ein ähnliches Projekt ist neben Kindergarten "Mickey" in Vorbereitung.