Haiti: Nahezu 100’000 Cholera-Patienten behandelt

Centre de traitement du Choléra à Cap Haïtien, Haïti, 2010

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Port-au-Prince, 14. Januar 2011: Während Haiti jener Menschen gedenkt, die beim schweren Erdbeben vor einem Jahr ums Leben kamen, verlangsamt sich die Ausbreitung der Cholera in Port-au-Prince und im Norden des Landes. Die Teams von MSF sind jedoch weiterhin in Alarmbereitschaft, da der Verlauf des Ausbruchs unberechenbar bleibt.

In den meisten Cholera-Behandlungszentren von MSF in Port-au-Prince, im Nord- sowie im Nordwest-Department sinkt die Zahl der neuen Patienten. In der Region Artibonite, wo die Cholera als erstes ausgebrochen war, sind die Zahlen stabil. Im Süden muss MSF derzeit eine geringere Anzahl an Patienten behandeln, die Zahl der Neuaufnahmen steigt aber leicht.

Einige Zelte in den Behandlungseinrichtungen von MSF, die vor kurzem noch mit Patienten gefüllt waren, sind inzwischen leer. Die Behandlung von Cholera zeigt rasch Wirkung, sodass Betroffene in der Regel innerhalb weniger Tage nach hause gehen können. Wenn die Zahl der Neuaufnahmen sinkt, nehmen daher auch die gesamten Aktivitäten schnell ab.

Das ist jedoch kein Grund für Nachlässigkeit. „Die sinkenden Patientenzahlen bedeuten nicht, dass wir den Kampf gegen Cholera gewonnen haben“, warnt Kate Alberti, MSF-Epidemiologin in Haiti. „Cholera kann unberechenbar sein, insbesondere in einem Land, in dem es noch keine Erfahrungen mit der Krankheit gibt. Die erwarteten Regenfälle können die Situation beeinflussen und die sozialen Unruhen können ebenfalls negative Auswirkungen haben.“ So schränkten etwa Demonstrationen und Gewalt den Zugang zu einer Behandlung Ende 2010 erheblich ein, als der Cholera-Ausbruch in der Hauptstadt Port-au-Prince seinen Höhepunkt erreichte.

Während der letzten Woche behandelte MSF landesweit 5’000 Patienten und Patientinnen in 50 Cholera-Einrichtungen. Damit steigt die Zahl der von MSF behandelten Menschen auf 97’000 seit Ausbruch der schweren Epidemie. Das sind mehr als die Hälfte der 181’829 von den Gesundheitsbehörden gemeldeten Cholerafälle. Diesen offiziellen Zahlen zufolge starben seit dem 22. Oktober 2010 schon 3’759 Menschen an Cholera.
MSF unterstützt ausserdem die Versorgung mit Flüssigkeit zur Rehydrierung in Gebieten, in denen sich die Epidemie noch weiter ausbreiten wird. So auch in entlegenen Regionen und in Dörfern mit schlechter Gesundheitsversorgung.

MSF führt zudem in sieben eigenen Spitälern und zwei Regierungsspitälern in Port-au-Prince die laufende medizinische Hilfe fort. Die Teams leisten Notfallhilfe und Intensivmedizin, kümmern sich um Verbrennungsopfer und Risikogeburten. Ausserhalb der Hauptstadt betreibt die Organisation ein Spital in Leogane und unterstützt eine öffentliche Klinik in Jacmel.

Rund 7’500 haitianische und 430 internationale MSF-Mitarbeitende arbeiten zurzeit in den bestehenden Programmen, einschliesslich der Cholera-Projekte.