Interview mit Natasha Reyes-Ticzan, Notärztin von MSF

Philippines, 10.10.2009

1 Min.

Wie sieht euer Tag aus?

Unser mobiles Team war heute im Stadtteil Pasig in Manila unterwegs. Die ganze Gegend steht noch immer unter Wasser, an einigen Orten sogar brusthoch. Man geht davon aus, dass es drei Monate dauern wird, bis das Wasser wieder versickert. Trotzdem waren viele Menschen in behelfsmässigen Booten unterwegs oder wateten durchs Wasser. Es war eine grosse Herausforderung, bis nach Pasig zu kommen. Wir mussten unser Auto verlassen, den Fluss mit einem Motorboot überqueren, um dann in ein kleineres Boot umzusteigen, das durch die engen Strassen kam. Wir haben die Patienten im zweiten Stock eines Hauses behandelt. Die meisten der 92 Patienten, die wir gesehen haben, hatten Atemwegsinfektionen, wässrigen Durchfall, Hautentzündungen oder eine Kombination aus allen drei Krankheiten. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass die Mehrheit der Erkrankungen auf die Fluten zurückzuführen ist. Die Gemeinde hat derzeit keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, da das Gesundheitszentrum überflutet ist.

Was sind die medizinischen Bedürfnisse?

Im Moment sind die die Krankheiten noch einfach und vermeidbar. Werden die allerdings nicht behandelt, können sie sehr gravierend werden, vor allem in den Gegenden, die noch überflutet sind. Die Gemeinden brauchen kontinuierlichen Zugang zu Gesundheitsversorgung. Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene ist genauso wichtig.

Welche Rolle spielt MSF bei der Katastrophe?

MSF versucht in den Gebieten medizinische Hilfe zu leisten, in denen noch keine Hilfsleistungen angekommen sind. Das sind meistens arme städtische Gemeinden, die noch immer überflutet sind und zu denen der Zugang schwierig ist. MSF geht dahin, wo andere nicht hingehen.