Haiti: Regenzeit bringt Cholera-Epidemie zurück
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Um die Epidemie zu stoppen, braucht es sauberes Wasser und Zugang zu Cholera-Zentren für alle Patienten, fordert MSF. Nach Beginn der Regenzeit in Haiti beobachtet MSF einen deutlichen Anstieg der Cholerafälle. In weniger als einem Monat hat sich die Zahl der neuen Patienten in den Behandlungszentren der Organisation in Port-au-Prince und Léogâne mehr als verdreifacht.
Eine der neuen Patientinnen ist Marie, die am 16. April ins Cholera-Behandlungszentrum in Martissanat gebracht wurde. „Ich hatte Durchfall und musste erbrechen. Ich habe sogar das Bewusstsein verloren. Ein Angehöriger hat mich hierher gebracht, es ist das nächstliegende Behandlungszentrum. Die Ärzte haben mir gesagt, dass ich Cholera habe und dass der Flüssigkeitsverlust mich völlig ausgetrocknet hat“, erzählt sie. Genauso wie Marie sind 134 weitere Patienten in der vergangenen Woche in das Zentrum in Martissanat eingewiesen worden. Allein in der Woche vom 16. bis 23. April wurden fast 400 neue Patienten in den spezialisierten Einrichtungen in Port-au-Prince und Léogâne registriert.
MSF hat ein Behandlungszentrum in Carrefour im Süden von Port-au-Prince wieder eröffnet, damit die Einrichtungen in Martissant, Delmas und Drouillard im Zentrum und im Norden der Stadt entlastet werden und die gestiegene Zahl an Patienten bewältigen können. Die Cholerazentren von MSF haben im Moment eine Kapazität von mehr als 200 Betten in Port-au-Prince und 45 in Léogâne. Die Teams bereiten sich darauf vor, weitere Einrichtungen zu eröffnen, falls sich die Epidemie weiter verschärft.
Leicht behandelbare Krankheit
„Cholera ist leicht zu behandeln, aber dazu ist es unerlässlich, dass alle Patienten Zugang zu spezialisierten Einrichtungen haben und dass sie nach dem Auftreten von Symptomen so schnell wie möglich dorthin gebracht werden. Ohne Behandlung kann die Cholera innerhalb von Stunden zum Tod führen“, erklärt Sophie Duterme, medizinische Koordinatorin von MSF in Haiti. Die Behandlung ist einfach. Patienten trinken eine spezielle Rehydrierungsflüssigkeit oder bekommen eine entsprechende Infusion. Bei schweren Fällen wird eine Antibiotika-Therapie vorgenommen. „Den besten Schutz vor der Cholera bietet aber eine sehr sorgfältige Hygiene und das konsequente Desinfizieren des Trinkwassers.“
Weil desinfiziertes Trinkwasser und Latrinen nicht in ausreichendem Masse zur Verfügung stehen, kann sich die Cholera leicht ausbreiten. Die beginnende Regenzeit begünstigt die Verbreitung der Krankheit weiter, weil die Wasser- und Abwassersysteme überflutet werden. „Die Abwasserkanäle in meinem Viertel sind übergelaufen, und in unserer Gegend gibt es kein sauberes Wasser“, erzählt Marie. „Ich wusste, dass ich gefährdet war, mich mit Cholera anzustecken. Aber ich habe einfach keine Wahl.“
Deshalb drängt MSF auch weiterhin die zuständigen Behörden sowie internationale Hilfsorganisationen dazu, desinfiziertes Wasser und Seife zu verteilen sowie öffentliche Toiletten einzurichten und zu unterhalten, um so die Ausbreitung der Epidemie zu verhindern.
Seit dem Auftreten der ersten Cholera-Fälle im Oktober 2010 sind mehr als 500’000 Haitianer erkrankt – das entspricht etwa fünf Prozent der Bevölkerung – und mehr als 7’000 gestorben. MSF hat seitdem in einem bisher beispiellosen Einsatz Behandlungszentren im ganzen Land aufgebaut und insgesamt mehr als 30 Prozent aller Cholerapatienten behandelt.